Kraftakt Riesling II – Große Gewächse aus drei Ländern (20.06.2009)


Schon im Sommer 2008 hatten wir uns beim ersten Kraftakt Riesling mit großen Gewächsen aus Deutschland, Österreich und dem Elsass erfrischt. Der Abend war so gelungen, dass schon bald der Plan bestand, die Veranstaltung im nächsten Sommer zu wiederholen. Der Kraftakt Riesling des Jahres 2009 wurde pünktlich einen Tag vor Mitsommernacht eingeläutet. In der ersten Ausgabe noch als Dreiländerkampf angelegt, wurden die Weine diesmal in die Einzelwertung geschickt. Verkostet wurde in Dreier-Flights, die der Zeremonienmeister zusammengestellt hatte. Der Rest der Runde schaute blind ins Glas.
1. Peter Jakob Kühn Riesling St. Nikolaus 3 Trauben, 2004 (Magnum)
Bernsteinfarben im Glas mit einen grünen Touch. In der Nase anfangs eher verhalten, dann exotische Früchte, Papaya, auch leichte Reifetöne, sehr harmonisch. Im Mund ölig, konzentriert, kräuterig, jetzt mit Grapefruit und einem Hauch salziger Mineralität. Langer Abgang mit einer Aromatik von Zitronenmelisse. (90 Punkte)
2. Schloß Gobelsburg Riesling Zöblinger Heiligenstein, 2006
Strohgelbe Farbe, in der Nase dezent, eine kühle grasige Note, ätherisch duftend. Im Mund leichter Pfeffer, viel Schmelz und eine herbe Mineralität, dazu eine Spur Fenchel; eine insgesamt ölige Struktur und konzentrierte Frucht; im langen Abgang Zitrone und Anis. (89+ Punkte)
3. Van Volxem Riesling Wiltinger Klosterberg Milichberg, 2002
Gelblich im Glas schimmernd. In der Nase reife, süßliche Früchte, gepaart mit Karamell. Im Mund cremig, ganz deutliche Fruchtsüße mit Pfirsich und weißem Nougat, auch deutliche petrolartige Reifetöne. Manchen eine Spur zu süß, andere loben den Schmelz. Halbtrockener Stil. (88 Punkte)
4. Emrich-Schönleber Riesling Monzinger Halenberg GG, 2001
Im Glas ein helles Gelb. Duft nach gelben Füchten mit einem süßen Touch. Im Mund eine schöne Balance zwischen gelben Früchten und frischen Zitronen; sehr frisch, stahlig im Mund, dabei elegant. Im Abgang ein Touch Kräuter, Zitrus, leichte salzige Note und langer eleganter Abgang. Sehr präsente Säure. (91-92 Punkte)
5. Gunderloch Riesling Nackenheimer Rothenberg GG, 2003
Goldgelb im Glas. In der Nase zunächst etwas verhalten, mit mehr Luft gelbe Früchte; süß wirkend, etwas oxidativ, keine Reifenoten. Im Mund eine schöne Balance zwischen Frucht und Säure; etwas Fruchtsüße; ein kräuteriger, leicht mineralischer Abgang. (91 Punkte)
6. Kühling-Gillot Riesling Nackenheimer Rothenberg GG, 2006
Im Glas eine gelbe Farbe. In der Nase Anis, Süßholz, auch etwas Lack. Im Mund im ersten Moment Fülle, dann wird der Wein immer eindimensionaler. Es verbleibt ein leicht bitterer und brandiger Abschluss, auch nasaler Alkohol. (86-87 Punkte)
7. Marc Kreydenweiss Riesling Wiebelsberg Alsace Grand Cru, 2005
Strohgelbe Farbe. In der Nase Kartoffelwasser, Zitronen-Thymian, Waldboden. Im Mund sehr umstritten – Eindrücke reichen von „hat nix“ bis zu kandierten Zitrusfrüchten; präsente Säure; stumpfe Gerbstoffe; manche bezeichnen den Wein als langweilig. (87 Punkte)
8. Emmerich Knoll Riesling Riede Schütt Smaragd, 2003
Dunkelgelbe Farbe. In der Nase vor allem geröstete Aromen wie Karamell, Kaffee, Steinobst und ein kühler Touch. Im Antrunk eine super Mineralik; feste Säurestruktur mit einer eleganten, sehr feinen gelben Fruchtkomposition; feiner Stil, präzise gewirkt, puristisch; große Länge, auch hier noch einmal elegante Kaffeenoten. (92-93 Punkte)
9. Emmerich Knoll Riesling Riede Schütt Smaragd, 1997
Im Glas eine tiefe Bernsteinfarbe. Die Nase ist geprägt von reifen Früchten, Schiefer, Fruchtsüße und etwas Petrol; einer sagt Hühnerfrikassee; eine durchaus komplexe Nase. Im Mund sehr schön; schlank, gelbe Früchte, Kräuter, verbunden mit einer präsenten Mineralität und einer schön eingebundenen Säure; zusätzlich noch eine Spur weißer Pfeffer und alles bleibt und bleibt. Keine Alterungstöne, ernster Stil. (93-94 Punkte)
10. Georg Mosbacher Riesling Deidesheimer Kieselberg GG, 2002
Bernsteinfarben im Glas. In der Nase Bayrisch Malz, leichter Petrol, dazu ein Touch Zitrone. Im Mund füllig wirkend, einer sagt „Wolle“, Zitrone mit einer spitzen Säure im Abgang. Andere schmecken Apfel, wiederum andere schmecken Rauch, wirkt etwas gezehrt. Mittellanger Abgang, straighter Stil. (88 Punkte)
11. Heymann-Löwenstein Riesling Hatzenporter Kirchberg Erste Lage, 2004
Goldgelb im Glas schimmernd. In der Nase Zündholz, Schwefel, Dörrobst, getrocknete gelbe Früchte, Kräuter; recht tiefe Nase. Im Mund Kräuter, reife gelbe Steinfrucht, einige Fruchtsüße, eine cremige Struktur, gute Länge. (88 Punkte)
12. Domaine Zind-Humbrecht Clos Windsbuhl, 2001
Im Glas ein tiefes Gelb. In der Nase Steinobst, leichter Touch von Petrol, Kaffee. Im Mund füllig mit einer sehr präsenten Säure in Kombination mit einer schönen Frucht. Der Wein hält Frucht, Säure und Mineralität sehr lange. Der Abgang ist gut. (91 Punkte)
13. Künstler Riesling Hochheimer Hölle EG Goldkapsel, 2005
Eine verspielte Nase mit cremigen gelben Früchten sowie Zitrus und Orange. Auch im Mund sehr cremig; dazu eine intensive, kraftvolle Mineralität und eine Komposition von gelben Früchten, eingebunden in eine präsente Säure. Der Wein hat Länge und Länge. (93-94 Punkte)
14. Schloss Lieser Riesling Brauneberger Juffer Sonnenuhr Spätlese, 2005
Goldgelbe Farbe im Glas. In der Nase der für Lieser typische kleine Stinker; Schwefel und Feuerstein, dazu Keks, saftiger Pfirsich, Rauch. Im Mund Pfirsich, dunkle Schiefermineralik, ein elegantes Süße-Säurespiel. Keine überbordende Süße; lang; kann reifen. (88 Punkte)
15. Schloss Lieser Niederberg-Helden Spätlese, 2005
Im Glas ein dunkles Strohgelb: In der Nase Orangenzeste, Keks, Pfirsich. Im Mund saftiger Stil, Honigspuren, Butterkeks, weniger mineralisch als die Juffer Sonnenuhr; feiner Stil, jung, mittellanger Abgang, in dem Schiefer und gelbe Früchte vorherrschen. (89-90 Punkte)
16. Markus Molitor Riesling Zeltinger Schlossberg Auslese, 2001
In der Nase etwas schwefelig. Im Mund eine schöne Frucht, allerdings derzeit indifferent; präsentiert sich verschlossen und ist nach einem guten Beginn im Verlauf blockiert; schöne Säure und Struktur; unbedingt in zwei, drei Jahren nachverkosten. (89+ Punkte)
Die meisten Weine waren neu im Rennen, und doch stand hinterher wieder der Vorjahressieger ganz oben auf dem Siegertreppchen. Emmerich Knoll bekam erneut völlig verdient die Rieslingkrone verliehen, und das zum zweiten Mal hintereinander. Den ersten Platz musste er sich diesmal jedoch teilen, und zwar mit einer Hochheimer Hölle Goldkapsel von Künstler, die die Runde mit einer unerhörten Cremigkeit ins Schwärmen brachte. Wer weiß, vielleicht können wir die beiden Weine ja im Sommer 2010 wieder gegeneinander antreten lassen. Der nächste Kraftakt ist auf jeden Fall fest eingeplant. Mehr dazu im nächsten Sommer, und der kommt ganz bestimmt!

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