Eine Weinreise ins Elsass im Sommer 2013

Titel Artikel Elsass 2013 (100 von 1)

Gemeinsam mit sieben weiteren Weinnasen ging es im Frühjahr 2013 endlich mal wieder Richtung Colmar. Die letzte Reise lag bereits fünf Jahre zurück und so war meine Vorfreude auf Flammkuchen, Vogesen, Fachwerkhäuser, Gewürztraminer zahlreichen Sternen auf meinem Teller groß. Konsequent zum gesamten Wetterverlauf im Frühjahr 2013 war mal wieder Dauerregen angesagt und so flugs die Regenjacke in den Koffer geworfen – es sollte sich als guter Entschluss erweisen.

Elsass Bilder 2 (100 von 1)Für die drei Tage hatten wir uns täglich zwei Weingüter ausgesucht und mit Kreydenweiss, Marcel Deiss, Ostertag, Meyer-Fonné, Léon Beyer und Paul Blank ein buntes und abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Abends folgten wir dann dem Ruf der unzähligen Spitzenrestaurants. Dazwischen schlenderten wir durch malerischen Orte wie Ribeauvillé, Riquewihr, Ammerschwihr, Kayersberg und Turckheim, wo wir im Hotel des Vosges unser Quartier aufgestellt hatten. Bei den Ausflügen galt es stets den Regenschirm und die Jacke griffbereit dabei zu haben, denn mit Ausnahme des ersten Tages regnete es eigentlich durchgehend, gelegentlich schüttete es wie aus Kübeln und wir wollten nicht so aussehen wie die meisten der zahlreichen Störche samt ihrem Nachwuchs, die ziemlich bedröppelt auf ihren Kirchtürmen ausharten, während ein Rinnsal von ihren Schnäbeln floss.

Elsass Hotel  (100 von 1)Unmittelbar nach dem Check-In am Mittwochabend ging es auf den kürzesten Weg nach Ingersheim zur Taverne Alsacienne, einem Restaurant mit überaus schmackhafter bürgerlicher Küche und einer himmlischen Weinkarte mit teilweise unglaublich günstigen Preisen, auch bei gereiften Weinen. Ein echter Tipp für alle Weinfreunde.

Zur Einstimmung gab es mit dem Jacques Selosse Initial einen herrlich gereiften Blanc de Blancs-Champagner mit punktgenauer Dosage, schmelzigem Mundgefühl, ein sinnlich saftiger Schäumer mit viel Briochenoten, milder Perlage und guter Länge, nicht sehr tief oder komplex, aber leckere 89/100. Elsass Reise Selosse Initial  (100 von 1)Nach diesem Begrüßungsschluck begannen wir unsere Weinreise standesgemäß für einen Elsass-Besuch mit einem Clos Ste. Hune aus 2001 von Trimbach. Meine beste Flasche bisher, weil sie in ihrer Entwicklung bereits etwas weiter schien, wobei wir auch hier Jungwein im Glas hatten. Die Nase mineralisch geprägt, Kieselsteine, Basaltanklänge, junge Melone, Malz und Abrieb von der Orange, am Gaumen betont trocken, kühl und ernsthaft, würzige Aromen, jugendliche Steinfrüchte, aber insgesamt auch hier von der Mineralik geprägt, grandiose Struktur, bleibt lange am Gaumen, kann groß werden, heute 92+/100.

Dann kam mit dem 2009erElsass Reise Clos Ste Hune 2001 (100 von 1)Mersault von Coche-Dury ein Traum für jeden Liebhaber weißer Burgunder auf den Tisch, noch dazu zu einem Spotpreis. Schon dieser Village-Wein ist großes Chardonnay-Kino. Ein perfekt komponierter Wein mit punktgenauem Holzeinsatz, die Säure bizzelt auf dem Gaumen, tiefe Gewürzaromatik, tropische, aber stets finessige Frucht samt nussigem Einschlag, wirkt ungemein packend und frisch, bleibt lange am Gaumen haften, das Holz zeigt sich hier noch ein wenig zu deutlich, wird sich aber einbinden, großer Stoff 92+/100.

Dann ging es mit den Roten weiter und wir blieben im Burgund. Der 1999er-Mazis-Chamberin von Faiveley war für mich eine EnttäuschungElsass Reise Coche-Dury Meursault 2008 (100 von 1) und zeigte nicht die besonderen Noten dieser großartigen Lage. Offenes Bukett nach rotbeerigen Früchten, wirkt etwas verwaschen, Anklänge an Wildkräutern, alles nicht sehr herausgearbeitet, am Gaumen von miElsass Reise Faiveley Mazis-Chambertin 1999 (100 von 1)ttlerem Körper, erneut rotbeerige Früchte, Hagebutte, wirkt etwas eindimensional, es fehlt an Spiel und Körper, in der Mitte regelrecht aromatisch dünn, solides Säurespiel, die Tannine noch recht kräftig, knapp mittlerer, leicht metallischer Nachhall, enttäuschende 85/100.

Wir flüchteten mit dem 2000er-Certan des May ins Pomerol und bekamen Elsass Reise Certan, 2000 (100 von 1)einen Duft voller Schokolade, Karamell vom Holz, dunklen Beerenfrüchten und getrockneten Pflaumen, wirkt insgesamt noch recht jung und unfertig. Am Gaumen ebenfalls verschlossen, mit satter dunkler Frucht, erinnert an Brombeeren, jungen Pflaumen, die Tannine noch leicht trocknend, das Holz fein, aber noch etwas abseits stehend, gute Struktur, feste Säure, mittlerer Nachhall, hier haben wir Kindermord betrieben, denn der Wein bringt eigentlich alles mit um locker in den ausgezeichneten Bereich vorzustoßen, aber heute fliegt er nicht, trotzdem gut trinkbar 89+/100.

Auf der fast schon verzweifelten Suche nach einem charmanten Rotwein landeten wir nach einiger Diskussion in Elsass Reise Sassicaia, 1996 (100 von 1)Italien und ließen uns den 1996er-Sassicaia bringen. Ein herrlich taufrisches, jedoch in seiner Aromatik geöffnetes Bukett, klare dunkler Beerenfrucht nach reifen Cassis, Brombeeren und Blaubeeren, ein Hauch Vanille vom Faßausbau. Am Gaumen ebenso präzise mit betörendem saftigen Antrunk, die Tannine perfekt abgeschmolzen und so fließen sie puderweich über meinen Gaumen, herrlich gereifte Cassis-Frucht mit leicht süßlichem Einschlag, die Säure sehr fest mit Biss, das Holz zeigt erneut Vanille und zarte Bitterschokolade, insgesamt ein sehr stimmiger Verlauf, wenngleich im hinteren Verlauf es am letzten Ausdruck fehlt, aber ein deutlich ausgezeichneter Wein 92/100. Als Absacker bzw. zum Dessert gönnten sich mancher von uns noch den 1990er-Riesling Sélection de Grains Nobles aus dem Grand Cru Clos St. Landelin in Vorbourg von René Muré. Eine wunderbar gereifte BA mit Duft nach getrockneten Rosinen, süßem Pfeiffentabak, Wachs und Brotkruste, am Gaumen noch erstaunlich frisch Elsass Reise Muré Clos St. Landelin Grains Nobles, 1990 (100 von 1)mit lebhaftem, feinporigem Säurespiel, die Aromatik fächert wunderbar auf und verleiht ihm eine unvermutete Frische und Trinkfreude, die Süße sitzt perfekt zu unserem Rhabarber-Apfel-Strudel und er endet markant auf Pfeiffentabak, nicht jedermanns Sache, aber für die offeneren Gemüter unter uns ein tolles Verkostungserlebnis 90/100. Ein wirklich lohnender Besuch ging hiermit zu Ende und nachts träumte ich von dem frischen Gemüse an Safransoße, der punktgenau gebratenen Jakobsmuschel und der pikanten, saftig-vollmundigen Lammschulter.

Kreydenweiss Titel Verkostung (100 von 1)Am nächsten Morgen ging es Richtung Andlau zu Kreydenweiss. Mein zweiter Besuch in der wohnlichen Verkostungsstube mit Blick auf den Kastelberg, der besten Grand Cru-Lage des Weingutes. Übrigens ein Betrieb der überaus anspruchsvolle Weine erzeugt, mit dezidiert eigener Handschrift, Weine mit Charakter, die eine sehr wechselhafte Entwicklungsphase haben. Erwischt man sie zum falschen Zeitpunkt lassen sie einen rätselhaft zurück, wenn sie aber wollen, zeigen sie eine einmalige Facette, die in höchste Höhen führen kann. Ursache hierfür sind vermutlich die konsequent biodynamische Bearbeitung der Weingärten,  lange Maischestandzeiten und fein oxidativer Ausbau im großen Holzfass. Die Weine sind überaus komplex, oft knochentrocken, mit vielschichten Kräuteraromen und einem im Elsass nicht unüblich oxidativen Einschlag, der gelungen eine wunderbare Eigenheit sein kann. Weine für Weinfreaks. Wir probierten:

Kritt Pinot Blanc 2011
Fruchtige Nase mit leichtem Spontitouch, mittlere Körper, fein-saftiger Antrunk nach Melonen, cremiges Mundgefühl, moderater Säure, ein Hauch Restsüße, stimmiger Verlauf, gute Länge, ein trinkiger, einfacher Weißburgunder für den täglichen Bedarf.
84/100

Andlau Riesling 2011
Spontinase, Grapefruit, noch unentwickelt, mineralische Anklänge, am Gaumen klar und saftig, recht charmant-milde Säure, saubere Zitrusfrucht, im Hintergrund junge tropische Ahnung, nett, es fehlt aber an Ausdruck, gute Länge, abwarten. Der Wein ist eigentlich immer ein Empfehlung, ich hatte schon einige schöne Jahrgänge im Glas; daher bin ich hoffnungsvoll.
84+?/100

Clos du Val d´Elêon, 2009
Blumig, grasiger Duft, etwas unklare fruchtige Anklänge, am Gaumen mit mittelkräftigen Antrunk, leichter Oxitouch, deutliche Botrytis nimmt dem Wein ein Stückweit seine Frische, Rosinen und Rosenblätter dominieren recht einseitig den Verlauf, im knapp mittellangen Nachhall zeigen sich gemüsige Noten, nicht mein Fall.
83/100

Kreydenweiss Titel Verkostung 2 (100 von 1)Clos Rebberg Riesling, 2009
Ausdruckstarke Nase mit klar gezeichneter Steinfrucht, dominant ist jedoch die Kräuterwürze nach Oregano und Majoran, dahinter Kalkstein, macht Vorfreude. Am Gaumen sehr saftig und klar, unmittelbar animierend, die Säure sitzt und wirkt fest, sehr würzige Fruchtanklänge, noch jugendlich und unentwickelt, jedoch insgesamt spannungsgeladen und stimmig komponiert, mit eigenständiger würziger Aromatik, schöne Länge.
88+/100

Clos Moenchberg Pinot Gris, 2009
Enorme intensiver Duft nach gereiften, rotwangigen Äpfeln, dahinter diverse Wiesenkräuter, am Gaumen von dichtem Körper, deutliche Oxidation, erinnert an Sherry, angetrocknete Kernfrüchte, erneut viel Kräuter, wirkt trotzdem klar und stimmig komponiert, im weiteren Verlauf schält sich immer deutlicher die Apfelfrucht heraus, herrlich animierendes Säurespiel, gute Länge, durchaus unterschiedliche Eindrücke am Tisch, ich mag diese sehr eigenständige, spannende Aromatik des Weines, kein weichgespülter, langweiliger Grauburgunder, sondern mit einer Menge Charakter. Sie sollten den Wein aber vorab versuchen.
88/100

Wiebelsberg Grand Cru Riesling, 2009
Herrlich klare, mineralische Nase, zeigt unmittelbar große Tiefe und Klasse an, frisch geschnittene Wiesenblüten und Gräser, im Hintergrund junge Blütenblätter, die Nase vibriert und zeigt ständig neue Ansätze. Am Gaumen erneut glockenklar, fast reintönig, jetzt dominiert eine packende steinbetonte Mineralik, wirkt betont trocken mit jugendlichen Steinfrüchten, erneut eine ganze Kräuter- und Blumenwiese am Gaumen, großer Ausdruck und Tiefe, wirkt noch sehr jung, die Säure mit viel Biss und noch etwas unentwickelt, gerade im langen Nachhall noch etwas ungestüm, wird sich finden, schon jetzt ausgezeichnet, kann sich deutlich steigern, dafür ist Geduld erforderlich.
92+/100

Kastelberg Grand Cru Riesling, 2009
Ein Bukett nach Tabak, Wachs und getrockneten Kräutern und asiatischen Gewürzen, null Frucht, noch komplett verschlossen. Am Gaumen von enormer Spannung, jedoch aromatisch schräg, kaum zu bewerten, ein Riesling, der noch viele Jahre benötigt um sich zu entwickelt, alle Komponenten reihen sich in Reih und Glied ein, wenn es sich findet kann es nett werden, heute ruppig, eitel, abweisend und ziemlich durchgeknallt, hab sofort eine Flasche gekauft.
?/100 – werde in ferner Zukunft berichten

Als wir aus der Verkostungsstube heraustraten, regnete es zur Abwechslung mal nicht und so spazierten wir als mentale Vorbereitung für die nächste Verkostung durch die wunderschönen Gassen von Ribeauvillé, dass auf dem Weg nach Bergheim lag, dem Heimatort unserer nächsten Domaine.

Domaine Marcel Deiss, Bergheim
Deiss Verkostung 1 (100 von 1)Wer sich näher mit Elsässischen Weinen beschäftigt, kommt an dieser, für deutsche Weinliebhaber, ungewöhnlichen Domaine nicht vorbei. Hier ist manches anders, zumindest was wir neuzeitlichen Weinfreunde so gewohnt sind. So spielen die Rebsorten hier nur eine untergeordnete Rolle, hier geht einzig und alleine ums Terroir. Deiss erzeugt wirkliche Terroir-Weine – eine der wenigen Winzer, die diesen Ausdruck wohl auch verdienen. Taucht im Basis-Segment noch die Rebsorte auf dem Etikett auf, finden wir bei den anspruchsvolleren Gewächsen nur noch die Lage, denn sie sind alle mit unterschiedlichen Rebsorten bestockt, die sich über viele Generationen als idealle Bestockung für den jeweiligen Boden der Lage erwiesen haben.  Die Weine weisen daher nicht die dominierenden Fruchtaromen einer Rebsorte auf, sondern sind vollständig eigenständig, selbst wenn ein guter Teil aus so ausdruckstarken Sorten wie Traminer besteht. Dazu kommt noch ein extremer Ausbau im großen Holzfass, die Weine gären sehr langsam, teilweise lagern sie dazu noch ein Jahr auf der eigenen Hefe. Der erste Kontakt mit diesen Weinen verlangt Offenheit und Neugierde, hat man sich einmal die Stilistik erschlossen, können sie eine wunderbare Bereicherung der Weißweinsammlung sein. Solange es finanziell möglich ist, werden immer ein paar Deiss in meinem Keller ruhen. Sie sind primär als Essensbegleiter bestimmt, was mich aber nicht abhält sie auch als Solisten zu geniessen.

Das Weingut verfügt über eine angenehme Verkostungsstube und kann jederzeit besucht werden. Wer mehr erfahren will, macht aber besser einen Termin. Wir hatten die Freude eine breite Palette verkosten zu können:

Deiss Riesling 2011 (100 von 1)Riesling 2011
Animierender Duft nach weißen Pfirsichen und tropischen Anklängen, am Gaumen saftig, mit guter Struktur, sehr klare Frucht, feste steinige Mineralität, zeigt für einen Basiswein bereits ein ganz erstaunliche Tiefe, milde Säure, sehr lang. Überaus ansprechender Auftakt!
88/100

Langenberg La Longue Colline, 2009
(Riesling, Pinot Gris, Beurot, Muscat, Pinot Noir), 10g/RZ
Duftet intensiv nach kandierter Zitrone, Blütenblätter, dunklem Waldboden, durchaus vielschichtig. Am Gaumen von mittlerem Körper, sehr saftig, grüner Apfel, Zitrusfrüchte, feine, aber ausdrucksvolle Kräuter, packende, fast resche, zitronige Säure, die Restsüße höher als beim Gutsriesling, aber gut verwoben, mittlere Länge, sehr frisch und animierend zu trinken.
89/100

Deiss Engelgarten 2010 (100 von 1)Engelgarten Le jardin des anges, 2010
(Cuvée vergleichbar mit Langenberg), 10g/RZ
Glockenklarer Zitrus- und Steinobstduft, feine Pfeffernote, noch sehr jung und distanziert, zeigt aber Noblesse. Am Gaumen ungemein crisp mit knackiger Säure, die aber wunderbar interagiert mit der leicht schmelzigen Zitrusfrucht, der Restzucker nimmt der Säure ihre Spitzen, im mittleren Bereich feste Mineralik, erinnert an Basalt und feuchten Kieselsteinen, ungemein fest mit viel Ausdruck, tolle Länge, insgesamt ausgezeichnete Balance und schon heute sehr trinkanimierend. Wie sich zeigen sollte, einer der besten Weine der Probe.
91/100

Rotenberg Bergheim, 2007
(Riesling, Pinot Gris), 30g/RZ
Aus dem Glas strömt die Botrytis in Form von Wachs- und Honignoten, dahinter reife Melone, wirkt etwas schwermütig. Im Mund von kräftigem Körper, aber mit durchaus saftigem Antrunk, der Pinot Gris wirkt im Vordergrund, die Säure schleppt sich ein wenig, die Süße tut ihr Übriges dazu, es kommt keine recht Trinkfreude auf, erdbetonte Mineralik, hinten deutliche Honignoten, langer Nachhall mit Malz und Wachsnoten. Eindeutig ein Essensbegleiter, der als Solist mir zu süß und barock daherkommt. Trotzdem allemal sehr gut.
87/100

Schoffweg Le chemin des brebis, 2009
(Riesling, Pinot Noir), 10g/RZ
Lebkuchenwürze, Röstaromen vom Fassausbau und Kräuter in der Nase. Am Gaumen kräftig, der Alkohol wärmt über den gesamten Verlauf, kandiertes Kernobst, dunkle Beerenfrucht, zum Glück eine lebhafte Säure, mittlere Länge. Ist mir ein wenig zu kräftig geraten, erneut ein Essensbegleiter.
86/100

Gruenspiel Le jue des verts, 2008
(Riesling, Pinot Noir, Gewürztraminer), 10g/RZ
Herrlicher Duft nach Tabak, Steinfrüchten, subtiler Kräuterwürze, Anklänge nach Leder, fällt deutlich aus dem Rahmen, überaus spannend. Am Gaumen mittelkräftig mit saftigem Auftakt, getrocknete Steinfrüchte, vor allem Aprikose, festes mineralisches Fundament, erinnert an erhitztem Stein, leichter Schmelz, getrocknete Wildkräuter, deutlicher Zuckerschwanz im mittellangen Nachhall.
89/100

Deiss Burg, 2010 (100 von 1)Burg Le vignoble feodal, 2008
(Mischsatz traditioneller elsässischer Rebsorten), 50g/RZ
Duftet spannend nach frisch geschnittenem Gras, Wachs, Melone und weißem Pfeffer. Im Mund süß, bleibt aber dank der pikanten Säure durchaus animierend zu trinken, viel tropische Fruchtaromen, im Hintergrund zeigen sich Tabak- und Kräuteraromen, noch recht verschlossen, zeigt aber Tiefe und Ausdruck an, mittlere Länge.
89+/100

Huebuhl Le oú pousse la haie, 2008
(95% Pinot Gris, Rest Pinot Noir und Pinot Blanc), 70g/RZ
Duftet nach Melone, Akazienhonig, Birne und weißen Pfeffer, erinnert eher an einen vom Weißburgunder dominierten Mischsatz mit einer ganzen Menge an Botrytis. Am Gaumen kräftig, kandierte Orangen, Honig und etwas Lacknoten notiere ich, die Säure kämpft tapfer gegen das ganze Konzentrat an, mir ist das einfach zu viel des Guten, aber ich bin auch kein besonderer Freund von dieser Art Wein, sehr süß, gute Länge. Als Dessertwein bestimmt gut zu gebrauchen, bei mir setzt kein Kaufreiz ein.
87/100

Deiss Mambourg, 2009 (100 von 1)Mambourg Alsace Grand Cru, 2009
(Pinot Blanc, Pinot Noir, Pinot Gris, Beurot, Meunier), 8g/RZ
Auf diesen Wein war ich besonders gespannt, schließlich zählt der Mambourg zu den ältesten Weinberge im Elsass. Bereits im Mittelalter wurden auf dieser Kalksteinplatte Weine erzeugt. Hinzu der einmalige Mischsatz und der recht konsequent trockene Ausbau. Was soll ich sagen, der Wein hinterließ derart viele Fragen, dass ich ihn schlussendlich nicht bewertet habe. Er duftete nach frischem Brot, Holzwürze, Schinkenspeck, ohne jede Frucht. Am Gaumen das gleiche Bild, schmeckte als hätte man Rotwein im Glas, maskiert vom Fassausbau, die Säure gänzlich vom Rest abgekoppelt und ziemlich ungehobelt, trotz allem Bemühen finde ich keine Zugang zu ihm und leere meinen Rest in den Spucknapf. Rätselhaft. Ganz sicher werde ich ihn in irgendwann nochmal gereift versuchen, wenn das Holz den Wein freigegeben hat.
K.B.

Deiss Altenberg, 2008 (100 von 1)Altenberg Bergheim Alsace Grand Cru, 2008
Sicherlich der Wein aus einer der bekanntesten Lagen, vermutlich weil sie von Ribeauville gut zu sehen ist. Erneut stehen die Reben auf einer dicken Kalksteinplatte. Ein verführerischer Duft nach Rosenblätter, Marzipan, Quitte, Honig und kandierten Zitronen strömt aus dem Glas, die Meinung hierzu gehen weit auseinander, wer Gewürztraminer nicht ausstehen kann, hat ein Problem. Am Gaumen kräftig mit ungemein saftigem Antrunk, cremiges Mundgefühl, erneut kandierte Zitrusfrüchte, Marzipan, geröstete Nüsse, florale Anklänge, die deutliche Restsüße tritt aufgrund seiner Jugendlichkeit noch stark hervor, straffe Säure, zeigt Tiefe und großen Ausdruck an, aber heute hat er sich im Mund noch nicht wirklich gefunden, mittlere Länge. Ein Wein im Winterschlaf, der aber noch viele Punkte zulegen kann.
89+/100

Deiss Schoenenbourg, 2009 (100 von 1)Schoenenbourg Alsace Grand Cru, 2009
Der Spitzenwein von Deiss aus sicherlich der besten Lage rund um Riquewihr, mit seinem einmaligen luftigen Tonboden mit bester Drainage. Die Weine sind bekannt für ihr langes Reifepotential und erreichen in der Regel nicht vor 10-15 Jahre nach ihrer Abfüllung ihren Höhepunkt. Heute zeigte er uns viel Schokolade, reife Zitrusfrüchte, Melone und Ananas im Hintergrund in der Nase, aber auch erdbetonte Mineralik, Honig und Akazienblüten. Am Gaumen von großer Dichte, wirkt verschlossen, aber jederzeit fokussiert, feines Säurespiel, erneut Schokolade, Blütenduft, noch unscharfe Fruchtaromen, ist noch im Winterschlaf, aber beste Anlagen sind mühelos zu erkennen, unglaubliche Länge, könnte ein großer Wein werden, wenn die Säure ihre Frische behält.
91+/100

Alter Rebstock Clos Ste. Hune (100 von 1)

(Eine alte Rebe auf der vermutlich bekanntesten Riesling-Lage der Welt – dem Clos Ste. Hune, aus dem auch ich die bisher rätzelhaftesten und größten Rieslinge meines Weinlebens getrunken habe.)

Anschließend ging es nach Colmar ins L´atelier du Peintre, einer der wenigen Orte, die selbst für unseren Gastgeber Neuland waren. Ein ziemlicher Kontrast zur Taverne Alsacienne in Ingersheim. Die Küche deutlich moderner, man konzentriert sich auf wenige Gerichte, die dann aber allemal von kundiger Hand Leon Beyer RR 2004 (100 von 1)zubereitet an den Tisch kamen. Leider viel das Niveau außerhalb der Küche deutlich ab. Die Weinkarte war eher lieblos zusammengestellt, im besten Falle wurde schnell deutlich, dass es dieses Restaurant noch nicht lange gibt.

Leider war der Service ein wenig schusselig und eine sonderliche Kenntnis über Gerichte und Weine stand ihm auch nicht im Wege. Manchmal gereicht dies aber auch zum Vorteil und so kam ein angekündigter einfacher 2004er-Riesling von Leon Beyer als RR auf den Tisch, auf den wir uns dann mittels mehrerer Flaschen über den gesamten Abend konzentrierten, viel dürfte davon nun nicht mehr im Keller sein.  Über die anderen Weine des Abends wollen wir mal den Mantel des Schweigens legen. Der RR jedoch überzeugte erneut. Ein nun in seiner Trinkphase angekommener Riesling ohne jede Petrolnote, sehr fest, klar und animierend zu trinken 91-92/100. Ist heute noch ab Weingut zu erhalten und unbedingt eine Kaufempfehlung wert.

Domaine Ostertag, Epfig
Am nächsten Morgen folgte der vinophile Höhepunkt unserer Reise, denn was die Domaine Ostertag mit „nur“ sechs verkosteten Weine auf den Tisch stellt, konnte jeden am Tisch überzeugen und sorgte gar für Begeisterung der verwöhnten Freaks am Tisch. Zu Ostertag habe ich eine besondere Beziehung. Aus dieser Domaine stammt der erste Riesling aus dem Elsass, dem ich ohne zu zögern eine große Bewertung gab, es war der 2005er-Muenchberg. Für alle Freunde des mineralisch geprägten Rieslings ist dieses Gut einfach Pflicht. Er zählt auch heute noch zur ersten Liga und kann mit den viel bekannteren Gütern wie Zind-Humbrecht, Trimbach etc. durchaus mithalten, wobei seine Preise bis heute vernünftig geblieben sind.

Heute ging es mit dem einfachen Muscat los, selbst der war überaus ansprechend.

Ostertag Muscat, 2011 (100 von 1)Muscat Ottonel 2011
Ein herrlich erfrischender Muscat mit glockenklarer floraler Muscat-Nase mit Anklängen von Honig, Melone, der üblichen Curry-Würze und viel Nelken. Am Gaumen von knapp mittlerem Körper, feiner, harmonischer Antrunk, sehr klare Melonenfrucht, weißen Blütenblätter, erneut die typische indische Würzmischung, erfüllt die erhoffte Aromatik an einen Muskat voll und ganz, hinreichend Säure, nicht sehr tief, aber animierend zu trinken, der idealle Apero-Wein bei Sonnenschein auf der Terasse – es muss nicht immer Riesling sein – manche Genossen blicken mich ungläubig an. Egal, ich mags und nehme zwei Flaschen mit, die diesen Sommer nicht überleben werden.
85/100

Ostertag Fronholz, 2011 (100 von 1)Riesling Fronholz, 2011
Eine ganz andere Liga direkt der nächste Wein. Komplexe Nase nach kandierten Zitronen und rote Grapefruit, Anklänge nach edler Vanille, erdbetonter Mineralik, zeigt unmittelbar Tiefe und Noblesse an. Am Gaumen sehr straff, noch jugendlich wild, Zitruszesten, gelbe Grapefruit, dunkle Beerenfrüchte, die Mineralik verändert fortlaufend ihre Richtung, erinnert jetzt aber mehr an feuchten Fels, herrlich tänzelnde Säure, für einen 2011er mit erstaunlichem Biss, im hinteren Verlauf nimmt eine schöne Kräuterwürze zu, schon jetzt ein passabler Nachhall, toller Wein, noch unentwickelt. Potential.
92+/100

Ostertag Heissenberg, 2011 (100 von 1)Riesling Heissenberg, 2011
Im Unterschied zum Fronholz war der Heissenberg offener, duftiger, mit reifem Stein- und Kernobst, gar florale Anklänge, tiefe Mineralik. Im Mund recht kräftig, saftige Frucht, erdbetonte Mineralik, erneut eine schönes Säurespiel, sie wirkt aber weicher, etwas gefällig, aber das ist dann wirklich Geschmackssache, die Mineralik erinnert an Ton und Basalt mit salzigem Einschlag, schöne Länge. Im Vergleich zum Vorgänger ein Charmeur.
91/100

Ostertag (100 von 1)Riesling Muenchberg, 2011
Noch ein Zacken darüber der Muenchberg. Er schien mir den Fronholz und Heissenberg zu vereinen. Zum einen hatte er eine herrliche Fruchtfülle nach frisch aufgeschnittenen Mangos und Ananas und auf der anderen Seite eine feste, sehr steinige Mineralik und im Mund ein herrlich vitaler und feinsinniger Säurebogen, wie ich ihn bei keinem anderen Wein auf der Tour vernommen habe. Trotz der tropischen Anklänge sehr ernsthaft, trocken und distanziert. Am Gaumen dicht, noch etwas verschlossen in der Fruchtaromatik, die Mineralik herrlich salzig, erinnert an Rotliegendes, wobei der Boden soweit mir bekannt vulkanischen Ursprung ist. Ganz sicher zählt er mit zu den ältesten Weinlagen, da bereits im 12. Jahrhundert Zisterziensermönche diese Lage bewirtschafteten. Bleibt über den ganzen Verlauf sehr fest, großer Ausdruck, langer, komplexer Nachhall, könnte in ein paar Jahren ein großer Riesling werden  – am Tisch bei allen Rieslingfreaks einhellige, große Begeisterung.
94-96+/100

Ostertag Zellberg, 2011 (100 von 1)Grauburgunder Zellberg, 2011
Die eigentliche Überraschung für mich war jedoch der Pinot Gris aus dem Zellberg. Mein erstes Erlebnis mit einem Wein aus dieser Lage und ich war platt ob der mineralischen Tiefe, die selbst ein Grauburgunder ins Glas zaubern kann. Blind wäre ich nie auf diese Rebsorte, denn in der Nase wie am Gaumen präsentiert er sich feinsinnig, mit quietschlebendiger Säure, ohne Schwere und Opulenz. Klar er kam gut gekühlt ins Glas, aber die vielschichtigen Zitrusfrüchte erinnern nun wirklich nicht an einen Grauburgunder. Erst mit der Zeit kommt einer herbe Haselnüsse und diverse Kräuter auf und ja, auch eine Ahnung von Melone. Er wirkt aber über den gesamten Verlauf stets mineralisch geprägt, fokusiert und sehr frisch, trotz seiner 14 % vol. Wie er sich mit zunehmender Reife präsentieren wird vermag ich nicht zu sagen, meine zwei Flaschen werde ich aber die nächsten 1-2 Jahre genießen.
92/100

Ostertag Fronholz, 2010 (100 von 1)Gewürztraminer Vendages Tardives Fronholz, 2010
Zum Schluss gab es noch eine herrlich frische, fluide Beerenauslese mit sortentypischen Bukett, die sich dank 11 % vol. gut trinken lies. Im Bukett sofort als Traminer zu erkennen, die floralen und fruchtigen Aromen im schönen Wechselspiel, so dass keine Langweile aufkommt. Im Mund gefiel er mir noch besser, er wirkt über den gesamten Verlauf fast wässrig, die Aromen sehr beweglich, nahezu tänzelnd unterwegs, sehr klar, nicht sonderlich tief oder komplex, aber mit schöner Länge, da kann man sich sogar noch ein zweites Glas einschenken, was mir bei einer BA nur ganz selten passiert.
90/100

Meyer-Fonne Set Up (100 von 1)Meyer-Fonne Katzenthal
Die Weine des Gutes begleiten mich bereits seit etlichen Jahren und haben mir schon viele schöne Momente bereitet. Obwohl dieses Weingut auch in älteren Beschreibungen in die höchste Kategorie eingeordnet wurde, erlangte es, zumindest in Deutschland, keine große Bekanntheit, selbst unter Elsass-Kennern. Vermutlich liegt dies an dem erzeugten Weinstil, der kaum ans Elsass erinnert. Die Weine sind gezeichnet von einer klaren, saftigen Fruchtfülle, eher von mittleren Körper und machen oftmals bereits in ihrer Jugend viel Trinkfreude. Oftmals zeigen die Weine eine feine Lacknote, Anisanklänge und florale Aromen. Sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis, wobei der richtige Freude erst bei den Ortweinen anfängt.

Pinot Blanc Vieilles Vignes, 2012
Ein einfacher, aber herrlich klarfruchtiger, nussiger Weißburgunder mit saftigen Auftakt nach Melone, stimmigen Verlauf, durchaus auch einen gewissen Ausdruck, sehr schöne Qualität für jeden Tag. Für 6,50 Euro ein echtes Schnäppchen.
86/100

Riesling Reserve, 2012
Wie schon öfters erfahren, ist der einfache Riesling wieder etwas dünn geworden. Sauberes Nasenbild, frischer Antrunk mit dezenten Apfelfrüchten, auch etwas junge Aprikosen, wird danach etwas hohl, eher kurz.
80/100

Riesling Vignoble de Katzenthal, 2012
Deutlich besser der Ortwein. In der Nase reife Steinfrüchte, würzige Mineralität. Am Gaumen stoffig, saftiger Antrunk, festes mineralisches Fundament, überaus saftige Aprikosen und Mirabelle, vitales, feinporiges Säurespiel, mittlere Länge, lässt sich schon jetzt animierend trinken.
86/100

Riesling Pfoeller, 2009
Kandierte Zitrusfrüchte, erdwürzige Mineralität, ein Hauch Akazienhonig, feiner Lackeinschlag. Am Gaumen kräftige, die Früchte kandiert, Botrytiseinschlag, die Säure etwas milder, mittlere Tiefe, könnte etwas frischer wirken, mittlere Länge.
86/100

Riesling Wineck-Schlossberg, 2011
Sehr verhaltenes Bukett, etwas Kalkstein und frisch aufgeschnittene Kernfrüchte. Am Gaumen von mittlerem Körper, erneut saftige Stein- und Kernfrüchte, cremiges Mundegefühl, steinbetonte Mineralik, erinnert erneut an Kalkstein, weiße Blütenblätter, insgesamt noch sehr unentwickelt, wie viele 2011er gerade im Winterschlaf, gute Ausdruck, zeigt Tiefe an, mittlerer Nachhall, Entwicklung bleibt abzuwarten,  bin aber optimistisch.
88+/100

Riesling Kaefferkopf Grand Cru, 2011
Ein Rätzel der Kaefferkopf. Wirkt komplett zugenagelt und roch nur nach Schwefel, würzige Anklänge, etwas Anis, am Gaumen ebenfalls ein Pfund Schwefel, da zeigt sich zwar die typisch fleischige Fruchtaromatik am Antrunk, aber der Verlauf eher unharmonisch, die Säure steht abseits, das sitzt noch nicht viel, Entwicklung unklar.
85+/100

Kräutergarten (100 von 1)Anschließend ging es nach Illhaeusern zur Auberge de L´ill, der seit 1967 drei Sterne sein eigen nennt. Für mich eine neue Erfahrung, nach dem Motto: Aha, so kann Lamm schmecken…, alles weiter lesen sie hier bei Willi, der an dem Abend ebenfalls am Tisch saß. Zum Trinken gab´s den herrlich süffigen, nicht sonderlich komplexen Duval Leroy Brut, mit schmeichelnder Süße und zarter Perlage 89/100. Gegen den Durst wurde dann aus der Magnum der Ostertag Muenchberg Gand Cru aus 2008 serviert. Was soll ich sagen, schon wieder ausgezeichnet, sehr frisch, tief, hochreine und vielschichtige Rieslingfrucht, die Säure mit Biss, alle sind angetan 92/100. Es folgte zum Kalbbries mit frischen Morcheln ein herrlich reifer Vosne Romanée von Méo Camuzet aus 1998, mit samtweichen Mundgefühl, saftiger Pinot-Frucht, jetzt auf den Punkt gereift, ist aber auch keine Eile angesagt 90/100. Enttäuschend dann der 1988er La Mission Haut Brion, keineswegs auf Premier Cru-Niveau, ein Wein ohne Charme, ohne wirkliche Harmonie, mit trockneten Tanninen im Nachhall, mehr als 85/100 war er mir nicht wert, rausgeschmissenes Geld. Sehr schön dann noch ein Riesling Vendanges Tradives von Leon Beyer aus 1995, wirkte noch frisch und spritzig mit verspielter Frucht und Säure, sehr nachhaltig 89/100. Zum Abschluss noch der Rieussec aus 1983, der erneut seine Klasse unter Beweis stellt. Sauterne wie ich ihn mag, viel Organgenschalen, Tabak, herben Kräutern und Honig, feines Säuregerüst, wirkt trotz aller Reife leichtfüßig und bleibt stets animierend zu trinken 92/100.

Léon Beyer, Eguisheim
Leon-Beyer Titel (100 von 1)Leon Beyer habe ich erst vor einem Jahr dank eines Weinfreundes kennengelernt und mich sprach gleich der erste Wein unmittelbar an. Kein Wunder, denn Beyer erzeugt betont trockene Weine. Sie brauchen in der Regel einige Zeit Reife und man bevorzuge eher die schlanken, als die fetten Jahre, denn ansonsten kann der Alkohol gelegentlich aus dem Ruder laufen. Findet sich dieser aber gut ein, können insbesondere die R-Weine nach 6-8 Jahren ein besonderer Genuss sein, bei bezahlbaren Preisen.

Leon Beyer Sylvaner 2010 (100 von 1)Sylvaner, 2010
Klare, recht verhaltene Nase mit leicht nussiger Nase und einem Hauch Melone. Im Mund schlank, mit rassiger Säure, fein süßlicher Melonennote, sehr animierend zu trinken, schöner Terassenwein ohne sonderlichen Anspruch.
83/100

Pinot Blanc, 2010
Einer der besten Basis-Weißburgunder, die ich seit längerer Zeit im Glas hatte. Feinsinnige Nase nach weißen Blütenblätter, tropischen Anklängen und erdbetonter Würze ohne jeden Schwermut. Am Gaumen mittlere Dichte, saftige, glockenklarer Frucht, für einen Burgunder herrlich vitales Säurespiel, erstaunlich animierend zu trinken, mittlerer Nachhall, ein Spaßmacher für jeden Nachmittag, der auch verwöhnte Gaumen gefallen dürfte und kostet quasi nix.
87/100

Leon Beyer Riesling, 2011 (100 von 1)Riesling, 2011
Kaum Bukett, ein wenig steinige Mineralität, null Frucht, am Gaumen eine unangenehme käsige Note, knochentrocken, erneut keine Frucht, hier passt nicht viel zusammen, eine Enttäuschung.
74/100

Riesling Les Ecaillers, 2007
Roch nach Fahrradschlauch, Karamell und leichten Oxitouch. Im Antrunk erneut Karamell, die Frucht bereits auf dem Rückzug, sehr trocken, knapper Nachhall, deutlich besser als der Wein davor, aber weit davon entfernt Freude zu verbreiten.
80/100

Riesling Cuvée des Comtes d´Eguisheim, 2005
Wirkt noch sehr unentwickelt, zeigt aber eine feine, hochreine Steinfrucht, Zitrusabrieb und ein Ahnung von der vorhandenen Mineralität. Am Gaumen deutlich dichter als seine Vorgänger, knochentrocken, viel Substanz, kaum Fruchtaromen, etwas grüner Apfel, steinige Mineralität, hat Zug und Ausdruck am Gaumen, im hinteren Bereich verspielte Kräuterwürze, etwas Dill und Estragon, Eisbonbon, cremige Mundgefühl, dürfte in fünf Jahren ein ausgezeichneter Wein sein.
88+/100

Riesling RR „Rare“, 2004
Schon öfters im Glas und stets überzeugend. Ein jetzt wunderbar gereifter Riesling, der das ganze Vermögen des Winzers zeigt. Ebenfalls betont trocken ausgebaut, aber mit nun geöffneter blitzsauberer Riesling-Frucht, verfügt über eine vibrierenden Mineralik und verspielter Säure, hat enormen Biss und bleibt über den gesamten Verlauf stets animierend. Gibt es noch zu kaufen, gutes PLV, unbedingt ein Fläschchen mitnehmen.
92/100

Leon Beyer Pinot Blanc 2010 (100 von 1)Pinot Gris, 2011
Merkwürdigerweise wurde uns danach der einfache Grauburgunder vorgesetzt. Recht übliches Nasenbild nach reifen Melonen, viel Würze und nussigen Anklängen, etwas schwerfällig aufgrund gemüsiger Anklänge im Hintergrund. Leider schiebt sich das Gemüse am Gaumen noch weiter in den Vordergrund, wirkt kräftig, recht schwerfällig, die Säure für 2011 erstaunlich lebendig, ab der Mitte kommt die Frucht etwas mehr zu tragen, hat durchaus eine gewisse Struktur, mittlerer Nachhall, Freunde des Grauburgunder werden es mögen, mich nerven diese gekochten Gemüsenoten.
83/100

Leon Beyer Premium (100 von 1)Pinot Gris Cuvée des Comtes d´Eguisheim, 2007
Das ist auch ganz anders geht, zeigt der Comtes. Herrlich saubere Nase nach Orangen, Honig und Butterzopf. Im Mund kräftig, mit fülligen Auftakt und satter, fleischiger Frucht, Orangencreme und tropische Anklänge fallen auf, dahinter eine ganze Nussmischung, erneut eine feine Säure, die aber durchaus gegen die Fruchtfülle ankommt, sehr harmonischer, wenngleich kräftiger Verlauf, gute Länge. Ein toller Grauburgunder zum Essen, jetzt schön zu trinken.
91/100

Gewürztraminer Cuvée des Comtes d´Eguisheim, 2003
Duftet als käme der Wein aus dem Barrique (kommt aber zu 100% aus dem Edelstahl), eine derartige Röstigkeit bringt er mit, Karamell und Rauch verbinden sich sensorisch interessant mit der üblichen floralen Note. Erst am Gaumen eindeutig als Gewürztraminer zu erkennen, da tritt im Antrunk die Litschifrucht deutlich hervor, ansprechend verwoben mit unterschiedlichen Blüttenblätter, eher Flieder als Rosen, erdwürzige Kräuter und Mineralik, konzentriert, der Alkohol wärmt tickt leider etwas hoch und nimmt ihm hinten raus leider einen Teil seiner Frische, verweilt sehr lange am Gaumen.
88/100

Paul Blanck Kientzheim
Paul Blanck titel (100 von 1)
Auf diesen Besuch war ich besonders gespannt, denn irgendwie bliebt Blanck für mich ein ungeschriebenes Blatt – ohne jede Absicht, es ergab sich einfach keine Gelegenheit. Das sollte sich bei dieser Probe gründlich ändern. Was als einfache Probe begann, endete in einem wahrem Fest, in dem Vater wie Sohn des Gutes die Schatzkammer öffneten, weil sie Spaß hatten uns Weinfreaks ihre Weine zu präsentieren und so erlebten wir einen Nachmittag, den man nur mit Winzern erleben kann – komplett verrückt, aber überaus lehr- und vor allem genussreich. Mein herzlicher Dank gilt der unglaublichen Großzügigkeit unserer Gastgeber, die uns tief in die Seele des elsässischen Wein führten. Es soll jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass mir der Weg dorthin durchaus schwer fiel:

Blanck (100 von 18)Sylvaner Vieilles Vignes, 2008
Reife, etwas barocke Nase nach kandierter Melone, viel Botrytis, Rosinen. Am Gaumen kräftig, fast ölig, zum Glück pikante Säure, viel Kräuterwürze, insgesamt aromatisch etwas flach, nicht wirklich mein Fall, wenngleich er im Nachhall etwas auffächert, manche mögens.
83/100

Blanck (101 von 18)Pinot Blanc d´Alscace, 2011
Infantile Nase nach frisch gemähter Wiese, jugendlicher Melone, im Mund saftig, klarer Auftakt, feine Frucht, sehr animierend zu trinken, frische Säure, ein klarer, charmanter Weißburgunder, ohne die übliche Schwere, guter Nachhall, für Freunde der Rebsorte eine Empfehlung.
86/100

Blanck (102 von 18)Auxerrois Vieilles Vignes, 2009
Verhaltene Nase, etwas florale Anklänge, am Gaumen recht kräftig, der Alkohol wärmt, beschränkte Aromatik, etwas verschoben, schleppt sich eher über die Zunge, nicht mein Fall, manche mögen es. Aber wirklich gut ist das nicht.
79/100

Blanck (103 von 18)Riesling, 2011
Der Gutriesling präsentierte sich frisch, fruchtig, klar und animierend. Am Gaumen mittlerer Körper, klarfruchtiger Auftakt, ansprechender Säurebogen, konsequet trocken, kommt trotzdem erstaunlich fruchtbetont daher, gar mit zartem Schmelz, Anklänge von frisch geschnittenen Kräutern und zeigt eine gute Länge. Sehr guter Gutsriesling.
85/100

Riesling Patergarten, 2009
Komplett anders der Riesling aus dem Patergarten. Kaum Frucht in der Nase, aber eine tiefe Mineralik, die an Fahrradschlauch und Thunfischöl erinnert, dahinter kandierte Zitronen, jugendliche Steinfrüchte – tolles Nasenbild. Am Gaumen ebenfalls sehr ausgewogen, herrlich saftiger Auftakt, viel angereifte Steinfrüchte, eine etwas zu milde Säure, im weiteren Verlauf fehlt leider die nötige Spannung für eine ausgezeichnete Wertung, mittlere Länge. Trotzdem schön zu trinken, allemal sehr gut.
87/100

Blanck (104 von 18)Riesling Schlossberg Grand Cru, 2009
Glockenklare Rieslingfrucht nach rotwangigen Äpfeln, Orangenschale, Zitrus, feste steinbetonte Mineralik. Am Gaumen fest, straff erneut mit klaren, noch unentwickelten Fruchtansätzen, überwiegend Steinfrüchte, erneut eine etwas zu milde Säure, trotzdem viel Ausdruck, zeigt Tiefe und Spiel an, herrlich langer, animierende Nachhall, was begeistert ist die klaren Fruchtaromen, die sich bis in den langen Nachhall hineinziehen.
90/100

Jetzt war eigentilch die Probe vorbei, niemand hätte sich beklagt, aber nun ging es in die Schatzkammer….:-))))

Blanck (105 von 18)Riesling Furstentum Grand Cru, 2005
Die Nase präsentiert sich nun spürbar gereifter und zeigt ein herrliches Spiel aus Primärfrucht und der Komplexität zunehmender Reife. Die Mineralik tänzelt auf den Schleimhäuten, insgesamt eher von dunkler Würze, nach Waldboden, Wildkräutern und Linoleum, aber das ist auch Anis, Wachs und Honig von der Boytris, wunderbar mit der Frucht spielend. Am Gaumen herrlich saftig, auch am Gaumen deutlich Anis, gereifte Steinfrüchte in Kräutersud eingelegt, durchaus eigenständig, wirkt über den gesamten Verlauf sehr fest, konzentriert und straff, die Säure reif, aber für 2005 erstaunlich straff, baut im Glas immer weiter aus, langer tiefer, wunderbar nussiger Nachklang, man müsste mehr Zeit für den Wein haben, aber der nächste wird bereits herumgereicht, daher kippe ich meinen Rest weg und notiere hektisch:
92/100

Blanck (106 von 18)Riesling Sommerberg Grand Cru, 2008
Eine kleine Enttäuschung der 2008er-Sommerberg. Duftet verhalten nach noch jugendlichen Stein- & Kernfrüchten, animierend, aber ohne rechte Tiefe. Ein vergleichbares Bild am Gaumen, die Frucht sauber, ja noch jugendlich, viel unreife Äpfel, pikante Säure, hat Biss, aber noch völlig unentwickelt und zeigt heute einfach kaum Tiefe, wo ist die steinige Mineralik vom Sommerberg? Weglegen und in 2-3 Jahren nochmals versuchen.
87+/100

Blanck (107 von 18)Riesling Wineck-Schlossberg Grand Cru, 2009
Mineralisches Bukett nach heißen Steinen, angereifte Aprikosen, Basaltnoten im Hintergrund. Am Gaumen merkliche Restsüße, mittlerer Körper, klare, fast fleische Rieslingfrucht, über den gesamten Verlauf sehr geschmacksschöne, charmante Säure, fast zu stimmig, mittlere Tiefe, gute Länge.
89/100

Blanck (108 von 18)Riesling Selection de Grains Noble Furstentum Grand Cru, 2007
Ausdrückstarke Nase nach hochreifen Stein- und Kernfrüchten, Wachs- und Honignoten von der Boytris, barocker Typ. Am Gaumen erstaunlich frisch, angetrockene Steinfrüchte und Rosinen im Antrunk, festes steingiges Fundament, Lacknoten im Hintergrund, recht süß, aber mit Spiel und Frische, guter Nachhall.
90/100

Pinot Gris Wineck-Schlossberg Grand Cru, 2007
Erstaunlich entwickelt präsentiert sich der Grauburgunder mit deutlichem Oxitouch, viel angtrocknete Kräuter, dahinter zeigt sich Botrytis. Im Mund recht kräftig, mit bemerkenswert vitalem Säurebogen, rosinige Frucht, nussige Anklänge, deutliche Süße, geht im hinteren Bereich etwas in die Breite, er wärmt leicht, es fehlt an Trinkigkeit, mittlere, aber nicht sonderlich aufregende Länge.
86/100

Blanck (109 von 18)Riesling Vieilles Vignes Schlossberg Grand Cru, 1985
Ein herrlich, fast 30 Jahre alter trockener Riesling. Klar die Frucht war weg, dafür roch er nach Tabak, verspielten getrockneten Kräutern und einer Mischung aus Rauch, Kalk und dem perfekten Schuss Botrytis. Im Mund glockenklar, mittlerer Körper, null Frucht, hier ist Steine kauen angesagt, aber auch Kräuter, Karamell, erneut Tabak, der besonders im langen Nachhall einfach nicht enden will, kräftiger Säurebogen, erneut ein herrlicher Riesling aus dem Traumjahr 1985, langes Finish. Für eine höhere Wertung fehlt ihm die letzte Komplexität, jedoch danke ich ausdrücklich für die großzügige Anstellung aus der Schatzkammer des Weingutes.
91/100

Blanck (110 von 18)Gewürztraminer Altenbourg, 2007
Für mich der beste Gewürztraminer der gesamten Reise. Er zeigte in Nase wie Mund die bekannten Aromen, aber seine Würzigkeit von Wildkräutern und den Zitrusfrüchten geben ihm eine herrliche Frische und machen ihn animierend zutrinken. Der Säurebogen ist für einen GW wirklich einmalig, greift er bereits im Antrunk in den Gaumen entwickelt er sich hinten raus zu einem wahren Rausch, wie ich es in einem GW noch nie erlebt habe. Ganz große Länge und Frische. Einige Ignoranten schauen mich wie ein Alien an.
92/100

Blanck (111 von 18)Gewürztraminer Mambourg Grand Cru, 2007
Für mich so ziemlich das Gegenteil vom Altenbourg, der Mombourg. Rosenöl, Blütenwasser, etwas schwülstiger Duft, neigt zur Schwermütigkeit. Am Gaumen von kräftigem Körper, barocker Ansatz, guter Ausdruck, sehr sortentypisch, die heftige Extraktdichte verleiht dem Wein Ausdruckskraft, nimmt ihm aber Biss und Beweglichkeit, festes mineralisches Fundament, langer Nachhall mit enormer Würze. Für Liebhaber üppiger, barocker GWs durchaus sein Versuch wert. Ich schaue auf manche wie auf Aliens.
86/100

Blanck (112 von 18)Gewürztraminer Vendanges Tradives Furstentum Grand Cru, 2009
Komplexe Nase nach diversen Blüten und tropischen Früchten, Basalt- und Rauchnoten, etwas Ingwer, eigen aber gelungen. Am Gaumen dicht, trotzdem frisch, recht süß, aber eben noch sehr jugendlich,  indische Kräuterwürze, etwas Ingwer, im Hintergrund zeigen sich Rosenblätter und Litschi, sehr feines, hochvitales Säurespiel, leider nur mittlere Länge.
90/100

Blanck (113 von 18)Riesling Vieilles Vignes Furstentum Grand Cru, 1995
Süßlicher Pfeiffentabak, Pflaumenwein und Heftpflaster in der Nase, wirkt schon sehr weit entwickelt. Mittlerer Körper, sehr fruchtbetont im Mund, die Früchte getrocknet bzw. kandiert, sehr salzige Mineralität, die Frucht dämmert im weiteren Verlauf immer weiter weg, es bleibt eine pure steinige Mineralität mit Salzkristallen übrig, herrlich eigensinnig, wenngleich auch etwas einseitig.
88/100

Blanck (114 von 18)Riesling Selection de Grains Nobles Furstentum Grand Cru, 2007
Trotz 160 g/RZ von unglaublicher Frische und Noblesse. Er duftete nach kandierten Zitronen, Holunder, feiner Petrolnote, etwas Fahrradschlauch. Im Mund glockenklar, null Botrytis, erneut Zitrusfrüchte pur, die Säure hat den richtigen Biss um gegen die Süße anzukommen, fast alle am Tisch sind unmittelbar begeistern, kaum endender Nachhall. Ein unvergessliches Erlebnis.
93/100

Riesling Selection des Grains Nobles Grand Cru, 1997
Da kam die BA-Cuvée aus verschiedenen Grand Cru nicht mit, obwohl auch sie fast ausgezeichnet war und extakt 10 Jahre älter war. Duftete sehr eigenwillig nach Kastanien, Heftpflaster, etwas Kellermuff, der mit der Zeit immer mehr verschwand, Briochnoten, Rauch. Am Gaumen erneut ein gekonntes Spiel aus Süße und Säure, süßlicher Tabak, die Frucht bereits nahezu komplett zurückgezogen, Karamell und Wachsnoten, mittlere Komplexität, gute Länge.
89/100

Blanck (116 von 18)Riesling Furstentum Grand Cru, 1988
Eine unglaubliche Nase besaß der 88er aus dem Furstentum. Noble Rieslingnase nach Essenzen von Pfirsichen und grünen Äpfeln, ein Schieferhauch weht durch das Glas, alles vollkommen schwerelos, wirkt streng, glasklar und ohne jeden Kompromiss – ich war bereit für >95 Punkte. Leider, leider brach er im Mund ziemlich in sich zusammen, spitze Säure, die fehlende Frucht machte ihn uncharmant, kantiger, leicht metallische Noten, karge Mineralik, der Wein entwickelte sich mit der Zeit besser und wer weiß, vielleicht wäre er in 2-3 Stunden zum vollen Leben erwacht, aber es ging bereits zum nächsten Wein.
85/100

Blanck (117 von 18)Riesling Furstentum Grand Cru, 1994
Und wenn der Chef persönlich ausschenkt, kommt Großes eben zum Schluss. Und genau in dieser Kategorie waren wir nun angekommen und offensichtlich war 1994 nicht nur in Deutschland ein super Jahr für trockenen Riesling. Er roch wie der 88er davor, nur zeigte er noch deutlich mehr Frucht, kandierte Zitrusfrüchte vom Kalkstein ummantelt. Am Gaumen von perfekte Harmonie, die Säure wie ein Strich und massiert meine Wangenflanken aus das Allerfeinste, bereits beim Trinken läuft einem das Wasser im Munde zusammen, die tiefe Mineralik tut ihr Übriges dazu, dass man den Wein nur als rücksichtslos beschreiben kann, noch von ganz viel Kraft und Vitalität beherrscht, ich notiere noch weißer Rauch, Holunder, Abrieb von Limetten und Orangen, erhitzter Stein, unglaubliche Länge, noch infantil wirkend, dürfte noch Potential nach oben haben und zählt zu den besten elsässischen Rieslingen, die ich je im Glas haben durfte.
95+/100

Eine wirklich großartige Probe, bei der man Vater wie Sohn des Weingutes die Begeisterung und Faszination ihrer eigenen Weine in jeder ihrer Fasern anmerkte. Ein unvergesslicher Moment großen Genusses und Gastfreundlichkeit.

Titel Anleser (100 von 1)Zum Abschluss wurden wir noch in der Wistub du Sommelier in Bergheim verwöhnt. Man spricht Deutsch, das Essen auf ambitioniertem bürgerlichen Niveau, die Einrichtung urig-gemütlich und die Weinkarte hält einige Überraschungen zu vernünftigen Preisen bereit und so ging es an unserem letzten Abend nochmals richtig zur Sache. Als Auftakt kam der 2010er-Riesling aus dem Schlossberg von der Domaine Weinbach ins Glas. Ein weiterer Beleg für das vorzügliche Jahr 2010. Ein bissiger Wein, mit saftiger Rieslingfrucht, vor allem jugendliche Kernfürchte, animierende Säurebogen, einfach herrlich schon heute zu trinken, die Flasche war binnen weniger Minuten leer 92/100. Weiter ging es mit Kientzler´s Riesling 2004 aus dem Geisberg und hier lässt mich meine Erinnerung im Stich und so führen Norbert und Bernd aus, dass er über eine deutliche Restsüße kam, daher wohl etwas barocker wirkte und nicht überall Anklang fand. Grandios der nächste Riesling. Diesmal kam der Clos Saint Urban aus dem Rangen de Thann von Zind Humbrucht auf den Tisch. Dieser 2008er-Riesling war bereits erstaunlich offen, ein mineralische geprägter, trockener Riesling, der mich ans Rheingau erinnerte. Schieferduft, Kieselsteine, feste Säure, Cassisblätter im Hintergrund, enormer Nachhall, macht hinten etwas zu, könnte ein großer Riesling werden 92-94/100. Die Weinnasen hatten immer noch nicht genug, also gut, dann eben nochmal die Domaine Weinbach, erneut aus der gleichen Lage, nur diesmal der 2008er und die höherwertige Cuvée Ste. Catherine, auch hier lasse ich Norbert sprechen „Im Vergleich zu dem jüngeren Weinbach aus dem Jahr 2010 bestach der 2008er durch eine kristallklare, präzise gezeichnete Frucht von Mirabelle, Pfirsich, Aprikose, ein ungemein reintöniger Riesling mit einem großen Maß an Tiefe und einer schönen Länge. Wichtig war mir die lebendige Säure, die den Wein so trinkanimierend gemacht hat. Ich hätte ihn an diesem Abend auch gern allein getrunken. Der Wein hätte längeres Dekantieren verdient gehabt. Aus der Erinnerung 93/100“. Zum Dessert gab es den letzten Riesling der Reise, den 2001er-Vendages Tardives aus dem Clos ST Landelin von René Muré, eine kleine, ansprechende Spätlese mit cremigen Mundgefühl, Orangenschalen, deutlicher Reife, mittlerer Tiefe und Länge 87/100.

Die nächste Reise ins Elsass ist bereits für spätestens 2015 geplant, wir werden berichten.

(© Rainer Kaltenecker, www.weintasting.de)

2 Kommentare zu “Eine Weinreise ins Elsass im Sommer 2013

  1. Danke für die ausführliche Beschreibung, da habt Ihr ja wirklich ein paar sehr schöne Adressen angesteuert. Von der „Taverne Alsacienne“ habe ich übrigens die Weinkarte als pdf auf deren Website gefunden – das ist ja schlichtweg Wahnsinn! Wenn die wirklich alles haben, was dort steht… Bei den größeren Weinen gibt es da ja teilweise noch nicht mal Aufschlag gegenüber dem Ladenpreis. Rayas ’99 für 120 €, Grange des Pères, Chave Hermitage, Roumier, Trapet, Rousseau, Coche-Dury, Dugat-Py, dazu die ganzen Elsässer… Da muss man wirklich mit einer GROSSEN Gruppe hingehen, um nicht an den ganzen Möglichkeiten zu verzweifeln. Vielen Dank für den Tipp, da sollte ich im Herbst auch mal hinfahren!

  2. Pingback: Eine Reise ins Piemont – Barolo Jahrgang 2010 | Weintasting.de

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