Riesling Große Gewächse 2014: Ruwer und Saar

GG2014 Wiesbaden Titelbild 2 (1 von 1)

**** (Sehr guter Jahrgang)

Leider reichte die Zeit nicht mehr mich durch die Mosel zu verkosten und so beschränkte ich mich auf die neun Großen Gewächse von Ruwer und Saar – auch hier schlichtweg meinen persönlichen Vorlieben folgend. Die Rieslinge präsentierten sich auf einem ausgezeichneten Niveau mit den strahlenden Lauer-Weinen an der Spitze, wobei die Kupp und der Schodener Saarfeilser für meinen Gaumen große, trockene Weine für die Ewigkeit sind. Ich kann mich eigentlich nicht erinnern jemals bessere Große Gewächse aus dem Anbaugebiet Mosel bei einer Jungweinprobe verkostet zu haben. Sie vereinen Spiel, Komplexität und höchste Feinheit.

Meine Favoriten:

  • Peter Lauter Ayl Kupp 94-97+
  • Peter Lauter Schoden Saarfeilser 94-96+
  • Gletz-Zilliken Saarburg Rausch 92+

Weingut Karthäuserhof, Ruwer

2014 Eitelsbach Karthäuserhofberg    2022 – 2030    90-92+

Noch leicht hefiger und deutlich kräuteriger Duft, feine, jugendliche Pfirsichfrucht, weiße Johannisbeeren, alles von einer Wolke erdwürziger Mineralität umgeben, noch verhältnismäßig unentwickelt. Am Gaumen nicht sonderlich konzentriert, dadurch sehr beweglich, fein-saftiger Auftakt mit unreifen Steinfrüchten, die typische Ruwer-Würzigkeit bringt Tiefe in den Wein, trinkt sich heute schon ansprechend, die Mineralität will noch nicht so wirklich, dieses Große Gewächs ruht noch fest in seiner Höhle und präsentiert sich wenig entwickelt, gute Länge. Vielversprechende Anlagen, muss zwingend reifen.

Weingut Reichsgraf von Kesselstatt, Ruwer

2014 Kasel Nies’chen    2018 – 2022    88+
2014 Wiltingen Scharzhofberger   2019 – 2025    90-92+

Drückendes Bukett zeigt das Kaseler Nies´chen nach reifen, glacierten Steinfrüchten, lässt einen süßlichen Weinstil vermuten. Am Gaumen von betont mittlerer Dichte, süßlicher Antrunk mit etwas verwaschenen Steinfrüchten, schiefrige Anklänge, gutes Säurespiel, aromatisch jedoch nicht sehr aufgefächert, passable Nachhaltigkeit und Länge. Der Wein kann sich aber durchaus noch ausgezeichnet entwickeln.

Mit einem herrlich feinen Duft empfängt mich der Wiltinger Scharzhofberger, neben der noch etwas verhaltenen Steinfrucht, deutliche Würze und eine feine Schiefernote, die auffallend klare Aromatik ist bemerkenswert. Am Gaumen hinreichend dicht, sehr bewegliche Rieslingfrucht, überzeugend feines Säurespiel, die Säure reif und verspielt, ja fast tänzelnd, die Schiefernoten werden im weiteren Verlauf immer deutlicher, gute Länge. Ausgezeichnet!

Weingut von Othegraven, Saar

2014 Kanzem Altenberg    2019 – 2027    88-89+
2014 Ockfen Bockstein    2020 – 2030    88+

Auch beim Kanzemer Altenberg finde ich ein würziges Bukett, getrocknete Kräuter, leicht kandierte Zitrusfrüchte, etwas rotfruchtige Aromen, noch unentwickelt. Am Gaumen von hinreichender Konzentration, auch hier dominieren Jungweinaromen, feste, agile Säurestruktur, mineralisches Fundament, insgesamt noch gänzlich verschlossen, daher nur passabel in Tiefe und Länge. Auch dieser Wein kann sich noch sehr gut entwickeln.

Der Ockfener Bockstein duftet subtil nach erdwürziger Mineralität, reifen Steinfrüchte, drückende Würze, könnte etwas feiner wirken, trotzdem insgesamt ansprechend. Am Gaumen überraschend dicht gepackt, eine spürbare Restsüße fällt auf, feinporige und bewegliche Säurestruktur, reife Steinfrüchte, es fehlt dem Wein heute noch ein wenig an dem typischen Saar-Spiel, gute Länge. Entwicklung abwarten.

Weingut Peter Lauer, Saar

2014 Ayl Kupp    jetzt bis 2040    94-97+
2014 Ayl Schonfels    2020 – 2030    91+
2014 Schoden Saarfeilser    jetzt bis 2040    94-96+

Es ist kurz nach halb fünf und nach über sechs Stunden bin ich schon etwas müde des Verkostens, mein Gaumen sowieso. Ich hebe also mit gedämpfter Vorfreude mein Zettelchen in die Höhe mit dessen Hilfe mir der nächsten Flight gebracht wird. Doch kaum hatte ich an den Lauer-Weinen gerochen, war meine Begeisterung wieder neu entfacht und mein Geist hellwach. Selten, eigentlich noch nie, hatte ich aus dem Anbaugebiet Mosel (wer hat sich eigentlich ausgedacht auf Ruwer und Saar zu verzichten?) derart subtile und hochfeine trockene Rieslinge probiert wie die Ayler Kupp und der Schodener Saarfeilser von Peter Lauer. Für mich sind beide trockene Saar-Rieslinge wie ich sie mir kaum besser vorstellen kann. Natürlich sind sie noch sehr jugendlich, aber bei günstigem Reifeverlauf werden sie sich vielleicht groß oder gar einzigartig entwickeln. Die oft bemühte subtile Saarsäure wird hier erfahrbar, was eine hochfeine und glockenklare Aromatik bedeutet ebenso.

Ein einziger Traum die Ayler Kupp mit ihrem noblen und subtilen Bukett, Steinfrüchte auf denen der Tau liegt und durchwoben sind von einer herrlich schiefrigen Mineralität, die bestechende Reinheit ist schon heute großartiges Kino. Am Gaumen ungemein beweglich, animierend zu trinken, alle Komponenten sehr fein, mehr Spiel ist kaum vorstellbar, die Steinfrüchte, die Mineralität und die Säure spielen ein perfektes Terzett auf, sind animierend und komplex zu gleich, für mich ein mustergültiges, höchstfeines Großes Gewächs von der Saar, dass sich schon in seiner Jugend herrlich genießen lässt, aber sich über viele Jahre weiter entwickeln wird.

Der Ayler Schonfels zeigt ein mittelausgeprägtes Bukett, noch leicht von der Gärhefe gezeichnet, Steinfrüchte, steinige Mineralität, wirkt etwas geblockt. Am Gaumen erneut ein einziger Genuss, hochfeine Steinfrucht, herrlich beweglich und feinsinnig, feinstes Säurespiel, die Jugend verhindert ein harmonischen Spiel zwischen den Komponenten, die Schiffernoten tragen erdwürzige Aromen in sich, der Wein wirkt insgesamt etwas rustikaler als die Kupp, aber allemal auf ausgezeichneten Niveau.

Komplexes und überaus feinsinniges Bukett bietet der Schodener Saarfeilser, herrlicher Schieferduft, dazu feinste Steinfrüchte, seine Klarheit zieht mich in die Tiefe, hier wurde vermutlich jede Beere in die Hand genommen. Am Gaumen ebenso großartig und glockenklar, das ist trockener Saarriesling auf höchstem Niveau, die Säure zeigt Feinheit und Spiel, die Frucht ist durchscheinend, zeigt Spiel, obwohl der Boden wohl eher eine Mischung von Kies und Flusssidementen ist, spielt eine Aromatik, die mich an Schiefermineralität erinnert, ganz groß auf; für mich ein Musterriesling von der Saar, der selbst in seiner Kindheit brilliert.

Forstmeister Geltz-Zilliken, Saar

2014 Saarburg Rausch    2020 – 2030    92+

Seiner Jugend geschuldeter zurückhaltender Duft nach angereiften Kernfrüchten, dazu weiße Pfirsiche, kandierte Zitrusfrüchte, also ein ziemliches Früchtespiel, sehr ansprechend, alles umgeben von einer steinigen Mineralität. Am Gaumen von mittlerem Körper, im Antrunk dominieren reife Zitrus- und Steinfrüchte, die Säure hat Zug und baut einen herrlichen Bogen über den gesamten Verlauf auf, sehr nachhaltig und verspielt, die Mineralität noch von der jugendlichen Fruchtigkeit überdeckt. Muss einige Jahre reifen. Ein ausgezeichnetes Gewächs!

 

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