Weingut Karthäuserhofberg Eitelsbacher Karthäuserhofberg Riesling Spätlese -28-, 1999

Karthäuserhof SL, 1999 (100 von 1)Wir wagten es kaum noch zu hoffen, aber Mitte April schien die Sonne vom Himmel und ladete uns zum ersten Wein auf die Terrasse ein. Als Aperitif kommt natürlich nur eine Wahl in Frage, ein verspielter Riesling mit feiner Restsüße ohne jede Schwere. Die Wahl viel auf die 99er-Spätlese von Karthäuserhof; sie zeigte sich ebenso jugendlich und tänzelnd wie die ersten Sonnenstrahlen auf unserer Haut. Auch nach 13 Jahren jucken frische, glockenklare Pfirsiche und Aprikosen unsere Rezeptoren, herrlich leicht und tänzelnd, verwoben mit nur einer Ahnung von Petrol, Karamell und feuchten Kieselsteinen. Willkommen Zuhause, willkommen Ruwer-Würze, ruft uns der Duft entgegen. Am Gaumen von leichtem Körper, feine, niemals aufdringlich Fruchtfülle nach reifen, aufgeschnittene Pfirsiche. Ihr kennt die Früchte, bei denen beim ersten Biss der Saft über den Handrücken läuft, genau so saftig und frisch wirkt die Frucht,  die Süße nimmt im weiteren Verlauf ein wenig zu, Kandiszucker, mineralisches Fundament, die Säure spielt ihr perfektes Duett mit der Frucht, viel Würze, mittlere Tiefe und Länge. Der Wein schwebt über unseren Gaumen und so ist die Flasche binnen einer Stunde geleert, was dank 9 % vol. kein Problem darstellt. Eine herrlich zu trinkende Spätlese ohne jede Altererscheinung, wenngleich sie sicherlich nicht all zu vielschichtig ist. Aber in Sachen Trinkigkeit sind hier 100 Punkte im Glas.

Vom Weingut, um die 15 Euro, 90 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2019

Riesling Große Gewächse 2011 – weitere Eindrücke

GG2011Mit einigen Wochen Abstand zur Veröffentlichung der Großen und Ersten Gewächse des Jahres 2011 am 1.9.2012 hatte ich im Zeitraum Ende September bis November 2012 bei VDP-Veranstaltungen und im privaten Umfeld Gelegenheit, einige Weine der Gattung Riesling EG/GG 2011 nachzuprobieren. Gemein war den Probiergelegenheiten, dass ausreichend Wein im Glas war und genug Zeit und Ruhe bestand, um sich diesen Weinen entsprechend zu widmen. Hier folgen nun die Verkostungsnotizen.
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Weinbörse Mainz 2012: VDP. Die Prädikatsweingüter präsentieren den Jahrgang 2011

 

Ganz absichtlich hatte ich bisher einen großen Bogen um irgendwelche Kommentare und Berichte des Jahrgangs 2011 gemacht. Nur einige bekannte Winzer oder Freunde, die sich als Hobby-Winzer versuchen, klangen schon recht euphorisch ob der Qualitäten. Eben das gleiche Spiel wie jedes Jahr dachte ich insgeheim. Sei´s drum, ich konnte auf alle Fälle ohne große Vorurteile am 29. April 2012 zur Mainzer Weinbörse fahren um in der Breite den neuen Jahrgang der VDP-Betriebe zu verkosten. Um so schöner, dass Guido ebenfalls dabei war, was den Verkostungsergebnissen zweifellos zu Gute kam.

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Große Rieslinge trocken von 1992 bis 2004

Im Rahmen der Bonner Weinrunde präsentierte ich im März 2010 trockene Rieslinge aus den Jahren 1992 bis 2004.  Bis auf wenige Ausnahmen stellen sie die trockene Spitze des jeweiligen Weingutes dar. Mit Ausnahme von drei Piraten kamen alle Weine aus Deutschland. Der Artikel beinhaltet eine kleine Einführung in ältere trockene Rieslinge und die Notizen der verkosteten Weine dieses Abends. Weiter lesen…

Weingut Karthäuserhof Riesling trocken Eitelsbacher Karthäuserhofberg Auslese „S“, 2003

Der Wein kam blind ins Glas und spontan verortete ich ihn in die Wachau, derart erinnerte mich sein Bukett an Knoll & Co. Ungemein zupackender und klarer fest mineralischer Duft nach Feuerstein, Kalk und Malz. Dahinter noch quicklebendige Zitrusfrüchte, kandierte Steinfrüchte und junge Kräuter. Eine Nase zum reinlegen, fernab von allen kokettierten 2003er-Probleme. Im Mund ebenfalls auf vergleichbarem Niveau. Der Antrunk klar und fein gezeichnet mit viel Nachhaltigkeit. Wieder dominert ein tiefgründiges mineralisches Spiel, das sich köstlich mit einer überaus feinporigen und kecken Säure ausgezeichnet verbindet. Über den gesamten Verlauf behält der Wein die Balance aus Mineralik, Säure und Frucht, die wieder eine Hommage an Zitrusfrüchte und Steinfrüchte bereithält. Ungemein saftiger, geschmacksschöner knapp langer Abgang. Ein ganz ausgezeichneter Riesling aus dem guten Jahr 2003, so zumindest meine Erfahrung was die Weine von der Ruwer angeht. Der Wein wird sich noch einige Jahre auf dem Niveau halten.

Vom Fachhandel, 20,50 Euro, 92 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2013

Erben von Beulwitz Riesling Kaseler Nies´chen Beerenauslese, 2007

Ach ja, die Agnes. Ein ganzes Wochenende lang hatte ich Spass mit ihr…

Nein, keine Sorge, ich habe mein significant other nicht verlassen, um mich einer neuen Holden hinzugeben. Vielmehr hatten wir einen netten Abend zu dritt. Klingt für Außenstehende irgendwie auch kaum besser?!

Also, ich schreibe natürlich über die heutige Weinlage – denn der Name der Lage Nies´chen geht zurück auf den Rufnamen Agnes, wer hätte es gewusst… Die Kaseler Lage ist gen Südsüdwesten ausgerichtet, knapp 17 ha groß und zeichnet sich durch Schieferverwitterungsboden aus. Mehr weiß ich über die Dame spontan nicht zu berichten…

Helles goldgelb. Aus der frisch geöffneten Flasche strömt ein satter Pfirsichton ins Glas. Erst mit mehr Luft entwickelt sich die Botrytis mit Honigtönen, ein deutlicher Rosinenton verweist aufs Prädikat. Im Antrunk sehr frisch und ohne Klebrigkeit, die Säure puffert die kraftvolle Süße gut ab. Leider geht diese Spritzigkeit mit weiterer Luftzufuhr etwas verloren. Immer ruhiger und getragener wird der Mundeindruck in den Folgetagen, was ein wenig schade ist.

Kandierter Pfirsich, Honigspuren, herbe Kräuter und gelbe Pflaumen bestimmen den Geschmack, voll und üppig kleidet der Wein den Mundraum aus. Wenn auch nicht mehr mit der ersten Frische, bleibt der Wein doch sehr fruchtklar und ansprechend. Richtig tief kann man das (noch?) nicht nennen, aber mal schauen, wie sich der Wein in einer Dekade zeigt.  Ein wenig mehr Ruwerwürze könnte dann ebenfalls nicht schaden. Ein exzellentes Preisgenussverhältnis hat der Wein – das kann man heute schon attestieren.

Ab Weingut bezogen, 15 Euro (0,375l), 86 Punkte (sehr gut), 2015 bis 2022+

Riesling Große / Erste Gewächse 2009 – weitere erste Eindrücke…

Wie schon im ersten Beitrag zu diesem Thema angekündigt, sollten meinen Eindrücke von den diversen Händlerproben nicht die einzigen bleiben… Auch Thorsten hat seine Notizen inzwischen online gestellt! Bei einigen Weinen sind wir uns ziemlich einig – bei anderen gilt: Zwei Verkoster, drei Meinungen…

Aktuell sind damit nun rund 50 GG/EG erfasst… 

C. v. Schubert’sche Gutsverwaltung Riesling Maximin Grünhauser Abtsberg Auslese Nr. 23, 2007

Dunkles Strohgelb. In der zurückhaltenden Nase eine scheue Pfirsichfrucht, die von malzig-erdigen, leicht jodigen Tönen und einem Kräutertouch fast überlagert wird. Mittlerer Körper, prägende Steinfrucht. Malzig-kräutrig, dazu feinmineralisch auch im Mund, bevor die Süße mit einer (etwas zu) breiten Welle Raum greift. Erst im letzten Drittel und am Gaumen meldet sich die Säure speichelweckend zu Wort. Die Säure schafft es aber (noch?) nicht, sich gegen die etwas soßenartige Süße (haptisch, nicht geschmacklich) gänzlich durchzusetzen, sie überdeckt die Säure und die leicht jodig-malzige Mineralik noch zu deutlich. Leicht schmelzig und mit etwas feinem Gerbstoff im knapp mittellangen Nachhall.

Konnte mir die Nase durchaus noch gefallen, fällt der Eindruck im Mund indifferent aus. Aktuell ist dies – notiert nach drei Tagen in der geöffneten Flasche – zu sehr von der Süße geprägt. Dadurch wirkt diese Auslese eher rustikal als feintänzelnd.  Ich will aber nicht ganz ausschließen, dass man ihr damit nicht gerecht wurde, sie schon nach drei Jahren zu öffnen. Wer diese Auslese  im Keller hat, sollte sich daher im Zweifel in Geduld üben. Time will tell…

Im Fachhandel gekauft, 13 Euro (0,375), 84+ Punkte (gut), ab 2014

Riesling Große / Erste Gewächse 2009 – erste Eindrücke…

Der 1. September  – es war einmal wieder so weit. Der jüngste, nunmehr neunte Große/Erste Gewächse-Jahrgang erscheint auf der Bühne und gelangt offiziell für den Konsumenten in den Verkauf. Und was hat man als weininteressierter Verbraucher in den letzten Wochen und Monaten nicht alles an Lobhudeleien und Vorschusslorbeeren für den Jahrgang 2009 lesen und hören dürfen – nahezu einstimmig und einsilbig war die Beschreibung von Winzern und Händlern: „groß“ – so schallte es mit dem tiefsten Brustton der (selbstredend völlig uneigennützigen) Überzeugung. Aber auch unabhängig von dieser (verständlichen) Trommelei, die Erinnerungen an den Herbst 2009 nährten schon einiges an Vorfreude, sich ein eigenes, erstes Bild zu machen… deshalb haben auch wir in diesem Jahr wieder die Möglichkeit genutzt, bei verschiedenen Händlerproben unsere Nasen in die Gläser zu halten… 

Weingut Karthäuserhof Riesling Eitelsbacher Karthäuserhofberg Kabinett feinherb, 2006

Blassgold. Ein erster feiner Petrolton in der reintönigen Nase. Klarer, wenn auch zurückhaltender Duft nach Aprikosen und grünem Apfel, dahinter ein leicht vegetabile Kräuterwürze. Dazu eine grazile Schiefermineralik. Nicht sonderlich tief, aber ansprechend. Im Mund ein filigranes Spiel aus Süße und Säure, ein feinherber Kabinett im besten Sinne. Rauchige Schiefermineralik, etwas Weißbrot und dazu ein frischer Früchtekorb aus Aprikosen und reifen Äpfeln. Die Säure wirkt noch sehr frisch und tänzelnd, ein Touch Gerbstoff verleiht dem Wein ein gutes Gerüst. Im weiteren Verlauf sehr harmonisch und verspielt komponiert. Nicht sonderlich tief oder anspruchsvoll, aber ein sehr guter Begleiter für den täglichen Bedarf. Im Abgang endet er leider etwas abrupt und hinterlässt nur leichte vegetabile Noten. Zu Hause am Abend auf dem Balkon einfach mal so aufgezogen und sofort ins Glas.

Vom Fachhandel, 6,70 Euro, 84 Punkte (gut), jetzt trinken

Weingut Karthäuserhof Riesling Eitelsbacher Karthäuserhofberg Auslese Nr. 30, 2005

Dunkles Strohgelb. In der zunächst nur verhaltenen Nase ein feiner Petrolton, dahinter dann Keks, reifer Pfirsich, würzige Töne, etwas Karamell; braucht Luft, um aufzumachen. Im Mund pendelt der Wein dann verspielt, ungemein harmonisch sowie mit ansprechender Komplexität im Dreieck zwischen angenehm verhaltener Süße, pefekt eingebundener, reifer  Säure und kraftvoll würzigen Mineralnoten – seine innere Balance, dieses Spiel aus Würze, Frucht und Mineral ist wirklich beispielhaft gut für einen gelungenen Ruwersüßwein. Die Reifetöne geben ein weiteres Maß an Komplexität hinzu, ohne die Frucht zu überdecken. Der Wein wirkt zunächst auch schlanker, als er wirklich ist – hierdurch erhält er sich seinen hohen Trinkfluß. Am Gaumen ein weiter strukturgebender, sehr feiner Gerbstoff. Der Nachhall ist lang und von würziger Pfirsichfrucht, Bisquitnoten und kraftvoller Mineralik getragen.

Offen probiert, drei Stunden zuvor doppelt dekantiert. Der Wein hält sich sicher deutlich länger als 2012, mir gefällt er in seinem jetzigen Stadium (Verhältnis Reifetöne zur Frucht) aber ungemein gut. Wer dominerende Reifetöne schätzt, kann hier aber auch noch einige Jahre länger warten…

Im Fachhandel gekauft, 14,50 Euro (0,375 L), 90 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2012+

C. v. Schubert’sche Gutsverwaltung Riesling Maximin Grünhauser Herrenberg Kabinett, 2004

schubertsche_kabinett_2004_2Bei Verkostungen kommen die Ruwer-Rieslinge von der Schubert’schen Gutsverwaltung oft schlecht weg. Dies zu unrecht. Die Weine sind durchweg spontanvergoren und liegen oft etwas länger auf der Hefe, was sie als Jungwein entsprechend verschlossen macht, so sagt man. Ich kann es bestätigen, nachdem ich die Gelegenheit hatte, einige 2007er, 2006er und 2004er zu verkosten. Der Unterschied ist deutlich. Während die jüngeren Jahrgänge völlig zu machen und neben einer Schiefernote und einer kräftigen Säure kaum Fruchtaromen bieten, wirken die reiferen Jahrgänge ungleich lebendig und tief. Heute im Glas der einfache Kabinett aus dem rotschieferigen Herrenberg, Jahrgang 2004 — meines Wissens der zweite Jahrgang, den Stefan Kraml auf dem Gut vinifizierte. Im Glas ein ganz helles, klares Gelb, feine Kohlensäure. In der Nase eine würzige Steinfrucht, erste Petrolnoten und eine sehr kühle Mineralität. Im Mund macht er dann richtig auf. Eine vor Saft strotzende Pfirsichfrucht, die die Restsüße bereits in sich aufgesogen hat. Dazu sorgt eine saftige, ansatzweise reife Säure für einen fruchtexplosiven Antrunk. Und danach geht es noch weiter, die Frucht klingt immer feiner und würziger aus zu mineralischen Nuancen und leichten Petrolnoten. Der Abgang hat schöne Länge. Mit der Würze, der Frucht und kräftiger Säure ein Ruwer-Kabinett wie er im Buche steht. Jetzt auf einem optimalen Niveau.

Vom Weingut, 8,50 Euro, 86 Punkte (sehr gut), jetzt bis Ende 2009