Sauvignon Blanc around the World

Titel Sauvignon-Probe (100 von 1)Im Rahmen der Bonner Weinrunde konnte ich im Mai 2013 an einer überaus vielfältigen Sauvignon Blanc-Probe teilnehmen. Sechs Länder und noch viel mehr Ausbaustile standen auf dem Programm. Auch wenn mancher staunen möge, die Sauvignon Blanc-Traube kann geschmacklich höchst unterschiedlich ausfallen und ist oft meilenweit von dem in Deutschland vorherrschenden fruchtigen Bukett-Stil entfernt. Diese Probe sollte einen Eindruck von diesen unterschiedlichen Stilarten vermitteln und dieses Ziel wurde ohne Zweifel erreicht. Die Weine wurden blind verprobt. Hinter meiner Punktzahl findet sich das arithmetische Mittel der insgesamt 13 Probenteilnehmer. Ich danke ganz herzlich Thorsten, Karl-Heinz, Thomas und Michael für das Bereitstellen der Weine und die perfekte Durchführung der Probe. Es war mal wieder ein interessantes Erlebnis.

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Bosman Family Wineyards Pinot Noir Chardonnay Pinot Meunier, 2010

2010-BPNCPMZartes Lachsrosé. In der Nase wird diese klassische „Champagner Blend“ bestimmt von kräftigen Krokant-Aromen vom Holzeinsatz, flankiert von herben Zitruszesten und einem feinwürzigen Erdbeerton, mit mehr Luft auch etwas Litschi.Auch im Mund würzige Holzaromatik, schlanker bis schon mittelvoller Antrunk, kräftig das Holz, aber nicht unangenehm, erst mit mehr Wärme arbeiten sich dazu eine Melange aus Melone und Walderdbeere hervor, diese sorgen für einen dezenten Schmelz. Der Wein ist sensorisch trocken, geschmacklich eine ungewohnte Abwechslung, der Alkolhol wird noch gut eingebunden. Die Säure stimmt und sorgt an der richtigen Stelle für feine Frische.

Ein insgesamt schmackhafte, wenn auch nicht mit besondererer Komplexität ausgestattete Cuvée. Dieser balancierte Wein liesse sich sehr schön arrangieren mit Krustentieren aller Art, gerade die Holzaromen könnten hier sehr schön harmonieren.

Im Fachhandel, 12 Euro, 84 Punkte (gut), jetzt bis 2014+

Meinert Wines Devon Crest, 2001

Ich liebe sie, diese Kartonweine. Nein, damit sind nicht die hochfeinen Tropfen aus dem Tetrapak gemeint, die im Supermarkt im untersten Regal stehen und – einmal hab ich aus Spass versucht – mit Noten fein gereifter Batteriesäure überzeugen können. Nein, damit meine ich folgendes: Ich ging in den Keller, um einen Rioja zu bergen, und komme, mein significant other wollte schon die Bernhardiner schicken, nach einer guten Dreiviertel-Stunde aus dem Keller zurück mit, naja, mit einem Bordeaux-Blend aus der Region Stellenbosch, Südafrika. Und das nur, weil ich versehentlich einige Kartons umgestapelt hatte und da lag dann diese Flasche in einem Karton darunter. Kartonwein halt – ich unterstelle einmal, dieses Phänomen ist den geneigten Mitleserinnen und Mitlesern wohl bekannt. Verschollene Flaschen mit „Sowas hab ich?“-Effekt. Ich finde das absolut spannend. Über den Wein wusste ich eigentlich nicht mehr als das, was mir das Rückenetikett verriet. Auch nicht, wie er denn in meinen Keller gekommen ist. Also, erstmal nachgelesen. Der kleine Herr Johnson kennt das Weingut (und ordnet es in die Kategorie 2 bis 3 von 4 schwarzen Sternen). Ich bin beruhigt, also wohl kein Totalausfall. Das Netz gibt weitere Antworten: Das Weingut „Meinert Wines“ wurde 1987 gegründet, hat ca. 13 ha Rebfläche und bereitet bei einem Durchschnittsertrag von 45 hl/ha jährlich ca. 4.000 Flaschen Rotwein. Das Weingut hat Flächen mit ca. 40% Cabernet Sauvignon, 30% Pinotage, 25% Merlot und 5% Cabernet Franc, die auf den nördlich Ausläufern des Devon Valley zwischen 200 und 300 Meter über Normalnull stehen (und deshalb von kühlen Winden profitieren sollen). Neben sortenreinen Rotweinen wird auch unter dem Namen „Devon Crest“ eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Merlot gefüllt – und just dieser Wein stand nun vor mir.

Trotz seines fortgeschrittenen Alters dichtes Purpurrot mit dunklem Kern. In der ansprechend komplexen Nase schwarze Früchte, etwas Paprika, feine Schokonoten vom Holz, aber auch mit einer ätherischen Kühle versehen. Der Alkohol ist gut verpackt, wenngleich nicht gänzlich eingebunden – aber bei 15% wird das ja auch ein wenig schwierig – er stört aber nicht. Im Mund überraschend kühl, aber zugleich fruchtbetont dicht und zum Kauen. „Full bodied“, das ist wohl die passende Bezeichnung, etwas Extraktsüße. Balanciert, viel schwarze Frucht, mit Kräutern und Schokonoten. Elegant ist das nicht, es besteht auch keine Verwechslungsgefahr mit einem Wein aus dem Bordelais, aber durchaus strukturiert und sehr stimmig gemacht. Wenn draußen die Blätter von den Bäumen fallen, kann das gefallen. Mittellang am Gaumen, präsentes Tannin, trocknet aber etwas aus. Sollte alsbald getrunken werden. Am zweiten Tag kam der Alkohol deutlicher heraus, da war der Wein eher geeignet, gängige Übersee-Vorurteile zu bestätigen. Die Bewertung gilt daher für den ersten Tag. Offen verkostet, zu Hause, undekantiert.

Aus ungeklärter Herkunft, im Fachhandel ca. 20 Euro, 85 Punkte (sehr gut), jetzt trinken