Rotweine aus Niederösterreich und dem Burgenland — eine Bestandsaufnahme

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Mitte Juli im Jahr 2008 fuhren wir nach Niederösterreich und ins Burgenland, um uns einen aktuellen Eindruck vom österreichischen Rotwein zu verschaffen. In fünf Tagen besuchten wir zahlreiche Weingüter. Zwölf Erzeuger stellen wir hier kurz vor, mitsamt knappen Notizen der verkosteten Weine. Wie immer wollen wir dabei nicht die Weinkritiker spielen. Vielmehr soll uns dieser Bericht die Weine möglichst lange in Erinnerung halten.

Abkürzungen für Rebsorten: ZW = Zweigelt, ST= St. Laurent, BF = Blaufränkisch, SY = Syrah, CS = Cabernet Sauvignon, ME = Merlot, PN = Pinot Noir


Weingut Netzl, Göttlesbrunn

In den letzten Jahren wurde hier viel in das Weingut investiert, ein neuer Reifekeller für die Barriques und eine modernisierte Verkostungsstube fallen ins Auge. Das gesamte Anwesen macht einen sehr gepflegten Eindruck und erinnert nur noch entfernt an den ehemalig landwirtschaftlichen Betrieb. Durch das aktuelle Programm führte uns die Tochter Christina, die gemeinsam mit ihrer Schwester Anna demnächst die Verantwortung für den Betrieb übernehmen wird.

Die Verkostung startet mit den einfachen, reinsortigen einheimischen Rebsorten, gefolgt von dem Cuveé von der Riede (Lage) Edles Tal. Weiter geht es mit reinsortigen Weinen aus Syrah, Cabernet Sauvignon und Merlot, die das mittlere Sortiment darstellen. Topwein ist die Cuveé Anna-Christina, benannt nach den beiden Töchtern, deren Basis der Zweigelt ist, verfeinert mit Cabernet und Merlot. Die Weine sind allesamt gut bis sehr gut, wenn auch nicht ganz zwingend, es fehlt noch etwas die Eigenständigkeit, Unverwechselbarkeit, was wohl an den internationalen Rebsorten liegt. Noch mehr Mut, verstärkt eigene Wege zu gehen, würde Netzl gut zu Gesicht stehen.

1. Zweigelt Classic 2007 — 74 Punkte (passabel)
Vordergründige Kirschfrucht, leichte Röstnoten, spitze Säure, einfache Qualität

2. Carnuntum Cuvee 2007 (BF/ZW) — 78 Punkte (ordentlich)
Helle und dunkle, etwas dropsige Beerenfrucht, strukturierter als der Vorgänger, gute Säure, sanfte Tannine

3. St. Laurent Selection 2007 — 82 Punkte (gut)
Cassis, Heidelbeere, noch verschlossen, aber Potenzial erkennbar, angenehme Röstnoten nach Vanille, schöne samtige Tannine, gut gemachter, etwas stoffiger Wein

4. Rubin Carnuntum Selection 2006 (100% ZW) — 84 Punkte (gut)
Auf den Punkt gereift, Aromen nach Cassis, Weichselfrucht, schmelzige Textur, schöne Balance von Säure, Röstaromen und Frucht, gelungen!

5. Edles Tal Cuveé 2006 (ZW/ME) — 88 Punkte (sehr gut)
Dichter, schön strukturierter Wein, Aromen nach dunkler Schokolade, grüner Paprika, reifer Kirsche, etwas Nougat, hohe Extraktsüße, deutliche Röstaromen nach Tabak und Zedern, gelungener Wein für nur 14 Euro

6. Syrah Ried Schüttenberg 2006 — 84 Punkte (gut)
Typische, sehr fruchtige Aromatik, jedoch schlanker, fast dünner Körper, verhaltener Duft, ordentlich gemacht, aber ohne Eigenständigkeit

7. Merol Ried Bärenreiser 2006 — 88 Punkte (sehr gut)
Sehr präsent in der Nase sowie am Gaumen, Aromen nach roten Johannisbeeren, Cassis, Himbeere, daneben Rostnoten nach Karamell und Lakritz, langer, harmonischer Abgang, Empfehlung!

8. Cabernet Sauvignon 2005 — 86+ Punkte (sehr gut)
Noch recht verschlossen, verrät aber sein Potenzial, Aromen deutlich nach Cassis, roten Beeren, komplexe Röstaromen nach Speck, Zigarrenkiste, Kaffee; wenn der Wein sich die nächsten Jahre noch öffnet, kann es ein gelungener CS werden

9. Anna-Christina 2005 (ZW/CS/ME) — 88+ Punkte (sehr gut)
Noch sehr verschlossen, herbe Tannine, extrem adstringierend, Aromen von kompottigen Beeren, dunkler Schokolade, Cassis, Feige, Brombeeren, hat Tiefe, noch 2-3 Jahre warten


Weingut Glatzer, Göttlesbrunn

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Ganz so schick wie bei Netzl ist es bei Glatzer nicht, das ganze Anwesen verleugnet nicht seine ursprüngliche Bestimmung eines bäuerlichen Betriebes. Diese Zeiten sind jedoch schon lange vorbei, mittlerweile zählt Glatzer zu den großen Betrieben der Region (200.000 Flaschen, davon 70% Rotwein). Etwa die Hälfte der Produktion geht ins Ausland, insbesondere in die USA. Dort wird die Art, Rotweine zu vinifizieren, geschätzt: rustikal, süffig, mit sanften Holzeinsatz und viel früher trinkreif als etwa die Weine von Markowitsch. Der Schwerpunkt liegt eindeutig bei den heimischen Rebsorten. ME/SY werden nur als Begleitung des Topweines, dem Gotinsprun, angebaut. Die einfachen Weine kommen aus unterschiedlichen Weingärten, nicht alle vom Weingut selbst bewirtschaftet. Die Weine von 2006 zeigten sich in einem ausgezeichneten Zustand, und die Preise sind weiterhin moderat. Wer Lust bekommt, sollte sich für die 2006er entscheiden, da 2007 wohl ein eher als schwieriges Jahr bei Glatzer (bzw. im gesamten Carnuntum) gesehen wird.

1. Zweigelt Riedencuvée 2006 — 77 Punkte (ordentlich)
Ein schmackhafter, fruchtiger Wein mit rauchigen und etwas grünen Noten von schlanker Statur

2. Blaufränkisch 2006 — 78 Punkte (ordentlich)
Gute, einfache Qualität mit intensiven Aromen nach dunklen Beeren, mittlerer Körper, hat eine gewisse Struktur, im Abgang etwas unsanfte Spitzen von der Säure

3. Rubin Carnuntum 2006 — 82 Punkte (gut)
Aromen von Kirschen und Weichsel, deutlich voluminöser als die Vorgänger, Vanille und Schokolade vom kleinen, gebrauchten Holzfaß; sehr harmonisch, mittlerer Abgang

4. Blaufränkisch Reserve 2006 — 85 Punkte (sehr gut)
Der Wein hat eine gute Textur, die Tannine sind sanft und die Holzaromen angenehm zurückhaltend, Aromen von dunklen Beeren, insbesondere Heidelbeeren und Brombeeren, dann etwas Lakritz, mittlerer Abgang

5. St. Laurent 2006 — 82 Punkte (gut)
Kräuterige Nase nach Weihnachtsgewürzen, Cassis, Heidelbeeren, sehr fruchtig und einschmeichelnd, wieder perfekte Röstaromen, nicht sonderlich tief oder komplex, aber ein vergnüglicher Trinkspaß für wenig Geld (8,20 Euro); ein möglicher Einstieg in die Weine des Carnuntums

6. Pinot Noir 2006 — 84 Punkte (gut)
Der Wein ist in der Nase sowie am Gaumen ziemlich zurückhaltend und von schlanker Statur. Ausgebaut im gebrauchten Holz, die Röstaromen sind daher kaum wahrzunehmen. Der Wein punktet mit seinen vielfältigen Aromen nach Erdbeere, Himbeere, Spuren nach Nüsse und reifen Brombeeren. Leider fehlt es ihm an Tiefe und der Abgang ist kurz.

7. Zweigelt Dornenvogel 2006 — 86 Punkte (sehr gut)
Selektion aus bestem Zweigelt-Material, zehn Monate neue und gebrauchte Barrique geben dem Wein deutlich mehr Körper und Tiefe, die Textur ist ausgezeichnet, Aromen nach dunklen Waldbeeren, Kirsche, Lakritz und mineralischen Noten

8. St. Laurent Altenberg 2006 — 89 Punkte (sehr gut)
SL aus den besten Trauben, Ausbau zwölf Monate neues Barrique; der Wein ist noch sehr jung, zeigt aber schon deutlich, was er kann; komplexe Aromatik nach dunklen Beeren, Gewürzen, Vanille, Leder, die Gerbstoffe sind noch recht adstringierend, aber dank der saftigen Fruchtaromen nicht all zu störend; wird sich noch harmonisieren, der Abgang ist hervorragend, lang und harmonisch mit tollen Beerenaromen

9. Gotinsprun 2006 — 85+ Punkte (sehr gut)
Der Topwein (16 Monate Barrique) zeigt sich noch sehr verschlossen und unruhig, die Säure ist ziemlich ruppig, die Tannine sind agressiv und überdecken daher die vorhandenen, feinen Fruchtaromen von roten Beeren, Gräsern, Zedernholz und Minze. Es fällt uns schwer, das Potenzial zu beurteilen. Falls sich der Wein in den nächsten Jahren beruhigt und die Aromatik sich durchsetzen sollte, sicherlich ein ausgezeichnetes Gewächs. Erstmal zwei Flaschen bis 2010 in den Keller.


Weingut Markowitsch, Göttlesbrunn

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Der renomierteste Betrieb im Carnuntum, und so präsentiert sich auch das Weingut: Moderne Architektur will die Weinliebhaber verzücken, Termine gibt es hier nicht mehr, dafür Öffnungszeiten, das ist praktisch und zeigt eine fortgeschrittene Marktorientiertheit. Im Falstaff der einzige Betrieb im Carnuntum mit vier Sternen. Gerhard Markowitsch zählt sicherlich zu den Pionieren, denn vieles was heute selbstverständlich beim Anbau von Spitzenweinen im Carnuntum ist (Ertragsreduktion im Weingarten, Auslese beschädigter Trauben usw.), hat Markowitsch als damals 29-Jähriger eingeführt. Neben den einheimischen Rebsorten wird auch ME, CS und PN kultiviert. Die Spitze bilden ein reinsortiger PN und das Cuvée Rosenberg (ZW, ME, CS). Bei der Verkostung gab es bei den Basisweinen keine 2006er mehr, es wurden bereits die 2007 angestellt. Diese präsentierten sich allesamt noch sehr unruhig und wenig überzeugend. In der Spitze waren es dann die 2006er, die deutlich mehr Vergnügen bereiteten.

1. Carnuntum-Cuvee 2007 — 71 Punkte (passabel)
Der Wein gab Rätsel auf, keine Frucht, grüne Tanine, dünner Körper, spitze Säure. Im günstigsten Fall noch völlig zu und unruhig, oder einfach gänzlich missraten

2. Blaufränkisch 2007 — 77 Punkte (ordentlich)
Noch sehr verschlossen und sehr verhaltene Noten nach dunklen Beeren und leichte Röstaromen. Es ist aber eine gewisse Struktur erkennbar.

3. Pinot Noir 2006 — 83 Punkte (gut)
Wirkt auch noch sehr jung, jedoch mit einer schönen Frucht nach roten Beeren, lebendige Säure, angenehme Holznoten nach Vanille

4. St. Lautent Rothenberg 2006 — 86 Punkte (sehr gut)
Sehr gelungener St. Laurent, filigraner, komplexer Stil, Aromen nach Heidelbeeren, Cassis, leichte Minze, seidige Tannine, aromatischer Abgang, mittlere Länge

5. Redmont (ZW/CS/SY) 2006 — keine Bewertung
Der Wein war erst einige Tage auf der Flaschen und präsentierte sich noch gänzlich verschlossen und sehr unruhig. Es war kaum eine Frucht zu erkennen, nur grüne Tannine, spitze Säure, aggressives Holz. Mindestens noch sechs Monate liegen lassen.

6. Pinot Noir Reserve 2006 — 86+ Punkte (sehr gut)
Der Wein ist noch zu jung, deutet aber bereits seine elegante Aromatik nach Himbeeren, Gewürznelken, Muskat und Zedernholz an, wird derzeit noch von den Tanninen und den mächtigen Holzaromen nach Leder überlagert. Dürfte sich aber in 1-2 Jahren harmonisieren, 2 Flaschen verstecke ich bis 2010 im Keller.

7. Rosenberg 2006 (ZW/ME/CS) — 89+ Punkte (sehr gut)
Auch noch jung, aber bereits zugänglicher als der PN, ausdrucksstarke kräuterwürzige Aromen nach Feige, Cassis, Spur von grüner Paprika und dunklen Beeren, recht deutlich zeigen sich die 16 Monate im Barrique; der Wein dürfte sich in den nächsten 2-3 Jahren noch etwas beruhigen und die Fruchtnoten deutlicher zum Vorschein kommen lassen.


Weingut Hans Grassl, Göttesbrunn

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Wieder dominiert der Zweigelt mit immerhin 50% der Gesamtproduktion. Auch hier werden Trauben für die Basisweine zugekauft. Der Betrieb ist in einem tadellosen Zustand, der Verkostungsraum gemütlich und gleichzeitig modern eingerichtet, mit offenen Blick direkt in den Barriquekeller. Frau Grassl führt mich mit Elan und Stolz durch den Betrieb, offensichtlich wird an manchen Stellen gerade umgebaut bzw. erweitert, noch nicht alles ist abgeschlossen. Diese Vitalität steckt auch in den Weinen und zwar quer durch das gesamte Sortiment von der Basisqualität bis zu den Topweinen. Sie überzeugen durch eine besondere Ausgewogenenheit, nuancenreiche Aromatik und einer guten Textur. Der Bärnreiser, das Top-Cuvée aus ZW/ME/CS, war unser persönlicher Favorit an diesem Tag.

1. Zweigelt Classic 2007 — 81 Punkte (gut)
Schon sehr präsent, duftet intensiv nach Kirsche und Brombeere, nicht sehr komplex, aber ein Maul von Wein; für 7 Euro bekommt man hier einen überaus gelungenen Zweigelt

2. Rubin Carnuntum 2007 — 83 Punkte (gut)
Cuvée aus 85% ZW und 15% BF/ME, die Nase etwas zurückhaltender, aber mit schönen Aromen von Kirsche, Bromeere mit mineralischen Noten, im Mund noch etwas unruhig, jedoch mit guter Stuktur und langem Abgang; braucht noch sechs Monate in der Flasche

3. Pinot Noir Reserve 2006 — 86+ Punkte (sehr gut)
Komplexe Aromen von dunklen und roten Beeren, Kräutern und Gewürzen, etwas Muskat, das Holz zeigt sich sehr dezent, mittlerer Körper, fasziniert dank seiner eher kühlen mineralischen Art, der Abgang ist nachhaltig und von schöner Länge

4. St. Laurent Reserve 2006 — 88+ Punkte (sehr gut)
Ausdrucksstarke Nase mit mineralischen Noten, dunklen Beeren, Weichselkirschen, Banane, Zimtsterne und ein Hauch von Minze, Holzwürze nach Zedernholz und Tabak; leider noch recht adstringierend und im Abgang mit leichten brandigen Noten, sollte sich dies in 1-2 Jahren noch beruhigen, ein ausgezeichneter Wein in Reichweite von 90 Punkten.

5. Bärnreiser 2006 (ZW/ME/CS) — 92+ Punkte (ausgezeichnet)
Ein Wein mit großer Tiefe und mit einer zwingenden Nase mit reifen Pflaumen, dunkelroten Kirschen und Zimtstangen, sehr dicht und straff, mit enormem Druck am Gaumen, grandioses Spiel zwischen Säure, Tanninen und den samtigen Röstaromen (20 Monate im neue Barrique). Grandioser Wein, der sich die nächsten fümf Jahre noch weiter entwickeln dürfte. Die 23 Euro sind gerechtfertigt.


Restaurant-Tipp: Den Abend empfehlen wir im Restaurant Mole West direkt am Neusiedlersee ausklingen zu lassen. Es bietet eine ausgezeichnete Wein- und Speisekarte, eine gemütliche Atmosphäre umgeben von moderner Architektur und einem grandiosem Ausblick auf den Neusiedlersee und dem Leitha-Gebirge.


Weingut Weninger, Hortischon

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Am nächsten Tag ging es früh morgens Richtung Süden in das Burgenland. Ziel war Horitschon, einer der bedeutensten Weinorte im Burgenland. Die erste Station war das Weingut Weninger. Auf diesen Besuch freute ich mich besonders, schließlich habe ich mit Weninger die roten Weine Österreichs, insbesondere den Blaufränkischen, entdeckt. Die Weine werden ausschließlich mit natürlichen Hefen in Holzgärständern vergoren. Seit 2006 läuft die Umstellung auf den biodynamische Umstellung des Betriebes, und prompt verliert der Betrieb im Falstaff einen Stern. Nach der Probe kann ich den Abzug durchaus nachvollziehen, denn das Sortiment zeigt sich nicht ganz zufriedendstellend. Einige Weine wirken rauh, mit überbetonten Holznoten, kantiger Säure und einem zu wenig präsenten und aufgefächerten Aromakern. Manches scheint der Jugend geschuldet, die Abfüllung liegt teilweise nur wenige Wochen zurück, jedoch trauen wir nicht jedem Wein noch das notwendige Entwicklungspotenzial zu. Gänzlich überzeugt uns nur der Dürrau mit seinen komplexen Aromen. Ziemlich überflüssig erscheint uns jedoch die reinsortige Abfüllung der internationalen Rebsorten. Der Betrieb bewirtschaftet 28 Hektar, davon 60% BF, 20% ZW, den Rest teilen sich ME, CS, PN, SL.

1. Zweigelt 2006 — 76 Punkte (ordentlich)
Schlanke Nase nach Kirschfrucht und etwas dunkler Schokolade, im Mund ebenfalls schlank, dieselben Aromen, gute Säurestruktur, nicht sonderlich tief, aber eine unkomplizierter Trinkspaß

2. Blaufränkisch Horitschon 2006 — 78 Punkte (ordentlich)
Schöne Aromen nach dunklen Waldbeeren, zarte Holzaromen nach Leder und Tabakkiste, der Wein hat eine gewisse Tiefe und Struktur, der Abgang ist leider etwas kurz, jedoch für eine günstige Basisqualität (7 Euro) sehr annehmbar

3. Blaufränkischer Hochäcker 2006 — 82 Punkte (gut)
Ein bukettreicher Wein mit intensiven Aromen nach dunklen Beeren, Feigen und einem Hauch Minze, im Mund sehr saftig, mit mittleren Körper und einer schönen Textur, mittlerer Abgang

4. Blaufränkisch Kirchholz 2005 — 82 Punkte (gut)
Bei diesem Wein treten die Holzaromen deutlicher in Vordergrund, ohne die Aromen nach Brombeere und Himbeere mit etwas Banane zu überdecken, im Mund erneut saftig, die Tanine sind etwas adstringierend, mittlerer Abgang

5. Blaufränkisch Saybritz 2005 — 81 Punkte (gut)
Sehr harmonischer, samtiger Wein der bereits recht reif wirkt, hat trotzdem einen eher schlanken Körper, etwas vegetabile Noten, leichte Mineralität, ansonsten die typischen Aromen des Blaufränkischen, im mittleren Abgang wirkt die Säure etwas spitz

6. St. Laurent Reserve 2006 — 82 Punkte (gut)
Der Wein riecht ähnlich wie ein Amarone nach kompottigen Kirschen und etwas Lakritz, im Mund ähnlich, dazu noch Cassis, die Säure ist ziemlich prägnant und dürfte nicht jedem gefallen, angenehme Tanine und Röstaromen

7. Zweigelt Rage 2006 — 86 Punkte (sehr gut)
Dichte, konzentrierte, etwas kompottige Aromen nach reifen Kirschen, Feigen und Brombeeren, im Mund sehr saftig und konzentriert, gelungener Holzeinsatz, der Wein hat eine ganz weiche Textur und einen guten Körper, der Abgang ist lang

8. Blaufränkisch Reserve 2005 — 85 Punkte (sehr gut)
Der Wein überzeugt durch seine gelungen Melange von Frucht und Holz, die ruhigen, samtigen Holznoten nach Vanillie und Tabak befördern den komplexen Fruchtfächer von Zwetschge, Cassis, Feige und Minze, die mineralischen Noten geben dem Wein eine angenehme Frische, der Abgang ist gut, leider ist die Säure etwas ruppig

9.Pinot Noir Kalkofen 2005 — 84 Punkte (gut)
Sehr präsente, konzentrierte Pinot Noir-Nase, noch etwas ruppiges Holz, kühle Stilistik, etwas viel Säure, sehr konzentriert, mittlerer Abgang

10. Cabernet Sauvignon 2004 — 84 Punkte (gut)
Cassis, Zwetschge, deutliche Holzaromen, adstringierendes Holz, wirkt etwas zu kantig

11. Veratina Cuvée (BF/ZW/ME/CS) — 84 Punkte (gut)
Fast schwarze Farbe, noch sehr jung, sehr unruhig, ruppig, das Holz überlagert vieles, leichte kräuterige Noten und dunkle Waldbeeren, eher enttäuschend, hatte ich schon viel besser im Glas

12. Merlot 2005 — 85 Punkte (sehr gut)
Guter solider Merlot, aber warum aus dem Burgenland und für 28 Euro!?

13. Dürrau 2005 (100% BF beste Reben) — 91+ Punkte (ausgezeichnet)
Hochkomplexe Aromen nach Brombeeren, Heidelbeeren, etwas Banane und Feige, perfekter Einsatz von Holz, Aromen nach Lakritz, Tabak und Vanillie, sehr tief und präsent am Gaumen, der Abgang ist lang und macht viel Spaß; zurecht der Spitzenwein des Weingutes, allerdings auch zu einem Spitzenpreis von 49 Euro


Paul Kerschbaum, Horitschon

Kerschbaum (1 von 1)

Im Anschluss ging es zum Falstaff-Winzer des Jahres 2007. Das Sortiment ist klein und übersichtlich. Die klassisch im Fuder-Fass ausgebauten Weine ziert ein blaues Etikett, bei den Barriqueweinen ist es ein oranges. Die Leitsorte ist mit 60% Blaufränkisch, der Rest fällt im wesentlichen auf den Zweigelt. Obwohl der Topwein des Gutes, der Cuveé Kerschbaum, nicht angestellt werden kann, überzeugt uns das Sortiment. Besonders bemerkenswert ist die Eigenständigkeit der Weine. Kerschbaum will opulente, fruchtbetonte Weine, die in der Spitze trotz ihrer Komplexität und Tiefe immer noch in erster Linie Spaß machen sollen.

1. Zweigelt 2007 — 79 Punkte (ordentlich)
Sehr intensive, etwas parfumierte Fruchtnote. Im Mund sehr saftig nach reifen Kirschen, einfach strukturiert mit brandigen Spitzen.

2. Blaufränkisch Classic 2007 — 80 Punkte (gut)
Etwas zurückhaltendes Früchtebukett nach dunklen Waldbeeren. Insgesamt strukturiert und homogen, die Säure ist schön agil und der Abgang gelungen

3. Blaufränkisch Hochäcker 2006 — 85+ Punkte (sehr gut)
In der Nase dunkle Beerenaromen, eine schöne Holzwürze und etwas Vanille. Der Mund zeigt zum ersten Mal, wonach Kerschbaum mit seinen Weinen strebt: nicht zu körpereiche, aber ungemein saftige, fruchtbetone Weine mit vollen, aber perfekt eingebundenen Holzaromen. Nicht sonderlich komplex, aber ein toller Einstieg für 10 Euro

4. Blaufränkisch Dürrau 2006 — 89+ Punkte (sehr gut)
Erstaunliches Früchtebukett mit dunklen Beeren, Cassis, dunkler Schokolade und Zwetschge; ja, bestimmt recht vordergründig, aber wir erliegen ihm vollständig; im Mund zunächst Zwetschenkompott, kräuterwürzige Beerenaromen, dann Anklänge von Cassis und Nougat, ziemlich deutliche Holznoten nach Mokka und Lakritz, leider ist der Abgang erstaunlich kurz und schlicht, was eventuell noch an seiner Jugendlichkeit liegen kann

5. Cuveé Impressario 2006 (50%BF/30%ZW/10%ME/10%CS) — 91+ Punkte (ausgezeichnet)
Intensive Fruchtaromen nach Brombeeren, Heidelbeeren, floralen Noten und Holzwürze. Im Mund sehr saftig, fast opulent, sanfte Tannine, perfekter Holzeinsatz und Aromen von Zwetschgen, enorme Extraktsüße, der Abgang ist lang und facettenreich. Ein ausgezeichneter Wein.


Weingut Gesellmann, Deutschkreutz

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28 Hektar Weingärten, 90% davon mit Rotwein bestockt, als erster Winzer in Österreichs hat Gesellmann auch internationale Rebsorten in seinen Cuvées eingesetzt. Es kommt nicht von ungefähr, dass Gesellmann zu den bekanntesten und beliebtesten Rotweingütern zählt, besonders bei den Anhängern von vollen, opulenten im Barrique ausgebauten Weinen. Sein 2004er „G“ aus 95% BF und 5% SL war der beste Wein der Woche, jedoch konnten die einfachen Qualitäten nicht überzeugen. Richtig schön wird es erst ab 20 Euro. Wir hatten das besondere Vergnügen von Engelmann Gesellmann höchstselbst durch die Kollektion und anschließend durch seinen Betrieb geführt zu werden.

1. Zweigelt 2007 — 70 Punkte (passabel)
Verhaltene Nase, zarter Kirschduft, noch etwas schwefelig, im Mund kaum Frucht, oxidative Noten, vielleicht Flaschenfehler

2. ZB 2007 (BF/ZW/PN) — 74+ Punkte (passabel)
Zurückhaltener Duft nach Kirsche und dunklen Beeren, mittlerer Körper, bitterer kurzer Abgang, noch sehr jung, dürfte sich noch entwickeln

3. St. Laurent 2006 — 76 Punkte (ordentlich)
Wein hat etwas mehr Struktur und ist harmonischer, leichte Röstaromen, Aromen nach Waldfrüchten und Waldboden, adstringierend, mittlerer Körper, kurzer Abgang

4. Blaufränkisch Hochacker 2006 — 80 Punkte (gut)
Schöne Kirschfrucht, etwas weißer Pfeffer, zarte kräuterwürzige Aromen, mittlerer Körper, ein wenig Schmelz; mittellanger, schöner Abgang

5. Blaufänkisch Creitzer Reserve Barrique 2006 — 84+ Punkte (gut)
Deutlich mehr Tiefe und Komplexität, primär mit dunklen und roten Beeren, etwas Feige, sekundär eine zarte Holzwürze, Anklänge von Bourbon-Vanille, wirkt im Mund noch leicht unruhig, ruppige Tannine; guter, aber schlichter Abgang

6. Opus Eximium (BF/SL/ZW) — 87 Punkte (sehr gut)
Intensive Brombeeraromen, auch Kirsche und leichte Minze, das Barrique zeigt sich spürbar mit Lakritz- und Nougataromen, im Mund dicht und kompakt, schöne Textur, langer Abgang mit komplexen Fruchtaromen

7. Syrah 2006 — 83 Punkte (gut)
Eukalyptus, Kirsche in der Nase, insgesamt kühle Stilistik, im Mund leider etwas wenig Frucht, kräuterige Teearomen, etwas zuviel Holz, vielleicht noch zu jung

8. Pinot Noir Siglos 2005 — 89+ Punkte (sehr gut)
Florale Note, leichte Beerenfrucht, Zwetschge, etwas gemüsige Aromen, schöne Mineralik, am Gaumen frische Kirschfrucht, elegante Tannine, gutes Säuregerüst, überraschende Extraktsüße, langes Finale, toller Wein

9. Bela Rex 2005 (CS/ME) — 90 Punkte (ausgezeichnet)
Intensive Cassis-Aromen, grüner Paprika, Kirsche, am Gaumen tolle Textur, perfekter Holzeinsatz, zarte Vanille, sehr tief und straff mit gutem Druck am Gaumen, hohes Fruchtextrakt, im langen Abgang dunkles Beerenkonfit, kräuterwürzige Holzaromen

10. „G“ 2004 (BF/SL) — 95+ Punkte (groß)
Unendlich tiefe Nase, komplexes, opulentes Früchtebukett, einmalige balsamisch-ätherische Noten, 40 Monate Barrique zeigen sich in zarten Aromen mit Tabakkiste und Lakritz. Im Mund extreme Extraktdichte nach opulenten dunklen Früchten, gleichzeitig fein und finessenreich, perfekte Säure und Tannine, noch ganz leicht adstringierend, noch sehr jung, braucht Zeit, bester Rotwein der Reise mit einem unglaublich langem, intensiven Abgang. Ein Meisterwerk!


Weingut Krutzler, Deutsch-Schützen, Südburgenland

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Das südlichste Weingut auf unserer Reise. Es grenzt fast unmittelbar an die ungarische Grenze inmitten einer romantischen, sehr ländlichen Gegend. An der genannten Adresse angekommen blickt man auf ein idyllisches, kleines Fachwerkhäuschen, nur ein kleines Schild weist auf das Weingut hin. Verwundert reiben wir uns die Augen, soll hier dieser renommierte Betrieb beheimatet sein. Doch kurz darauf kommt Herr Krutzler und führt uns in das Haus. Von vorne uneinsehbar öffnet sich nach hinten eine moderne, kleine Weinwirtschaft. Alles wirkt modern, überaus gepflegt und mit Freude am Detail eingerichtet. Im Keller gibt es eine kleine, gemütliche Verkostungsstube, die zum sehr ansprechenden Barriquekeller führt. Alles macht einen hervorragenden Eindruck, ganz so wie man es von einem solchen Spitzenbetrieb erwartet, denn schließlich ist Krutzler der mit Abstand beste Erzeuger im Südburgenland. Berühmt wurde er mit seinem Perwolff, der ursprüngliche Name von Deutsch-Schützen. Auch in unserer Probe überzeugt dieser Wein vollends, wie auch die anderen vier Weine des Sortiments.

1. Zweigelt 2007 — 84 Punkte (gut)
Der beste einfache Zweigelt der Reise mit frischen klaren Fruchtaromen, intensive Kirschen, ausdrucksstarke Mineralik, lebhafte Säure, kratzt an den 85 Punkten und damit fast schon sehr gut, für nur 7 Euro!

2. Blaufränkisch 2007 — 86+ Punkte (sehr gut)
Bester Blaufränkisch unter 10 Euro. Für 7,50 erhält man einen herausragenden, typischen Vertreter der einmaligen burgenländischen Typizität des Blaufränkisch. Trotz seiner Jugendlichkeit überzeugt der Wein mit seiner weichen Textur und seinem präzisen, klar definierten Aromenspiel aus Cassis, Brombeere und frisch eingelegter Zwetschge, unterstützt von harmonisierenden Röstaromen, ein Ausnahmewein zum Schnäppchenpreis

3. Blaufränkisch Reserve 2006 — 88+ Punkte (sehr gut)
Wie der Wein zuvor, jedoch noch zwingender und tiefer. Die Frucht ist saftiger, der Wein hat mehr Volumen und Holzaromen, wirkt noch jugendlich, wird sich in 1-2 Jahren noch weiter öffnen

4. Merlot 2006 — 88 Punkte (sehr gut)
Der Wein ist noch verschlossen, zeigt aber schon jetzt sein großes Potenzial. Kein langweiliger Einheitsmerlot, er gefällt mit seiner kräuterwürzigen Aromatik, auch intensive rote und dunkle Beerenaromen, lebendige Säure, gutes Tanningerüst und weiche Vannilearomen

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5. Perwolff 2006 (90% BF/CS) — 93+ Punkte (ausgezeichnet)
35 hl Ertrag, 18 Monate Barrique, strengste selektionierte Lese sorgen für diesen herausragenden Blaufränkischen. In der Nase zeigt sich schon seine Kraft und Vielfalt, nur noch aufgrund seiner Jugend wird er im Zaum gehalten, im Mund ist er wild und ruppig. Der Wein kämpft noch mit all seinen Bestandteilen, aber er ist schon jetzt sehr zwingend. Seine Frucht intensiv, die Säure quicklebendig und das Tannin noch etwas austrocknend, jedoch bereits feinporig, der Abgang lang und komplex. 32 Euro sind gerechtfertigt.


Weingut Prieler, Schützen am Gebirge, Neusiedlersee-Hügelland

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Die Weingärten befinden sich alle an den Hängen des Schützner Steins in Richtung Neusiedlersee. Die unterschiedlichen Böden, es gibt Lehm, Muschelkalk und Schiefer, sorgen für sehr vielfältige Weine in diesem renomierten Betrieb. Der Generationswechsel ist bereits erfolgt, und so sitzt man sehr gemütlich im Garten mit den Jungwinzern Georg und Silvia, schwatzt über die Region und genießt eher nebenbei die aktuelle Kollektion, die sich mehr als sehen lassen kann. Sie besticht mit ausgezeichneter Qualität in allen Segmenten, Vielfalt und gekonnntem Einsatz von Barrique, wobei die Rotweine eindeutig die Spezialität von Prieler sind.

1. Rose vom Stein 2007 — 78 Punkte (ordentlich)
Frisch, leicht, fruchtig, mit spürbarem Restzucker; der einfache Weinspaß für heiße Tage.

2. Welschriesling 2007 — 79 Punkte (ordentlich)
Noch Gärungskohlensäure, sehr spritzig, ein Hauch mehr Struktur wie der Rose, schöne Apfelaromen, Ananas, erfrischende Säure

3. Pinot Blanc Seeberg 2007 — 81 Punkte (gut)
Verhaltenes Bukett, feine Stachelbeere, mittlerer Körper, sehr weich, Anklänge von Zitrus- und wieder Stachelbeeraromen im mittleren Abgang, etwas verhaltene Säure

4. Chardonnay Sinner 2007 — 82 Punkte (gut)
Ordentlicher Chardonnay mit typischer Fruchtkomposition, lebendige Säure, fast halbtrocken

5. Pinot Blanc Leithaberg 2007 — 84 Punkte (gut)
Bukettreiche Nase, spürbare Mineralität, gute Struktur, leichte Restsüße, im Mund schöne Aromenkombination aus Stachelbeere und fester, fast salziger Mineralität, langer Abgang – ein guter Pinot Blanc für nur 12 Euro.

6. Chardonnay Seeberg 2005 — 86+ Punkte (sehr gut)
Komplexe, schlanke Nase mit Williamsbirne, herbe Mineralik, weiche Röstaromen. Im Mund wirkt das Holz deutlicher, zurückhaltend nach Karamell, intensive reife Birnen- und geröstete Nussaromen, langer Abgang, gute Säure

7. Blaufränkisch Johanneshöhe 2006 — 82 Punkte (gut)
Mittlerer Körper, dunkle Waldbeeren, warme, weiche Textur, feine Kräuteraromen, sanfte Tannine, nicht sonderlich tief, mittlerer Abgang

8. Leithaberg 2005 (85BF/10SL/5PN) — 87+ Punkte (sehr gut)
Intensive Kräuterwürze, dunkelbeerige Fruchtaromen, leichte Mineralik, kompakt, hat Substanz und Tiefe, die Bestandteile harmonieren gut miteinander, schönes Säurespiel, gut eingebundenes Holz (14 Monate Barrique), weiche Tannine. Insgesamt ein sehr gelungener BF, der für die Zukunft noch mehr verspricht.

9. Schützner Stein 2005 (80BF/20ME) — 86 Punkte (sehr gut)
Wie der Vorwein, aber noch harmonischer, eher rotbeerig, eine Spur weniger Komplexität und Tiefe

10. Leithaberg 2006 (100BF) — 88 Punkte (sehr gut)
Kommt vom letzen Ausläufer der Alpen vor dem Übergang zur pannonischen Tiefebene, geprägt von Schiefer und Muschelkalk. Eleganter BF mit schöner Holzwürze, dunklen Waldfrüchten, etwas Pfeffer, wirkt konzentriert, sehr päsente Säure, langer Abgang, noch jung, aber schon gut trinkbar

11. Pinot Noir 2006 — 88 Punkte (sehr gut)
Aromen nach Erdbeeren und dunklen Waldbeeren, etwas Cassis, sehr filigraner Wein; die 20 Monate im Barrique zeigen sich in sehr zurückhaltenden Kaffeenoten und Süßholz, holzige Kräuternoten, feinporige Tannine, mineralischer, sehr langer Abgang, ein sehr gelungener Burgunderwein

12. Goldberg 2003 (100BF) — 90+ Punkte (ausgezeichnet)
Der beste Wein des Hauses, 36 Monate im Barrique, gewachsen auf Schiefer. Extrem intensive, aber transparente Beerenfrucht mit reifen Kirschen, Pflaumen, deutliche schiefrige Mineralik, viel Druck am Gaumen, wuchtige, aber samtige Tannine, im sehr langen Abgang Nougataromen, Brombeere


Weingut Johanneshof Reinisch, Tattendorf, Thermenregion

Bei der Architektur des Weingutes fällt uns spontan der Name Mondavi ein, derart bestimmend ist die Weingutsarchitektur von Kalifornien, allerdings mit dem Einschlag einer italienischen Fattoria, was für eine entspannte Atmosphäre sorgt. Mit 32 Hektar ist der Betrieb der Famlei Reinisch ein recht großer Erzeuger. Man setzt vornehmlich auf Burgundertrauben (St. Laurent, Pinot Noir, Rotgipfler, Zierfandler etc.), verwendet immer mehr natürliche Hefen für die Vergärung und ist ein Spezialist für den Ausbau in Barriques. Die St. Laurents zählen für Weinkenner zu den Besten der Welt. Die Weine haben eine eigene Handschrift, gekennzeichnet durch satte Fruchtextrakte (ohne künstlche Konzentration), die Noten aus dem Barriqueanbau und eine ausgeprägte Würzigkeit. Vorausgesetzt man ist dieser Art Wein nicht abgeneigt, bietet der Johanneshof teilweise herausragende Rotweine zu einem fairen Preis.

1. Pinot Noir „Vom Grillenhügel“ 2006 — 85+ Punkte (sehr gut)
Kühle, klare Stilistik, Aromen von Himbeere und anderen roten Beeren, etwas alkoholische Nase. Im Mund tritt der Alkohol zurück, eher burgundischer Stil, recht karg und mineralisch, rotbeerige Aromen, fast elegant, trocken, mittlerer Abgang

2. Zweigelt Reserve Frauenfeld 2006 — 90+ Punkte (ausgezeichnet)
Überschwengliche kräuterwürzige Nase, reife Kirschen, etwas Zwetschge, deutliche Röstaromen. Im Mund sehr saftig, unheimlich dichte Fruchtextrakte, trotzdem elegant und nicht breit. Noch sehr jung, braucht Zeit. Einer der besten Zweigelts auf der Reise.

3. St. Laurent Frauenfeld 2004 — 88 Punkte (sehr gut)
Intensiver Holzduft, Zwetschge. Im Mund viel Tannin, daher recht adstringierend, komplexe Furchtaromen nach Zwetschge, Cassis, etwas Mineralik und angenehme Barriquenoten. Ebenfalls noch etwas unentwickelt, guter Abgang

4. Steingarten (80SL/20PN) 2005 — 88+ Punkte (sehr gut)
Kräftiger Lakritzduft, daneben holzige Küchenkräuter und intensive Fruchtaromen von dunklen Beeren, etwas Feige. Im Mund sehr konzentriert, saftig und reintönig, fein strukturierte Holzaromen nach Lakritz. Im Abgang schöne Säure, feine Beerenaromatik, lang.

5. Merlot Dornfeld Reserve 2005 — 84 Punkte (gut)
Sehr fruchtig, etwas einfache Nase. Hat im Mund ordentlich Tannin und einen mächtigen Körper, etwas alkoholisch, noch etwas unruhig, zu viel Holz, guter Abgang

6. Cabernet Sauvignon Merlot Reserve 2003 — 86 Punkte (sehr gut)
Opulente Cassisnote in der Nase, viel Holz. Im Mund ebenfalls viel Cassis und Pflaume, wird aber etwas vom Holz überlagert, hat Struktur und eine gewisse Tiefe, guter, leicht adstringierender Abgang

7. Pinot Noir Grande Reserve Holzspur 2004 — 91+ Punkte (ausgezeichnet)
Intensive dunkle Beerenaromen, filigraner, vornehmer Stil, deutliche Mineralik, nur leichte Holznoten mit Vanille. Im Mund unglaublich saftig, extreme Extraktdichte, Aromen nach Weichselkirsche, dunkle Waldbeeren, sehr harmonisch und weich, die drei Jahre im Barrique deuten sich nur zart an. Langer, intensiver und komplexer Abgang. Intensives Pinot-Noir-Erlebnis der Extraklasse.

8. St. Laurent Grande Reserve Holzspur 2004 — 92+ Punkte (ausgezeichnet)
Riecht zuerst nach frisch geschnittenem Heu und Wiesenkräuter, wirkt noch sehr jung und unentwickelt, nach einer Weile auch eine vielschichtige Fruchtaromatik mit Cassis, angetrockneten Pflaumen und dunklen Beeren. Im Mund noch unruhig und unentwickelt, deutet jedoch Potenzial an, sehr dichte Struktur, extremes Fruchtextrakt, vitale Säure und vielschichtige Fassaromen. Der Abgang schon jetzt ewig lang, aber noch recht ruppig. Noch drei Jahre reifen lassen, dann dürfte der Wein enormen Spaß machen.


Weingut Umathum, Frauenkirchen, Neusiedlersee

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Dieses Weingut zählt sicherlich zur Spitze österreichischen Rotweins. Seit über 20 Jahren werden hier fast ausschließlich einheimische Rebsorten kultiviert — besonders die Sorten Zweigelt und St. Laurent. Sie zählen zur absoluten Weltspitze, weil sie die oft proklamierte und leider viel zu selten vorhandene „regionale Identität“ mustergültig wiedergeben. Umathum schmeckt man, dank des vielfältigen, komplexen, aber immer sehr eleganten Früchtebukett nach Feigen, Orangen, Kirschen, Waldbeeren und der packenden, tiefgründigen Mineralität. Die Tannine zeigen sich nur zart, so wie die dezente Eichenwürze. Oft Weine mit einem großem Lagerpotenzial. Meist können jedoch nur die Lagengewächse so richtig überzeugen, die einfachen Weine wirken gelegentlich dünn.

1. Rosa 07 (ZW/SL/BF) — 74 Punkte (passabel)
Florale Aromen nach Flieder in Nase und Mund, der Wein hat spürbare Restsüße, einfache Qualität

2. Zweigelt 2006 — 79 Punkte (ordentlich)
Intensiver Duft nach dunklen Waldbeeren und viel Holz, im Mund überraschend dünn, leichte Kirscharomen, prägnante Säure, wirkt unharmonisch

3. St. Laurent 2007 — keine Bewertung
Wein war bei der Verkostung erst zwei Monate in der Flasche, wirkte noch völlig unruhig, kaum Frucht, spitze Säure, keine Bewertung

4. Blaufränkisch 2006 — 78 Punkte (ordentlich)
Duftet nach dunklen Waldfüchten, insbesonderen nach Heidelbeeren, mittlerer Körper, dezente Fruchtaromen, wieder heftige Säure, wirkt aber harmonischer, wenn auch nicht sonderlich tief, auch wieder etwas dünn

5. Heidboden 2006 (60ZW/25BF/15CS) — 88 Punkte (sehr gut)
Interessante Nase nach komplexen dunklen Beeren, Cassis, schöne Kräuterwürze, etwas Schwefel. Im Mund intensive Fruchtaromen, herb-kräuterige Mineralik, karge Stilistik, aber mit großer Transparenz und einer vielschichtigen Aromatik, sehr interessant, wenn auch nicht ganz zwingend, die Säure ist wieder etwas anstrengend, beruhigt sich vielleicht noch in 1-2 Jahren. Schöner Abgang mit Cassis und Minze.

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6. Pinot Noir Unter den Terrassen zu Jois 2006 — 89+ Punkte (sehr gut)
Würzige Aromen, eher schlank in der Nase. Im Mund dunkle Beerenfrüche, sehr mineralisch, erneut komplexe Kräuterwürze, zarte Holznoten, schönes Tannin, sehr eleganter und facettenreicher Pinot, langer Abgang

7. Ried Hallhühl 2004 Zweigelt — 93 Punkte (ausgezeichnet)
18 Monate Barrique, 18 Monate Flaschenreife. In der Nase intensive Fruchtstruktur, etwas Pfeffer, perfekt eingebundene Holzaromen. Im Mund sehr saftig, dunkle Bitterschokolade, viel Mineralität, intensiver Nachhall mit Tabakkiste und Weichselkirsche. Hervorragend.


Heinrich, Gols, Neusiedlersee

Nur drei Kilometer von Umathum entfernt liegt das nächste große Rotweingut. Heinrich hat sich in den letzten Jahren zu einem Topbetrieb entwickelt. Seinen beiden Cuveés Gabarinza und Pannobile haben schon alle Preise gewonnen und zeigen einen deutlichen Unterschied zu Umathum. Heinrich setzt, auch wegen seiner heißen Lagen, auf intensive, extraktreiche Weine, die besonders den modernen Weingeschmack ansprechen wollen, ohne jedoch gänzlich austauschbar oder gar trivial zu sein. Im Gegenteil, die Weine zeigten sich in der Probe durchweg sehr gut, oft mit besonderem Facettenreichtum, prickelnder Säure, feinster Mineralität und perktem Holzeinsatz. Nur der Alkohol scheint aufgrund der Hitze manchmal ein Problem zu werden. Leider sind sie auch recht teuer.

1. St. Laurent 2006 — 86 Punkte (sehr gut)
Sehr fruchtig und präsent in der Nase, zarte Röstnoten. Im Mund viele frische rote Beeren, reife Kirschen, etwas Cassis, tolle Holzwürze, langer, sehr aromatischer Abgang, leider ganz leicht alkoholisch

2. Pinot Noir 2006 — 88+ Punkte (sehr gut)
Dunke Waldbeeren, besonders Brombeere, sehr fein aufgefächert, eher filigran. Im Mund vielschichtige Fruchtaromen, sehr ausbalanciert, fast salzige Nuancen, toller Abgang

3. Pannobile 2006 (80ZW/BF) — 89 Punkte (sehr gut)
Kirsche, intensive Mineralik, leichte Jodnoten in der Nase. Im Mund überaus elegant und tief zugleich. Zwetschgen, Pflaumen und dunkle Waldbeeren in perfekter Haromonie. Der Wein wirkt frisch und saftig mit einem intensiven Abgang, wieder leicht salzige Noten.

4. Gabarinza 2006 (50ZW/BF/ME/SL) — 92+ Punkte (ausgezeichnet)
Intensive Nase nach Orangenzesten, dunkle kompottige Waldfrüchte, etwas Jod, herbe Mineralität, feinste Holzwürze. Im Mund sehr dicht, unheimlich tief, zwingende Extraktdichte, perfekte Harmonie von Säure, Tannin und Holzwürze. Im Abgang tolle Nougatnoten, noch etwas unruhig, wird sich aber beruhigen. Noch sehr jung, nicht vor 2010. Ein Traum von Wein, aber etwa 40 Euro.

5. Salzberg Cuveé 2004 (50ME/BF/ZW) — 92+ Punkte (ausgezeichnet)
Nase noch verschlossen, wirkt fest, kraftvoll, ruppiges Holz, heftig mineralische Noten, sehr überraschend für ein von Merlot dominiertes Cuvée. Im Mund ebenfalls noch verschlossen, deutet aber sein unheimliches Potenzial an. Extrem intensive Beerenaromen, etwas Kokos, tabakige Noten, heftig Holz und Gerbstoffe. Der Abgang noch ungehobelt, aber so lang als wollte der Wein sich für ewig in die Zunge eingraben. Der letzte Weine unserer Reis,e und es hätte kaum besser sein können. Wer sich dieses Gewächs leisten kann, erstmal bis mindestens 2013 weglegen und dann genießen.


Fazit: Österreich ist nicht nur ein großes Weißweinland. Zukünftig werden auch die Roten bei uns im Keller und auch in unserem Herz einen festen Platz haben. St.Laurent, Zweigelt, Blaufränkisch und auch der Spätburgunder bieten den Winzern eine unheimlich große Spielwiese, und immer mehr wissen sie zu nutzen. Dieses Potenzial an höchst unterschiedlichen Weintypen ist die Stärke Österreichs und dies sollte in Zukunft konsequent genutzt weden. Zum Glück ist die Stilistik gerade im Umbruch, weg von der Holz- und Tanninbetontheit, hin zu filigraneren und vielschichtigeren Weinen. Endlich setzt man auch auf die großartigen einheimischen Rebsorten. Die besten Winzer erzielen hier Qualitäten, die sich nicht hinter den großen Rotweinländer verstecken müssen. Die Preise liegen in etwa auf deutschen Niveau, also nicht ganz billig, aber immer noch deutlich hinter den großen Gewächsen anderer Länder.

Jahrgangsempfehlung: 2004, 2006. 2007 ist eher ein schwieriges Jahr.

Bester Wein der Reise: Gesellmann „G“ 2004 — 95+ Punkte (groß) — 55 Euro, leider im Handel ausverkauft

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