Weingut Bamberger in Meddersheim, Nahe

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Ausgangspunkt für diese Verkostung war eine Anfrage von Seiten des Weingutes, ob wir uns einmal durch die Kollektion durchprobieren möchten. Die Weine und besonders die Sekte, für die das Weingut durchaus bekannt ist, bekamen wir die letzten Jahre zwar gelegentlich ins Glas, aber keiner von uns hatte einen allgemeinen Eindruck von dem Programm. Wir stimmten daher gerne zu, mit der Bitte, dem Paket auch Sekte und einige gereiftere Jahrgänge beizufügen. Bei dem umfassenden Angebot beschränkten wir uns auf die Rieslinge des Hauses. Alle besprochenen Weine wurden uns kostenlos zur Verfügung gestellt, an unserer Beschreibung und an der Bewertung ändert dieser Umstand selbstverständlich nichts. Wir haben uns in aller Ruhe offen durch die Kollektion zu dritt verkostet.

Zusammenfassend können wir sagen, je neuer die Weine, desto ansprechender. Auf dem Weingut scheint einiges zu geschehen. Besonders die beiden Lagenrieslinge -S- aus dem Jahrgang 2013 empfanden wir besonders gelungen. Im Vergleich zu den gereifteren Jahrgängen sind sie fester und sie verfügen über mehr Spannung, dazu lässt die Fruchtaromatik der Mineralität mehr Raum. Die Rieslinge gewinnen dadurch an Tiefe. Wie gesagt, haben wir keine Einblicke in den Betrieb, aber wir vermuten Veränderungen bei der Bewirtschaftung der Weinberge und beim Ausbau der Weine. Die beiden 2013er-S-Rieslinge sind auf jeden Fall eine Empfehlung wert und für 15 Euro sind sie dazu noch fair bepreist.

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2010 Riesling Sekt b.A. brut

Gereifter gelber Apfel, etwas Honig, erdige Noten, sauber. Im Mund saftiger Antrunk, die Perlage ist im mittleren Bereich stark schäumend, dies nimmt ihm etwas von seiner Feinheit, auch am Gaumen erneut eine reife Apfelfrucht, die Restsüße tritt hervor, aber dank der jahrgangstypischen markanten Säure durchaus trinkanimierend, saftig-fruchtiger Verlauf, ein Spaßmacher auch gutem Niveau, passable Länge. Ein gute Basissekt, der uns mit einer geringeren Dossage noch besser gefallen würde. 83/100, 11,50 Euro

2009 Riesling –S- brut

Eine Klasse besser dann der –S- Brut aus 2009. Hier finden wir einen vielschichtigen, leicht hefigen Duft von sauberer Botrytis, Rauch, herb-würzig pflanzliche Anklänge, Altholznoten, ein Hauch Brioche. Am Gaumen gefällt uns seine feine Perlage, sehr würzige Rieslingaromatik, salzige Mineralität, karamellisierte Mandeln, ein wenig schimmert die Restsüße durch, fortlaufende Hefenoten, sehr gewogen, zeigt eine gewisse Tiefe und Komplexität, sehr guter Nachhall. Gelungen. 87/100, 19 Euro

2014 Plaisir Riesling

Expressive Nase, gelbe Früchte, macht sofort Vorfreude, sauber. Am Gaumen saftiger Auftakt, fruchtintensive Ausrichtung, spürbare Restsüße, ein Hauch Mineralität, schön und unkompliziert, ein Riesling für jeden Tag, der hinten heraus etwas mehr Spannung haben könnte, passabler Nachhall. In der Preisklasse eine unbedingte Empfehlung. 83-84/100, 7,10 Euro

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2014 Monzingen Frühlingsplätzchen Riesling feinherb

Mineralische Nase, wirkt sehr trocken, fokussiert, Steinfrucht, rote Beeren, klar, macht Lust auf den ersten Schluck. Am Gaumen saubere Pfirsicharomatik, saftiger, durchaus straffer Auftakt, mineralische Anklänge, wird im weiteren Verlauf weicher und gefälliger, weiches Mundgefühl hinten heraus, gute bis sehr gute Länge, insgesamt ein sehr guter feinherber Riesling. 86-87/100, 10 Euro

2014 Monzingen Frühlingsplätzchen Riesling trocken

Der einfache Riesling trocken aus dem Frühlingsplätzchen hat uns sehr gut gefallen. In der Nase finden wir eine für die Lage bekannte Aromatik, mit deutlich floralen Aromen, weiße Blüten, dazu eine reife Stein-Zitrusfrucht, dahinter eine Ahnung von geschnittenen Apfelspalten, dazu herbe Kräuter. Am Gaumen saftig, frisch und straff wirkend, natürlich noch unentwickelt, die Restsüße tritt ein wenig hervor, im weiteren Verlauf zeigen sich herb-würzige Aromen, phenolische Noten, die ihm heute noch etwas seinen Trinkfluss nehmen, im passablen Nachhall weiße Blüten, guter Säurezug. Wir würden bei diesem Wein noch ein Jahr Flaschenreife empfehlen, dann dürfte er sich auf sehr gutem Niveau präsentieren. Ausgezeichnetes PLV! 87/100, 9,50 Euro

2014 Meddersheim Altenberg Riesling trocken

Auf vergleichbarem hohem Niveau präsentiert sich der Altenberg. Kräuterwürziger Duft, kreidige Mineralität, sauber, die verwaschenen und kaum wahrnehmbaren Fruchtaromen zeugen von der aktuellen Verschlossenheit des Weins. Am Gaumen mittlere Dichte, straffer Auftakt, auch hier viel Kräuter mit animierendem herben Einschlag, gute mineralische Substanz, im Verlauf scheint der Wein immer dichter zu werden, noch etwas verschlossen, wie in der Nase, mittlerer Nachhall. Aufgrund seiner Substanz und Klarheit tippen wir auf eine positive Entwicklung in ein bis zwei Jahren. Diese Reifeentwicklung sollten man den Flaschen auf alle Fälle gönnen. 85-87/100, 9,50 Euro

Danach folgten in zwei Jahrgangsvertikalen die besten Rieslinge des Weingutes aus den Lagen Monzinger Frühlingsplätzchen und Meddersheimer Altenberg. Darauf waren wir besonders gespannt, da Stilistik und Güte beo gereiften Weinen leichter zu erkennen sind.

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2008 Monzingen Frühlingsplätzchen Riesling trocken -S-

Vergleichbar zu unseren Erfahrungen mit dem Jahrgang 2008 sind wir überrascht: deutliche Reifenoten, die dem Bukett jedoch eine gewisse Vielfalt geben, es duftet nach Weinbergspfirsich, Petrol, erdnaher Würze, ein Ahnung von Mineralität, mittlere Komplexität. Am Gaumen mittlere Dichte, sehr beweglicher, feinfruchtiger Auftakt, auch hier deutliche Reifenoten mit sauberer Petrolnote, feines Säurespiel, erdwürzige Mineralität, gewisse Nachhaltigkeit, mittlere Länge und Tiefe. Heute vollkommen erblüht und lässt sich dank seiner Beschwingtheit herrlich genießen, sollte nach unserer Einschätzung nun aber auch getrunken werden. 88/100, 15 Euro

2011 Monzingen Frühlingsplätzchen Riesling trocken -S-

Kandierte Zitrusfrucht, Gummiton, getrocknete Kräuter. Am Gaumen dichter, im Auftakt hochreife Steinfrüchte, erdige Würze, cremige Textur, deutliche Gumminote im hinteren Verlauf, die sich bis in den guten Nachhall durchzieht, jahrgangsbedingte milde Säure, dadurch nicht so frisch und animierend wie der 2008er, trotzdem noch ein sehr guter Riesling. 85/100, 15 Euro

2013 Monzingen Frühlingsplätzchen Riesling trocken -S-

Mineralisches Bukett, Tafelkreide, kandierte Zitrusfrüchte, bemerkenswert saubere Aromatik, noch verschlossen. Am Gaumen ein saftiger Antrunk, saubere Rieslingfrucht, die Restsüße scheint etwas höher zu stehen, was die pikante Säure aber bestens puffert, straffer Verlauf, mineralischer Zug, zeigt eine gewisse Nachhaltigkeit und Komplexität, sehr guter Nachhall. Für uns mit Abstand der beste Riesling aus diesem Flight. Trotz seines jugendlichen Entwicklungsstadiums haben wir ihn gerne genossen, könnte sich aber mit zwei bis drei Reifejahren sogar auf ein ausgezeichnetes Niveau entwickeln. 89+/100, 15 Euro

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2008 Meddersheim Altenberg Riesling trocken -S-

Der 2008er-Altenberg war der einzige Wein, der uns nicht gänzlich überzeugte. In der Nase eine verwaschene Zitrusfrucht, dazu Anklänge von Botrytis, altholzige Noten, herbe Kräuter, dahinter Gumminoten. Am Gaumen von mittlerer Dichte, auch hier eine leicht verwaschene Zitrus- und Steinfrucht, durchzogen von deutlichen Gerbstoffen, dazu leicht mostige Anklänge, die Säure steht ein wenig abseits von der Frucht, die Komponenten spielen nicht sonderlich miteinander, wir sind am Tisch etwas ratlos und gar skeptisch, vielleicht gerade in einer schwierigen Phase, wobei schmeckbare Reifenoten nicht auf eine besonders lange Entwicklungsfähigkeit des Weines hinweisen, passable Länge. 83/100, 15 Euro

2011 Meddersheim Altenberg Riesling trocken -S-

Viel besser dann der 2011er-Jahrgang. In der sauberen Nase finden wir eine schöne Zitrusfrucht, herbe Kräuterwürze, altholzige Noten, ein Hauch Weißkraut, wirkt etwas gedeckt, scheint gerade in der Verschlussphase zu sein. Am Gaumen ebenfalls gedeckt, verwaschene Fruchtaromen, herbe Kräuterwürze, ziemlich feine Säure, die Gerbstoffe rauen noch leicht den Gaumen auf, kleines Zuckerschwänzchen, heute ergeben die Komponenten noch kein stimmiges Ganzes, aber die insgesamt saubere Aromatik spricht für eine gute Harmonisierung in ein bis zwei Jahren, mittlere bis gute Länge. 86+/100, 15 Euro

2013 Meddersheim Altenberg Riesling trocken -S-

Spontan überzeugende, saubere Aromatik, erhitzte Kieselsteine, kandierte Zitrusfrucht, noch nicht ganz aufgefächert, weckt unmittelbar Vorfreude auf den ersten Schluck. Am Gaumen mittlere Dichte, saftiger Auftakt mit feinem Fruchtspiel nach kandierten Zitronen und Grapefruit, dazu Orangenzesten, die Frucht garniert mit herben Kräutern, steinwürziges, mineralisches Fundament, stoffig, aber durchaus beschwingter, straffer Verlauf, zeigt gewisse Tiefe und Nachhaltigkeit an, auch am Gaumen noch nicht ganz geöffnet, im guten bis sehr guten Nachhall zeigen sich gar Spuren von salziger Mineralität. Muss noch ein Jahr reifen und zeigt Potenzial. 89+/100, 15 Euro