Weingut Stern – sechs Burgunder aus der Südpfalz

Vor einigen Wochen erhielten wir ein Paket des Weinguts Stern aus Hochstadt an der Südlichen Weinstraße (Pfalz) mit sechs verschiedenen Weinen zur kostenfreien Verkostung. Nachdem wir den spontanvergorenen Weinen etwas Ruhe nach dem Transport gegönnt hatten, trafen sich die Blog-Autoren in der letzten Novemberwoche 2009, um die Weine gemeinsam zu verkosten.

Das Weingut Stern wird nunmehr in dritter Generation gemeinsam von Dominic Stern und dessen Vater geführt. Auf 8,5 ha sandigen Lößböden mit leichtem Kalkanteil kultiviert das Weingut auf Weinbergen rund um Hochstadt Burgundersorten in rot und weiss, aber auch Riesling, Cabernet Sauvignon und Merlot werden hier angebaut. Als zweites Standbein betreibt das Weingut zudem schon seit den 1960er Jahre eine hauseigene Brennerei, in der Obstbrände, Tresterbrände und Liköre destilliert werden.

Zusammen mit seinem Cousin Philipp Kiefer vermarktet Dominic Stern unter dem Label PinoTimes einen Teil der gemeinsamen Weine.

So viel sei an dieser Stelle schon vorweg genommen, die homogene und sehr gute Qualität der uns vorgestellten Weine hat uns überzeugt, die Bewertungen der vier anwesenden Verkoster wichen am Verkostungsabend nur in sehr geringem Umfang voneinander ab:


Weingut Stern Pinot Cuvée Brut, NV

Helles Lachsrosé. Die Nase ist feinfruchtig mit Walderdbeertönen und gelben Dörrfrüchten, sie zeigt hier einen durchaus schon als elegant zu bezeichnenden Stil. Die Nase wird ergänzt durch einen feinen Anklang an frisch gemahlenen Kaffee. Im Mund wirkt der Pinot deutlich fruchtiger als in der eher auf Eleganz bauenden Nase, die Frucht ist intensiv gelbfruchtig, die erdbeerigen Töne treten hier etwas zurück; der Sekt hat hier einen sehr saftigen, ja fast schon fruchtfülligen Stil, mit einer recht gleichmäßigen, für einen Sekt eher feinen Perlage. Am Gaumen balanciert und harmonisch, seine 13 % Alkohol merkt man ihm überhaupt nicht an, er endet schmelzig und klingt dann leise und knapp mittellang aus.

Einheitliche 85 Punkte (sehr gut), ab Hof 13,80 Euro


Weingut Stern Silvaner Spätlese trocken ***, 2008

Es hat hier wirklich Sinn gemacht, dem Wein mehr Luft und Zeit zu geben. Im ersten Verkostungsdurchgang sind wir uns noch einig, dass dem Wein im Mund die säurebedingte Spannung fehlt, wir empfinden ihn frisch aus der Flasche als merklich zu ruhig. Doch schnell kommt am Tisch dann die Überzeugung auf, dass dieser Wein noch weitere Luftzufuhr benötigt –  und so zeigt er sich dann, entsprechend belüftet,  knapp 2 Stunden später in deutlich besserer Verfassung:

Verhalten spontanwürzige und recht komplexe Nase, die Birne, nussige Töne sowie Anklänge an Kürbiskerne vereint. Mit mehr Luft gesellen sich auch saftige Apfeltöne und erdige Komponenten hinzu, die dem Wein einen insgesamt ernsthaften Charakter geben. Im Mund gefällt dieser saftige, dennoch trockene Silvaner mit seinen birnigen Tönen, erdigen und (deutlich) trockenkräutrigen Anklängen, zudem gesellt sich eine salzig – mineralische Note hinzu, die dem Wein weitere Tiefe vermittelt. Milde, aber nunmehr uneingeschränkt stimmige Säurestruktur. Am Gaumen überrascht dieser noch jugendlich wirkende Wein mit einem merklichen Pfefferl,  ehe er deutlich mittellang und harmonisch fruchtig ausklingt. Seine volle Trinkreife wird dieser Wein voraussichtlich im Herbst 2010 erreichen, zuvor genossen sollte er zumindest zwei bis drei Stunden vorher karaffiert werden, genügendes Potential ist hierfür zu erwarten.

86+ bis 87 Punkte (sehr gut), ab Hof 9 Euro


Weingut Stern Grauburgunder Spätlese trocken ***, 2008

Schon ein erstes Schnuppern verrät – hier war (großes?) Holz beim Weinausbau im Spiel. Doch der Holzeinsatz erscheint zurückgenommen und durchaus trotz der Jugend des Weines schon balanciert. Er überlagert die birnigen Töne, mit der die Nase sortentypisch aufwartet, keineswegs, die feine karamellige Würze des Holzes gibt vielmehr ein stützendes Fundament und umschliesst die birnige Frucht dieses Grauburgunders unaufdringlich.

Im Antrunk wirkt der Wein kühl, mit gänzlich trockenem Geschmacksbild; zudem bietet er eine ziehende und ausgeprägte Mineralik. Die Frucht wirkt schlank und saftig zugleich, sie wird aber wieder schmelzig durch das Holz gestützt. Die Struktur im Mund weiß durchaus zu gefallen, allein ein wenig mehr Fruchtfülle hätte hier noch besser gepasst, um die vorhandene Struktur des Weines noch weiter auszufüllen. Am Gaumen bleibt ein ganz leichtes Bitterl stehen, das sich aber mit weiterer Luft noch unauffällig einbindet. Karamell, Kaffee und die Birnentöne finden sich saftig und knapp lang am mineralischen Gaumen wieder. Auch dieser Wein gefällt, er erscheint uns aktuell aber noch als zu jung, er braucht noch sehr viel Luft. Ein weiteres Jahr Flaschenlagerung kann hier überhaupt nicht schaden.

86 bis 87+ Punkte (sehr gut), ab Hof 9 Euro


Weingut Stern Chardonnay trocken – Barrique – ***, 2008

Die Nase eröffnet mit frischen Zitrustönen, flankiert von buttrigen und karamelligen Holztönen. Ähnlich zum Grauburgunder ist auch hier der Holzeinsatz als gelungen zu bezeichnen, allein, der Wein ist heute noch deutlich zu jung : Zitrusfrucht, Holznoten, Kräuter, eine feine Mineralik — diese Eindrücke stehen noch blockartig nebeneinander. Wir haben aber keinen Zweifel, dass sich die einzelnen Elemente mit weiterer Reife (ab 2010+) gut verweben werden. Im Antrunk zeigt der Wein eine gute Konzentration, wieder Zitrus, Birne, buttrige Noten vom Holz, ein großer Strauss herber Kräuter, feine gemüsige Noten, etwas Kaffee; die Säure ist pronounciert, der Wein wirkt sensorisch trocken. Alkoholkräftig ist dieser Chardonnay, kein Zweifel, aber durchaus noch balanciert – wir sehen ihn als ansprechenden Essensbegleiter. Am Tisch herrscht auch Einigkeit, dass der Wein wohltuend wenig mit einem „überfetten und zugeholzten Chardonnay“ gemein hat. Der Abgang wirkt noch ein klein wenig unentwickelt, die Eindrücke von Zitrus, Kaffee, Kräuter und die birnigen Töne haben noch nicht zueinander gefunden.

86 bis 87+ Punkte (sehr gut), ab Hof 13,50 Euro


PinoTimes Pinot Blanc Spätlese trocken, 2008

Sortentypische Nase, die ebenfalls durch einen leichten Spontanvergärungston begleitet wird. Zitronig, etwas Melone, ein feiner, leicht grasiger Ton weht durch das Glas, ergänzt durch eine würzige Muskatnote. Der Weissburgunder wirkt noch ungemein frisch, ja fast noch etwas unruhig. Fruchtfrische ist auch das Leitmotiv im Mund, mit deutlich limonigen Noten, verhalten dazu auch erdige, leicht pilzige Töne; der Wein ist extraktdicht, sensorisch trocken und ansprechend konzentriert. Harmonische Säure. Mittellanger zitronenfruchtiger Abgang, auch hier zeigt der Wein einen ganz feinen — nicht störenden — Pfefferton, der aber deutlich weniger ausgeprägt ist als der des Silvaners.

85 bis 86 Punkte (sehr gut), Preis ab Hof unbekannt


PinoTimes Pinot Noir, 2007

Dunkles Rubinrot. In der jugendlichen Nase süßliche Kräuterwürze, Kirsche und Brombeere, Walderdbeeren und ein deutlicher Wachholderton. Im Mund eine schlank-präsente Kirsch- und Brombeerfrucht, angenehme Schokotöne, der Wein hat einen eher schlanken als üppigen Stil. Diese ersten Eindrücke konnten durchaus gefallen. Leider aber zeigen sich im Mund derzeit noch herb-bittere Töne, die dem Wein aktuell doch merklich an Charme nehmen. Wir haben, auch das sei zur Vervollständigung durchaus erwähnt, keine Einigkeit darüber erzielen können, ob diese Eindrücke allein seiner Jugend geschuldet sind und sich mit weiterer Flaschenreife einbinden werden. Insgesamt zu jung ist dieser Wein im jetzigen Verkostungsstadium aber, soviel steht auf jeden Fall fest — dies zeigen auch die präsenten, noch recht grobporigen Tannine, die auch nach mehrstündiger Belüftung noch zu jugendlich erscheinen. Mittellanger, noch deutlich vom Holz geprägter Abgang.

Gute Anlagen sind bei diesem Wein vorhanden – wir sind deshalb gespannt auf die weitere Entwicklung. Mindestens noch bis Mitte 2011 reifen lassen. Aktuell deshalb nur abwartende:

83+ Punkte (gut), Preis ab Hof 18 Euro


Unser Fazit: Was uns wirklich gefallen hat, war die gemeinsame Handschrift, die die Weissweine durchgehend haben erkennen lassen. Insbesondere die  konsequent trockene Ausbauart der Weissweine, ihre Sortentypizität und der gelungene Umgang mit den Spontan-Hefen haben uns gut gefallen. Auch das Holzmanagement wird bei den Weissweinen sehr gut beherrscht. Wohin die Entwicklung bei dem angestellten Spätburgunder geht, bleibt heute noch abzuwarten – jedenfalls stellt seine derzeitige Performance keinen Grund dar, den überzeugenden Gesamteindruck dieser Kollektion ernstlich in Zweifel zu ziehen; das vom Weingut selbst gesetzte Ziel, individuelle und authentische Weine zu erzeugen, wurde mit den uns vorgestellten Weinen des Jahrgangs 2008 durchaus erreicht – nur weiter so!

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