Weingut Tour des Gendres Moulin des Dames, 2000

Wieder einmal so ein Wein, über den ich beim Verrücken von anderen Kisten gestolpert bin und von dem ich nun im Nachhinein leider nicht mehr nachvollziehen kann, auf welchem verschlungenen Weg er den selbigen in meinen Keller gefunden hat. Jedenfalls hat er es ohne Eintrag an meinem Kellerbuch vorbei geschafft — und einen gleichalten Bruder hat er auch gleich noch mit eingeschmuggelt. Ein örtlicher Weinhändler führt diesen Wein noch, sodass ich wenigstens seine Preisklasse, unten angegeben, nachvollziehen konnte — dort gekauft habe ich ihn jedoch nicht, so viel ist sicher.

Die Revue de France zählt dieses Weingut zur Spitze der etwa 75 km westlich von Bordeaux gelegenen Appellation, der „Moulin de Dames“ gehört auch nicht zu den Basisweinen des Gutes, auch der Jahrgang 2000 geniesst in der Gegend beste Reputation  — nun, dann will auch ich mich nicht mehr sonderlich zieren:

Dunkles, undurchsichtiges und noch ins schwärzliche gehendes Schwarzrot ohne jeglichen Rand. Die Nase ist fleischig, dominiert von Noten des Cabernet Sauvignon. Die leicht ledrig-strenge und rotfruchtige Nase wird ergänzt von leicht pilzigen Tönen und Wachholderbeeren. Deutliche, aber nicht aufdringliche Schokoladentöne. Der Wein hat eine kühle, dabei aber fast schon eine ein klein wenig uncharmante Stilistik, die mich an einen rustikalen Cru Bourgeois aus dem nördlichsten Medoc erinnert. Im Mund undefinierbar rotfruchtig, er vermittelt einen kühlen Eindruck, die Säure ist saftig und überaus kräftig zugleich, wieder präsentiert er feine Schokotöne und eine leicht kreidige Mineralik. Der Wein ist in sich schlüssig, verbreitet er doch einen dichten, wenn auch etwas rustikalen Eindruck. Der Cabernetanteil scheint aber ausgereift zu sein, grüne Töne entdecke ich jedenfalls nicht. Und doch, als Solist tue ich mich etwas schwer mit diesem Wein. Insbesondere der derzeit leichte Säureüberhang nimmt ihm aktuell etwas an Charme. Dieses Teil will nicht kuscheln, es will blutiges Fleisch auf dem Teller.

Deutlich mittellanger Abgang, in dem das kräftige Tannin, das aber recht geschliffen wirkt, noch etwas dominant ist, es hinterlässt einen leicht trocknenden Eindruck. Seinem Bruder werde ich in deshalb in etwas zwei bis drei Jahren an den Korken gehen, dies in der Hoffnung, dass dies eingedenk der Säurestruktur auch eine gute Entscheidung war… 3 Stunden dekantiert, dann offen über zwei Abende getrunken.

Im Fachhandel 19 Euro, 85 Punkte (sehr gut), jetzt bis 2012