Weingut Kistenmacher-Hengerer Spätburgunder Junges Schwaben, 2008

Foto 1Helles rubinrot, leichter Wasserrand.

In der feingezeichneten Nase Walderdbeeren und Kräuter, eine feine Specknuance zeugt vom wohldosierten Holzeinsatz. Die Nase ist nicht sonderlich laut, sondern lädt den Trinker sehr stimmig auf einen netten Schluck deutschen Spätburgunder ein. Und wer mag da schon groß widerstehen?

Auch die Aromatik im Mund ist eher auf der feinen Seite: Walderdbeeren, Nelken, auch Orangenzesten begleiten den Wein im eher schlanken Antrunk. Der Wein ist noch jugendlich, aber schon angenehm balanciert. Der Holzeinsatz wirkt jederzeit gelungen im Hintergrund – präsent wird er erst im Finale, wo er mit einen schokoladigen, aber schokosüße-freien Eindruck und feinem Tannin sanft ausfächert.

Diese leisere Art deutschen Spätburgunders hat mir bei diesem Exemplar wirklich sehr gut gefallen. Mit etwas Luft bereits jetzt gut zu trinken.

Offen getrunken, zuvor eine Stunde in der Karaffe.

Aus dem Fachhandel, 23 EUR, 88 Punkte (sehr gut), jetzt bis 2016

Weingut Schnaitmann Merlot trocken 3 Sterne, 2007

2007-SM3StDunkles Rubinrot. In der Nase eine etwas unschöne laktische Note, Aromen von dunkler Brombeere, Teer und Zigarrenkiste. Die Holztönung ist eher auf der karamelligen Seite, der nasale Alkohol ist unverkennbar. Ein Antrunk mittlerer Dichte,  eine Mischung aus säuerlicher Brombeere und rotem Johannisbeergelée, ganz angenehm soweit, der Wein nimmt dann leider einen holprigen Verlauf, die Säure pikant und etwas vorstehend, das Holz nimmt hier noch mehr Raum ein als in der Nase, karamellig-röstig-teerige Noten lassen nur bedingt Freude aufkommen, da sie die Frucht überdecken. Das Tannin ist präsent, leider aber stumpfend. Konnte sich auch mit längerer Belüftung nicht harmonisieren. Weiteres Zuwarten bei der Reife wird der Wein wohl nicht mehr belohnen.

Schade, von diesem Wein hatte ich mir deutlich mehr erwartet.

Aus dem Fachhandel, 18 Euro, 78 Punkte (ordentlich), jetzt trinken.

Weingut Aldinger Trollinger Fellbacher Lämmler 2 Sterne trocken, 2011

2011-GATFL2STtrEin Tagestermin führte mich in die Stuttgarter Innenstadt – ein Umstand, den ich stets mit einem Besuch in der „Stuttgarter Markthalle“ verbinde. Ich kann das jedem Genussinteressierten nur empfehlen, die Auswahl der dargebotenen Leckereien ist wirklich ein großer Spaß – und wo es Leckereien gibt, da darf der Wein nicht fehlen. Tut es hier auch nicht, denn unmittelbar neben dem Eingang der Markthalle in der Dorotheenstrasse befindet sich eine überaus gut sortierte Weinhandlung, die nicht nur die lokalen Winzer anbietet, sondern durchaus einmal zum Stöbern einlädt.

Aber da ich bereits in der Halle ein Paket frischer Maultaschen erstanden hatte, ging der Griff wie ferngesteuert (auch) zu diesem Wein hier – und ein schwäbisches -Vier-Gänge-Menu war schnell komplettiert – wie, das kennen Sie nicht? Erster Gang Maultaschen, schwäbischer Kartoffel- und Gurkensalat, zweiter bis vierter Gang: ein Viertele Trollinger…

Im Glas das erwartet blassrote, durchscheinende Rubinrot. In der eher leisen Nase Kirsche, frischer Rharbarbarstengel und Himbeere, dazu auch ein Bündel Gartenkräuter. Die Holztönung bindet sich mit etwas Luft gut ein.

Im Mund himbeerige Würze, schüchtern hinterlegt von reifen Herzkirschen. Schlanker, transparent duftiger Antrunk, hier steht das Holz jugendlich noch etwas zu präsent vor, seine leichte Bitternis vom Holztoasting verliert der Wein aber mit der Zeit bzw. ab Gang 3. Nicht sonderlich ausgeprägte Geschmackstiefe, eher von süffiger Natur. Der schlanke Körper verpackt die 13 Volumenprozent aber durchaus ordentlich, leider nur kurz der Nachhall.

In Summe aber ein guter regionaler Speisenbegleiter – und alleine das hat schon Spass gemacht, weshalb diesem Trollinger hier auch eine Notiz gebührt!

Im Fachhandel, knapp 10 Euro, 83 Punkte (gut), jetzt bis 2014

Weingut J. Ellwanger Lemberger trocken Hades, 2006

Gastbeitrag unseres Stammlesers Steffen

Dunkles Violettrot mit einer etwas überraschenden Transparenz. Immerhin ein Lemberger und kein Spätburgunder. In der Nase die typischen Gewürznoten des Lembergers, daneben Kirsche und dezente Barriquenoten, etwas Teer, etwas Kaffee, etwas Marzipan, insgesamt fein und elegant in der Nase. Im Mund eine angenehme Frische und mineralische Kühle, erneut Kirsche, aber auch etwas schwarze Johannisbeeren, dicht und leicht zugleich. Das neue Barrique bereits jetzt gut eingebunden. Lemberger dieser Preisklasse wirken mitunter etwas zu schwer und konzentriert und haben gelegentlich auch ein Alkoholproblem. Dieser hier nicht und stellt insofern eher den Gegenentwurf, etwa zu Aldingers Lämmler, dar, der in Württemberg als der primus inter pares unter den Lembergern gilt. Auch die 13% Vol. liegen für so einen Wein eher am unteren Rand. Schöne Länge, insgesamt ein ruhiger aber absolut stimmiger und ausgewogener Wein, der die 90 Punkte verdient. Für mehr müsste er in Sachen Komplexität und Länge noch etwas zulegen. Generell ist zu Ellwanger zu sagen, dass sich seine Weine hervorragend entwickeln. Jung verkostet sind die Weine häufig eher unauffällig. Aber alles was ich vor zwei Jahren vor Ort gekauft habe, hat in der Flasche gewonnen.

Vom Weingut, etwa 20 €, 90 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2015

Weingut Knauß Riesling S, 2009

Ruhige, elegante Nase nach jungen Steinfrüchten, mit Anklängen von roter Johannisbeere, fein durchzeichnet mit mineralischen Noten, die an Feuerstein und Kalk erinnern. Bringt eine gewisse Nachhaltigkeit mit; schöne Frische. Gelungen. Saftiger, verspielter Antrunk, recht trockene Stilistik, sehr feines, prägnantes Säurespiel, frisch aufgeschnittene Steinfrüchte, etwas Blutorange. Sehr annierend und klar über den gesamten Verlauf. Ein sehr gut gemachter Riesling, der die Merkmale der Rebsorte präzise herausarbeitet und dabei nie anstrengend, aber auch nicht langweilig wird. Die Trinkfreude steht hier im Vordergrund, eben für Weintrinker und nicht für Verkoster gemacht. So mag es vielleicht an der letzten Tiefe und Nachhaltigkeit fehlen, aber er bietet eine Menge Spaß für einen überaus fairen Preis. Knapp langer Nachhall. Nach dem Knacken des Schraubverschlusses sofort ins Glas. Geben Sie ihm 10 Minuten. Zu Hause zur Redaktionskonferenz in Ruhe verkostet.

Vom Weingut, 8,80 Euro, 86-87 Punkte, ab Herbst 2011 bis 2013

Weingut Schnaitmann Schwarzriesling ***, 2009

Dunkles Kirschrot. Duftet wie ein Spätburgunder deutscher Machart mitsamt der typisch üppigen Holzwürze und eine Hauch feuchtem Waldboden. Gut eingebunden ein Korb voll reifer Schwarzkirschen, dahinter mineralische Anklänge, die dem Wein eine gute Struktur und ein wenig Tiefe verleihen. Ansprechend. Gleich zu Beginn sehr animierend und durchaus straff am Gaumen. Sehr jugendlich, die Tannine kratzen ein klein wenig. Über den gesamten Verlauf getragen von einer frischen Kirschfrucht, die Holzaromen treten zu meiner Freude etwas zurück, gleichwohl bleibt er röstig. Trotzdem hat er mehr Frische und Transparenz im Mund. Marzipan, dunkle Schokolade und eine fast salzige Mineralik machen den Wein nachhaltig und harmonisch. Guter Nachhall in dem er nicht ganz sein beschränktes Spiel verbergen kann. Insgesamt aber ein sehr gut gelungener Wein. Schnaitmann versteht das Optimale aus dem Schwarzriesling herauszuholen. Auf alle Fälle ein Versuch wert. Ausgezeichnetes Preis-/Leistungsverhältnis.

Von Freunden, 15 Euro, 87 Punkte (sehr gut), jetzt bis 2016

Riesling Große / Erste Gewächse 2009 – weitere erste Eindrücke…

Wie schon im ersten Beitrag zu diesem Thema angekündigt, sollten meinen Eindrücke von den diversen Händlerproben nicht die einzigen bleiben… Auch Thorsten hat seine Notizen inzwischen online gestellt! Bei einigen Weinen sind wir uns ziemlich einig – bei anderen gilt: Zwei Verkoster, drei Meinungen…

Aktuell sind damit nun rund 50 GG/EG erfasst… 

Riesling Große / Erste Gewächse 2009 – erste Eindrücke…

Der 1. September  – es war einmal wieder so weit. Der jüngste, nunmehr neunte Große/Erste Gewächse-Jahrgang erscheint auf der Bühne und gelangt offiziell für den Konsumenten in den Verkauf. Und was hat man als weininteressierter Verbraucher in den letzten Wochen und Monaten nicht alles an Lobhudeleien und Vorschusslorbeeren für den Jahrgang 2009 lesen und hören dürfen – nahezu einstimmig und einsilbig war die Beschreibung von Winzern und Händlern: „groß“ – so schallte es mit dem tiefsten Brustton der (selbstredend völlig uneigennützigen) Überzeugung. Aber auch unabhängig von dieser (verständlichen) Trommelei, die Erinnerungen an den Herbst 2009 nährten schon einiges an Vorfreude, sich ein eigenes, erstes Bild zu machen… deshalb haben auch wir in diesem Jahr wieder die Möglichkeit genutzt, bei verschiedenen Händlerproben unsere Nasen in die Gläser zu halten… 

Beurer Riesling Stettener Häder QbA trocken „Gipskeuper“, 2008

beurer_haeder_kleinZugegebenermaßen ist das Weinländle Württemberg für mich weitgehend Terra Incognita. Einem lieben Weinfreund mit schwäbischen Wurzeln habe ich es jedoch zu verdanken, dass kürzlich ein Probierpaket bei mir eintraf; seinen Empfehlungen folgend orderte ich auch zwei Rieslinge vom Weingut Beurer aus Kernen-Stetten im Remstal, unweit von Stuttgart. Mir bis dahin völlig unbekannt. Schon die Ausstattung der Flasche und die Texte auf dem Etikett machten mich jedoch sofort beim Auspacken neugierig auf diesen Wein: Schraubverschluss und ein klares Design; das Rückenetikett weist auf Spontangärung, selektive Lese und eine interessante Bodenzusammensetzung mit Gips, Dolomit, Ton und Kalk hin. An der ganzen Gestaltung ist zu erkennen, dass man sich hier Mühe gibt, einen eigenen Stil zu etablieren. Auch im Glas wird das sehr deutlich: Recht kräftiges Gelb mit leichten grünlichen Reflexen. In der Nase eine präsente Frucht, Aprikose, Zitrus, Kräuter, auch eine gewisse Mineralik und leichte Spontinoten, eine Ahnung von Rauch und Speck. Schön wirkt das, wenn auch derzeit aufgrund der Jugend noch alles ein wenig nebeneinander steht. Der Gesamteindruck changiert zwischen der Fülle und der kühlen Komponente. Im Mund ist der Wein zunächst ruhiger als gedacht, das erwartete überbordende Kohlensäureprickeln bleibt aus. Die kräftige Säure macht sich aber gleich bemerkbar und ein vergleichsweise hoher Restzuckergehalt. Wieder zeigen sich die Aprikosen- und Zitrusnoten. Von der Zungenspitze bis in den mittellangen Abgang hinein wird diese gefällige Frucht/Zucker-Kombination aber von einer interessanten rauchig-kribbeligen und dezent kratzigen Note durchkreuzt, die den Wein augenblicklich zu einem erfrischenden Getränk mit gewisser Tiefe macht und andeutet, dass hier noch Entwicklungspotenzial liegt. Über zwei Tage verkostet.

Vom Weingut, 8,50 Euro, 85+ Punkte (sehr gut), 2010 bis 2011

Weingut Karl Haidle Lemberger trocken, 2003

Die Farbe ein kräftiges kirschrot mit blau-violetten Reflexen, recht durchlässig mit schmalem Wasserrand, etwas matt, noch keinerlei Anzeichen von Alterstönen. In der Nase zeigen sich zunächst Aromen nach Cassis und Holunder, dann auch zarte Noten nach Buttermilch (malolaktische Gärung) und dunkler Schokolade. Auch am Gaumen bietet der Weine eine gelungene Kombination von Aromen nach roten Beeren, Kirschen, daneben noch Kamille und Minze, die überzeugend mit den zurückgenommenen Röstaromen nach Vanille harmoniert. Der Wein hat Schmelz und leichte Tannine, wirkt jedoch recht schlank und überzeugt dank seiner komplexen Aromenvielfalt, die auch im guten Abgang deutlich nachgezeichnet wird.

Von Privat, 25 Euro, 87 Punkte (sehr gut), jetzt bis 2010

WG Grantschen Lemberger Spätlese trocken, 2003

Die Farbe ist rubinrot, der Wein ist relativ klar und hell. Der Duft erinnert an eingekochte Himbeeren und etwas Zimt, Zucker, eine Spur Vanille — auch der recht volle Körper steigt einem schnell in die Nase. Beim Verkosten bemerkt man zuerst die Süße des Weins, dann breitet sich mit einem wuchtigen Körper das mit Nelken, Muskat und Mandeln gewürzte rotbeerige Aroma aus. Es folgt eine angenehm feine herbe Note, die etwas leicht Scharfes hat, also offensichtlich nicht vom Barrique, sondern aus den Tanninen der Schalen und Kerne stammt. Die nächste Wandlung nimmt der Wein in einem runden, nicht zu kurzen Abgang, wo sich zunächst die Himbeere zeigt und dann dunkle Schattenmorellen die Oberhand gewinnen. Dieser Wein ist ein herrliches Beispiel für einen klassischen deutschen trockenen Roten, der zeigt, was ohne Barrique möglich ist, wenn die Traube genug Substanz mit sich bringt. Verkostet wurde dieser Lemberger im Vergleich mit dem Kabinett desselben Jahrs. Er ist um Längen besser. Eine sehr gute Wahl mit tollem PLV!

Vom Weingut, 9,86 Euro, 85 Punkte (sehr gut), bis 2008