Alte Burgunder 4 – Vosne-Romanée und Gevery-Chambertin 1928 – 1990

Burgund 4 - Titel (100 von 1)Beim vierten Abend unserer Verkostungsreihe von gereiften Burgundern lag der Schwerpunkt des Line-Ups auf den Appelationen Vosne-Romanée und Gevrey-Chambertin, darunter haben sich noch zwei gereifte Musignys und ein paar Vertreter von Aloxe-Corton gemischt. Formale Highlights ganz sicher die beiden Weine von der Domaine de Romanee-Conti, der 28er-Leroy und von Meo-Camuzet ein Wein aus der bekannten Premier Cru-Lage, Aux Brûlées , der auch die Probe klar gewinnen sollte.

Die Notizen stammten von Guido Müller (GM) und Rainer Kaltenecker (KA). Bei unterschiedlichen Eindrücken weisen wir darauf hin.

Burgund 4 -102Als 0er-Wein kam mit dem 1996er-Schlossberg von Georg Breuer ein bestens gereifter Riesling ins Glas. Dank seiner prägnanten Säurestruktur präsentiert sich dieser Wein auch heute noch sehr klar und frisch, wobei es leider deutliche Flaschenvarianzen gibt. Auch dieser Breuer benötigte ordentlich Zeit im Glas, bis die anfänglich leicht muffige Sauerkraut-Note verschwand. Im Mund sehr straff, wirkt zu Beginn etwas uncharmant, die Frucht erinnert an Apfelschalen und jungen Aprikosen, viel Würze, im weiteren Verlauf zeigt sich eine angenehme cremige Textur, die die anfängliche Kargheit vergessen lässt, straffe Säure, nur leichte Reifenoten, packende steinwürzige Mineralität, finessiger, langer Nachhall. 89-90/100


Burgund 4 -1031 Domaine Bonneau du Martray Corton-Charlemagne Aloxe-Corton, 1999 (Magnum)
Angehend geöffnetes Bukett in dem sich das Holz deutlich, aber keinesfalls übermäßig zeigt, feines Früchtespiel aus kandierten Zitronen, frischen Birnen, etwas herbe Orange, ein Hauch Minze bringt Frische rein, auch nussige Aromen stellen wir fest. Am Gaumen von kraftvollem Körper, jedoch ungemein ausgewogen und mit animierenden Trinkfluss, auch hier von feinen Zitrusfrüchten geprägt, die eine herrliche Homage mit den Barriquenoten eingehen, die crispe Säure zieht an meinem Gaumen, stein-salzige Mineralität gibt dem Wein einen frischen Kick, die Magnum leert sich in Rekordgeschwindigkeit, so muss Chardonnay schmecken, mittellanges, jugendlich-frisches Finish.
92+/100


Burgund 4 -1042 Domaine Pierre Gelin Fixin Village, 2005
Als Pirat hatte ich diesen Wein ins Line-Up aufgenommen. Auf meiner Suche nach einem günstigen Pinot aus dem Burgund für den Alltag fiel mir dieser Wein positiv auf. Für damals 10 Euro (heute ca. 18 Euro) bekommt man hier jede Menge Wein ins Glas. Bereits in der Nase ein klarer, animierender Pinot-Duft nach Sauerkirschen, Orangenschalen, Anklänge nach dunkler Schokolade, nicht sehr komplex, aber die Transparenz weckt Vorfreude. Am Gaumen von mittlerem Körper, im Auftakt sehr saubere Frucht nach Kirschen und jugendlicher Himbeeren, herrlich agiles Säurespiel, enormer Trinkfluss, bleibt eher auf der eleganten Seite, ohne sonderlichen intellektuellen Anspruch, mittlerlanger, kirschiger Nachhall. Ein toller Ortwein von dem besten Erzeuger Appellation. Auch für den höheren Preis noch jede Suche wert.
89/100


Burgund 4 -1013 Domaine Grossot&Rebouleau Chambertin Clos de Beze Grand Cru, 1951
Wie ich erwartet hatte, war der Wein schon lange tot, dafür war 1951 einfach ein zu schlechtes Jahr. Sicherlich der letzte Wein, den wir aus diesem Jahrgang in das Line-Up aufnehmen werden. Er roch nur noch nach Brühwürfel und Pumpernickel. Am Gaumen von einer diffusen Todessüße dominiert, viel Laub und Waldboden, wir legen den Mantel des Schweigens darüber.


Burgund 4 -1064 Domaine Drouhin-Laroze Chambertin Clos de Beze Grand Cru, 1985
Kostete nur einen Bruchteil des Grossots, war aber um längen besser. Aus diesem Jahrgang hatten wir bereits mehrfach schöne Weine getrunken und er zählt neben 1988 nach meiner Erfahrungen zu den wenigen Jahrgängen der Dekade, aus dem es auch noch heute ansprechende Rotweine gibt. In der Nase weit gereiftes Schwarzbrot, Pumpernickel, dunkle, intakte Beerenfrucht ummantelt von einer dunklen Schokolade. Am Gaumen von mittlerer Dichte, fein-saftiger Auftakt nach dunklen Waldbeeren, erneut eine nahezu auslandende Schokoladigkeit, nahezu süßer Trinkkakao, sehr gute Harmonie mit der Frucht, diese Aromatik zieht er bis zum Ende durch, was eine nicht sonderliche Tiefe bedeutet, aber einfach lecker, mäßige Länge.
88/100


Burgund 4 -1075 Domaine Faiveley Gevrey-Chambertin 1er Cru Combe aux Moines, 1966
Im Ansatz ein schöner Wein aus einer bedeutenden Premier Cru-Lage, leider begleitete uns in der Nase, sowie im Mund eine störende Naphthalin-Note, die uns die Trinkfreude ordentlich verhagelte. Interessant sein Duft nach Kaffee, viel Kräuterwürze und dunkler Beerenfrucht, auch Gaumen ist seine Qualität zu erkennen, gute Struktur, leicht süßlich Frucht nach dunklen Beeren, viel Holzwürze, leicht trocknende Tannine, mittlerer Nachhall, wegen der Mottenkugelaromatik aber deutliche Abwertung.
83/100 GM, 85/100 KA


Burgund 4 -1086 Domaine Philipp Leclerc Gevrey-Chambertin Combe Aux Moines, 1990
leider Flaschenfehler (oxidiert)


Burgund 4 -1007 Domaine Tollot-Beault Corton-Bressands Grand Cru, 2004
Jugendlich, kompakte Nase nach jungen Kirschen, bunter Kräutermischung, Espresso und Tabak, das Holz drückt noch recht ordentlich. Am Gaumen wirkt der Wein ebenfalls noch nicht gänzlich ausgereift, so präsentiert sich die dunkle Beerenfrucht noch recht kantig, ohne Süße, sehr konzentriert wirkend, viel Holzwürze und mineralische Biss, alles vorhanden, aber es spielt noch wenig miteinander, gute Tiefe. Heute eher ein Solist für einen Abend, an dem er sich in Ruhe öffnen kann. Zeigt aber Terroir und gute Anlagen für eine weitere positive Entwicklung.
87-88+/100


8 Domaine Chandivin Corton Grand Cru, 1952
Oxidiert, keine Wertung möglich


Burgund 4 -1109 Domaine F. Gerbet Vosne-Romanee Aux Reas, 1990
Herrlich geöffnet und nuancierter Pinot-Duft nach Kaffee, Zitrus, Kirsche und Tabak. Am Gaumen von mittleren Körper, bereits im Auftakt fällt seine seidige Textur auf, charmante Kirschfrüchte, Hagebutte und rote Johannisbeeren tänzeln auf den Gaumen, umgarnt von einem Strauß von Kräutern, entwickelt im Verlauf einen erstaunlich Zug und Rasse, feinporiges Säurespiel, griffige Tannine, noch leicht trocknend wirkend, schöner Nachhall von erstaunlicher Frische geprägt, herrlicher Spannungsbogen, ausgezeichneter Wein für wenig Geld.
92-93/100


10 Domaine Georges Saint Arnaud Vosne-Romanee, 1959
Kühle, ätherische Nase, Guido spricht von Lösungsmittel, rotbeerige Frucht, Kaffee und ein Hauch Schwarzbrot, noch angenehme Reifenoten, dunkle Schokolade vom Faßausbau. Am Gaumen von mittlerem Körper und weit gereift, aber noch intakt. Im Auftakt Schwarzbrot, eine dunkle Beerenfrucht ummantelt von röstigen Aromen und Herrenschokolade, reife, auffallend gut integrierte Säure, leider kann man dies von den Tanninen nicht sagen, diese präsentieren sich doch arg ruppig und nehmen dem Wein ein Stück weit seinen Charme, zum Glück lässt sich die Frucht davon nicht gänzlich einschüchtern, denn sie hält bis zum mittleren Finish gut durch.
87/100 (GM), 89/100 (KA)


Burgund 4 -10911 Domaine Joseph Drouhin Vosne-Romanee 1er Cru Beaumonts, 1989
Etwas zurückhaltende, unterkühlte Nase mit herrlich nuancierten roten Beerenfrüchten, zartes Kräuterspiel, die Holzröstung noch sehr präsent und nicht ganz mit der Frucht integriert, Kaffee, mineralische Anklänge, wirkt ausgewogen und zeigt Klasse an. Am Gaumen mit klarem, vielschichten Fruchtauftakt nach roten Johannisbeeren, Kirschen, etwas Wachholder, zeigt in die Tiefe, wirkt aber noch etwas verschlossen, es tauchen Teearomen auf, Rainer stört ein gemüsiger Einschlag, den Guido nicht wahrnahm, eindrucksvoller mineralischer Biss, das Finale nur mittellang, aber erneut vielschichtig und von Eleganz geprägt.
92+/100 (GM), 89/100 (KA)


Burgund 4 -11212 Maison Leroy Vosne-Romanée, 1928
Die fortgeschrittene Reife erkennen wir anhand einer Schwarzbrotnote, aber da ist auch jede Menge reife dunkle Beerenfrucht, dunkle Schokolade, Fleischextrakt und ein Hauch Lacknoten. Am Gaumen von mittlerer Dichte, herrlich gereifter Burgunder, mit fein-saftigem Auftakt nach Pflaumen, samtiger dunkler Beerenfrucht, zart-schmelzige Struktur, etwas schwarzer Tee, wirkt ungemein Balanciert, bei aller Eleganz noch sehr druckvoll, viel Würze, die Säure reif, aber mit lebhaften Spiel, sehr langes und druckvolles Finish, der Wein wird sich noch lange halten, einfach grandios trinkig, wenngleich für ein große Wertung die Komplexität fehlt, trotzdem unabhängig von seinem Alter ein begeisternder Wein.
93/100 (und da ist kein Sympathiepunkt dabei)


Burgund 4 -11113 Domaine Romanée-Conti Romanée Saint Vivant, 1976
Höchst distinguiertes Bukett nach Krokant, gebrannten Mandeln und geröstete Haselnüsse, etwas rote Beete, jugendliche Himbeeren, es ist nur ein schwacher Versuch diesen Duft in Wort zu fassen, ich habe so etwas noch nie gerochen. Die einzelnen Komponenten spielen nicht perfekt mit einander, aber es ist anders, irgendwie besonders und das sage ich nicht, weil es DRC ist. Am Gaumen gute Dichte, fruchtiger Antrunk nach Himbeeren und gerösteten Nüssen, feine Würzigkeit nach getrockneten Kräutern, harmonischer Verlauf, auch im Mund sehr eigenständig, nur die Tannine stören KA, guter Nachhall, sehr unterschiedliche Eindrücke am Tisch, wenngleich es allen gefällt.
93/100 GM, 89/100 KA


Zum Essen gab es (Notizen alleine von GM)

Burgund 4 -11314 Hudelot-Noellat 1er Cru Les Charmes Chambolle-Musigny, 2002
Duftige Pinot-Nase, wirkt jugendlich, das Holz noch präsent, jedoch balanciert, zeigt Klasse, fleischige Anklänge, rote Beerenfrucht, Teearomen, schönes Spiel. Am Gaumen viel schokoladiges Holz spielt mit einer klaren rotbeerigen Frucht, erneut Teearomen, schokoladiger Schmelz, erinnert an Kakaosüße, sehr stimmiger Verlauf, guter Nachhall, ausgezeichnet.
90/100 GM


Burgund 4 -11415 Alan Burguet Les Chardonnes Chambolle-Musigny, 2004
Ungemein röstige Nase nach Haselnüssen und Karamell, getrockneter Schinkenspeck, schwarze Oliven und einer tiefen Kräuterwürze, deutliche Karamellnote vom Holz. Am Gaumen von mittlerer Dichte, röstig-karamelliger Auftakt mit feinen Kräuteraromen, Hagebutte und Himbeere, ein Maul von Wein, der mit seiner generösen Art zwar sehr gefällt, aber nicht voll balanciert wirkt, der Nachhall zeigt mittlere Länge.
88/100


Nach dem Essen kamen zwei Musigny, die schon lange tot waren:


Burgund 4 -11516 Maurice Laure Musigny Gand Cru, 1966


17 Comte de Vogüe Musigny Grand Cru, 1947

Beide oxidiert und nicht zu bewerten. Nach dem wir die gut 300 Euro entsorgt hatten, ging es weiter mit:


Burgund 4 -11718 Domaine Romanée-Conti Grand Echezaux, 1976
Tiefes, komplexe Bukett nach komplexen Kräuterwürze, viel Karamell und etwas Hustensaft, daneben rote Waldbeeren, florale Anklänge, wirkt sehr subtil. Am Gaumen von mittlerer Dichte, im Antrunk reife Himbeeren, Kräuter, Kraffee, Tee, Hagebutte, sehr komplexes Aromenspiel, leider greift ab der Mitte das Tannin uncharmant in den Gaumen und bremst das Spiel aus, für das Alter noch enorm intakt, ja jugendlich, aber die Tannine werden wohl bleiben, auch dieser DRC zeigt eine deutliche Eigenständigkeit und ein gehobenes Genusserlebnis, aber weit von einem großen Wein entfernt.
91/100 GM, 88/100 KA


Burgund 4 -12119 Meo-Camuzet Vosne-Romanée Aux Brulées, 1990
Zum Abschluss kam für KA der mit Abstand beste Wein ins Glas. Bereits die Nase präsentierte einen tiefen, komplexen Duft nach diversen rotbeerigen Früchten, Himbeere, Aprikosen, tropische Anklänge, röstiger Schinkenspeck, tiefe Kräuterwüze, grandioses Spiel. Am Gaumen dicht, fülliger, aromentiefer Antrunk, herrlich vielschichtige rote, saftige, ja nahezu ausladende Waldbeeren, Abrieb von Zitrusfrüchten, perfekt harmonisiert mit einem cremigen Mundgefühl, Olivenpaste mit Zitrusfüllung, herrlich strukturgebendes Tannin, alle Aromen sind in einem ständigen Wechselspiel und bleiben unglaublich lange am Gaumen haften, nahezu betörend, noch nicht ganz ausgereift, wird sich noch weiter verbessern, aber für KA schon heute ein großer Wein. Leider extrem teuer.
94/100 GM, 96/100 KA


Burgund 4 -11820 Domaine des Lambray Clos de Lambray, 1946
Eigentlich war damit die Probe vorbei. Aufgrund der vielen Ausfälle lies ich mich dazu hinreisen noch diesen Wein zu öffnen, der leider in keiner Weise meine Hoffnungen erfüllte. In der Nase Zitrusabrieb, Schwarzbrot, Gemüsebrühe, wirkt gezehrt und fällt auseinander. Am Gaumen deutlich trocknende Tannine, zeigt noch schöne Fruchtansätze, Lebkuchen, Schokolade, cremige Textur, schade, denn vor 20 Jahren war der Wein vermutlich ganz groß, aber heute ist er zwar noch gut zu trinken, aber kein Hochgenuss mehr.
84/100

 

2 Kommentare zu “Alte Burgunder 4 – Vosne-Romanée und Gevery-Chambertin 1928 – 1990

  1. Interessante Probe.
    Vielleicht nocht zu ergänzen,das es Maison Leroy ist und der Hudelot-Noellat nicht der einfache Chambolle Musigny Village.
    Leroy hat extrem viel Aehnlickeit mit dieser Flasche(Weisse über dem ehemaligen Label)?

    • Danke für den Hinweis – ist korrigiert. Der Hudelot-Noellat war einfach ein ungemein duftiger und klarer Pinot Noir, der sich vermutlich mit hinreichender Reife noch deutlich verbessern kann.
      Viele Grüße
      Rainer Kaltenecker

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