Die Spitze des Priorats

Titelbild 2 Priorat-Probe (100 von 1) Zum Auftakt des neuen Jahres trafen sich acht Weinfreaks in Oberhausen, um eine breite Auswahl von Spitzenweinen aus dem Priorat zu verkosten. Norbert hatte lange gesammelt und mit Verstand und Engagement eine wunderbare Kollektion zusammengestellt, darunter auch einige ältere Raritäten. Meine erste Berührung mit Prioratos liegt nun schon einige Jahre zurück und im Laufe der Zeit hatte ich immer wieder Berührung mit ihnen. Ich wusste daher in etwa was mich erwartet. Priorat-Weine sind für mich Musterbeispiele, dass auch Rotweine eine intensive mineralische Note aufweisen können. Eine echte Ausnahme, denn oftmals wird Rotweinen meines Erachtens eine mineralische Note zugesprochen, die sie einfach nicht haben, aber hier strömt regelmäßig intensiver steiniger Duft von dem Llicorella-Schiefer aus dem Glas. In Verbindung mit einer tiefen, sehr saftigen dunklen Beerenfrucht, erhalten sie eine sehr eigene Stilistik, die kaum zu kopieren ist. Die Weine sind reich an Alkohol; 14 % und mehr sind keine Seltenheit. In der Spitze verfügen die Weine aber über die nötigen Gegenspieler um den Alkohol vollständig zu maskieren, vielmehr wirken sie kühl und frisch. Es sind aber auch Weine, die einen Ritt auf der Rasierklinge vollführen müssen, denn nur zu leicht neigen sie auch zur Überreife, auch der Alkohl geht leicht mit ihnen durch und dann können sie alles andere als trinkanimierend sind. Aber dieser Abend belegte eindrucksvoll, dass es eine breite Palette an Erzeugern gibt, die diesen Tanz perfekt beherrschen. Die genannten Preise sind nicht die aktuellen Marktpreise, sondern geben den Einstandspreis für die Probe wieder. Seien Sie nicht überrascht, wenn sie teilweise heftig darüber liegen. Die Weine wurden am Vorabend geöffnet und dekantiert. Wir verkosteten halbblind, sprich das Line-Up war bekannt, aber nicht in welcher Reihenfolge sie uns angestellt wurden.

Terroir al Limit Torroja, 2008 (100 von 1)

1 Terroir al Limit Arbrossar Torroja, 2008
(50 % Garnache, 50 % Carinena)
Von dem Wein hatte ich mir etwas mehr versprochen, er wirkte etwas blass. Intensive Nase nach eingekochten Kirschen, Marzipan, überreife dunkle Beerenfrüchte, flacht mit der Zeit im Glas ab. Am Gaumen von leichtem Körper, hochreife Pflaumen, Rumtopf, deutliche Überreife, der Alkohol wärmt hinten etwas, eine salzige Mineralik bringt etwas Kühle in den Wein, mittlerer Nachhall.
Wohlwollende 87/100, 56 Euro


Pasanau la Planeta, 1999 (100 von 1)2 Pasanau Germans Finca la Planeta, 1999
(80 % Cabernet Sauvignon, 20 % Garnacha)
Duftet nach Schokolade, dunkle Beerenfrucht, Orangenschale, gut komponiert, etwas störende medizinale Töne im Hintergrund. Am Gaumen von mittlerem Körper, mit klarer, aber nicht sonderlich ausdruckstarker dunkle Beerenfrucht, ein Touch Überreife, ordentliche Säurestruktur, der Alkohol schärft ein wenig, die Frucht hält leider nicht bis zum Schluss durch, leicht trocknender, aber mittellanger Nachhall.
87/100, 25 Euro


Gran Clos, 1999 (100 von 1)3 Celler Fuentes Gran Clos, 1999
(50 % Garnacha, 40 % Carinena, 10 % Cabernet Sauvignon)
Intensiver Duft nach gereiften Kirschen, Brombeeren und Pflaumen, viel Schokolade, etwas Würze vom Holz. Am Gaumen von mittlerem Körper, dichte, fleischige Frucht, ein wenig zu süß, aber mit fester Struktur und guter Tiefe, erster Wein mit deutlicher Mineralik, erinnert an die Mosel, die Tannine wirken noch jung und greifen in den Gaumen, das Holz ist mir eine Spur zu herb, es fehlt ein wenig an Charme, aber dieser Wein hält nun seine saubere Frucht bis zum Finish schön durch. Ein schöner Wein, der aber noch zu jung ist.
89+/100, 45 Euro


Clos Martinet, 1996 (100 von 1)4 Mas Martinet Clos Martinet, 1996
(40 % Garnacha, 30 % Cabernet Sauvignon, 20 % Carinena, 10 % Syrah)
Wunderbar gereifte Nase mit verspielter dunkler Beerenfrucht, erinnert an Cassis und Brombeeren, dahinter auch Tabak und Sattelleder. Am Gaumen erstaunlich schlank, die dunkle Beerenfrucht klar und vielschichtig, dahinter heißt es Steine kauen, die Säure bestens integriert, das Holz hält dezent zurück, die Tannine kugeln über den Gaumen, trocknet und dünnt hinten leider etwas aus, knapp mittlere Länge. Trotzdem ein ausgezeichneter Wein, der aber nun auch getrunken werden sollte.
90/100


Finca Dofi, 1997 (100 von 1)5 Alvaro Palacios Finca Dofi, 1997
(überwiegend Garnacha, auch Carinena, Syrah, Merlot und Cabernet Sauvignon)
Juhu, hier ist sie, die Priorat-Nase wie ich sie liebe. Ein Bukett, das sofort Noblesse verströmt mit seiner tiefen, blitzsauberen dunklen Beerenfrucht nach Kirschsaft, Brombeeren und Cassis, feine Holzwürze mit Anklänge an Vanille, süßlichem Pfeifentabak. Am Gaumen von ähnlicher Güte, jetzt auf den Punkte gereift, ein saftiger, fruchtbetonter Wein von einer intensiven Geschmacksfülle, ohne jeder Schwere, als Gegengewicht zu den Früchten spielt die pikante Säure groß auf, die Schokolade ohne Süße, selbst die Reifenoten nach Pilzen und Waldboden wirken sauber, es läuft einem das Wasser im Munde zusammen, sehr langer Nachhall. Ein einmalig performender Finca Dofi, der in diesem Zustand in die Kategorie „Groß“ vorstößt.
95/100, 50 Euro


Chateauneuf du Pape, 1929 (100 von 1)6 Chateauneuf-du-Pape, 1929
(ansonsten war nichts mehr lesbar)
Deutlich gereifte Nase, Waldboden, Pilze, Tabakkiste, abgestandenes Blumenwasser, Kräuter und medizinale Töne, nicht mein Fall, das sehen aber andere durchaus anders. Ganz anders am Gaumen, hier noch viel rote Beerenfrüchte, Abrieb von Orangen und Zitronen, aber natürlich auch eine Menge Waldboden, Pilze und süßliche Blütenblätter, schöne Würze, guter Verlauf, noch animierende Säure, hält die Frucht bis zum mittlerem Finish durch. Ein immer noch mühelos sehr guter Wein.
89/100, 175 Euro


Cellers de Scala, 1974 (100 von 1)7 Cellers de Scala Dei Cartoixa Scala Die, 1974
Leider war diese Flasche fehlerhaft, lies Vermutungen nach Kork aufkommen, Muff und Oxidation, keine Bewertung möglich.


Mas de Masos, 1992 (100 von 1)8 Celler Capafons-Ossó Mas de Masos, 1992
(vermutlich überwiegend Garnacha)
Auf den Punkt gereifte Brombeeren verströmen einen feinen Duft mitsamt leicht süßlicher Würze vom Holz, nicht sonderlich komplex aber weckt Vorfreude auf den ersten Schluck. Am Gaumen vom mittlerem Körper, auch hier eine saftige, saubere und perfekt gereifte dunkle Beerenfrucht, pikantes Säurespiel, die Tannine haben noch Gripp, geben dem Wein aber die nötige Form, da er ansonsten doch ein wenig einfältig daher käme, ein Charmeur eben, mit deutliche Holzsüße nach Vanille und Milchschokolade, schöne Länge.
91/100, 40 Euro


L´Ermita, 1993 (100 von 1)9 Alvaro Palacias L´Ermita Velles Vinyes, 1993
Packende, tiefe Nase nach dunkler Beerenfrucht, Cassis-Konzentrat, Kirschsaft, zeigt sofort Noblesse, feine Zitrusfrüchte im Hintergrund, Abrieb von der Orange, wirkt kühl und glockenklar. Am Gaumen von festem Körper, intensive Fruchtfülle, die dank der Zitrusaromen immer frisch und animierend bleibt, der Wein zeigt mustergültig sein steiniges Terroir an, es gibt wenig Rotweine, die derartig nach Schiefer und Graphit schmecken, die Tannine haben noch Biss, lebhafte Säure, wirkt hinten raus etwas verschlossen, mittellanger Nachhall. Da könnte noch mehr kommen.
93+/100, 215 Euro


La Vielle Julien Chateauneuf du Papa Reserve, 2000 (100 von 1)10 Domaine de la Vieille Julienne Chateauneuf-du-Pape Cuvee Reserve, 2000
Was ist das? Ein Bukett, dass aus der Reihe fällt, leider unangenehm. Uncharmanter Duft nach Port, schärfenden Lacknoten und Jod, eine Frucht suche ich vergebens. Im Mund ein völliges durcheinander, Lack, Alkohol, Mullbinde, viel Extrakt von einer vermutlich dunklen Beerenfrucht, keine Harmonie, keinerlei Freude, zwar merkt man dem Wein in allen Phasen seine Ambitionen an, aber er bringt halt kaum was auf die Straße, dann noch ein recht langes Finish. Vermutlich eine fiese Flasche, blöderweise ist mir das bei Vieille Julienne schon mehrfach passiert und bei den extremen Preisen ist das einfach unakzeptabel.
81/100, 120 Euro


Clos Mogador, 2000 (100 von 1)11 Isabelle & René Barbier Clos Mogador, 2000
Sehr klare, wenngleich leicht überreife, dunkle Beerenfrucht, Waldboden, Anklänge nach Champignons und Kakao. Am Gaumen überrascht er mit seiner Frische. Von mittlerem Körper, zeigt er neben der tiefen, dunklen Beerenfrucht und erfrischende, leicht angetrocknete Zitrusfrüchte, fest verwoben damit eine animierende, steinige Mineralität, viel Graphit, wirkt sehr fest und tief, hat aber auch einfach Charme, mittlere Länge, ein heute auf den Punkt gereifter Wein, der aber jetzt auch getrunken werden sollte.
92/100, 52 Euro


Clos Erasmus, 2000 (100 von 1)12 Daphne Glorian Clos Erasmus, 2000
Ein absolut faszinierendes Verkostungserlebnis war der Erasmus. Dieser Wein durchschritt binnen 30 Minuten eine Metamorphose wie ich es selten erlebt habe. War ich zu Beginn geneigt mich schnell von ihm abzuwenden, war ich zum Schluss förmlich aus dem Häuschen und endete bei 92+ Punkte, wobei ich dabei schon in einige fassungslose Gesichter blickte, denn die hatten sich bereits abgewendet. Zunächst eine recht unangenehme Nase nach Milchsäure, rustikaler Holzwürze, Jod, verzehrte Fruchtanklänge nach Kirschen, Bohnerwachs, braucht kein Mensch. Auch im Mund zunächst recht laktisch, verfliegt aber mit der Weile vollständig. Auf faszinierende Weise bringt der Wein sich selbst in Balance und zeigt nach viel Geduld eine tiefe, gereifte dunkle Beerenfrucht nach Pflaumen, Brombeeren und Schwarzkirsche, sehr saftig und dicht, die Säure spielt den perfekten Gegenspieler, noble Holzwürze nach einem Hauch Vanille und tropischen Hölzern, er gewinnt immer mehr an Ausdruck und Harmonie, schöner Nachhall. Ein Wein, der noch jede Suche wert ist, aber in seinem derzeitigen Reifestadium Ruhe und Gelassenheit beim Verkosten verlangt.
92/100, 120 Euro


L´Ermita, 2000 (100 von 1)13 Alvaro Palacias L´Ermita Velles Vinyes, 2000
(80 % Garnacha, 15 % Cabernet Sauvignon, 5 % Carinena)
Eine Nase, die sofort Grazie und Tiefe versprüht, glockenklare schwarze Beerenfrucht, Kirschsaftextrakt, reife Brombeeren, verwoben mit der feinsten Holzwürze des Abends nach hochfeinem Pfeiffentabak, gerösteten Haselnüssen, eine Spur Süßholz, eine deutliche Rolle spielt auch die Mineralik, hier stecken wir unsere Nase förmlich in den schwarzen Schiefer, eine große Nase. Am Gaumen zeigt der Wein eine vergleichbare Klasse, nur im hinteren Bereich wirkt er noch recht unentwickelt und kantig. Er hat einen kräftigen Körper, gewaltige Fruchtfülle, erneut notiere ich Noblesse, tiefe steinige Mineralität, das Holz sehr verhalten, feste Struktur, rauschende Säure, sehr langes, aber, wie geschrieben, nicht vollständig geöffnetes Finish. Kann vielleicht noch zulegen. Ein großer Wein.
95/100, 228 Euro


Cims de Porrera, 2001 (100 von 1)14 Cims de Porrera, 2001
(55 % Garnacha, 37 % Carinena, 8 % Cabernet Sauvignon)
In der Nase eine ganz leichte animalische Note, ansonsten aber eine herrlich geöffnete und sauber Kirschfrucht, dunkle Schokolade vom Fass und mineralische Anklänge. Am Gaumen von mittlerem Körper, auch hier vollständig erblüht, verführerische dunkle Schwarzkirschen, ummantelt von dunkler Schokolade, eingebettet darin kleine Zitronenstückchen, zarte Extraktsüße, doch es bleibt ein frisches Mundgefühl zurück, denn er hat viel Zug, eine verspielte Säure und seine mineralische Anklänge erinnern an Tafelkreide, langer Nachhall. Ein toller Wein, höchstes Trinkvergnügen, wenngleich es ihm etwas an Komplexität fehlt.
92/100, 56 Euro


Gran Clos Blanc, 2004 (100 von 1)15 Celler Fuentes Gran Clos Vinya Llisarda, 2002
Eine besondere Rarität war dieser Weißwein aus 78 % Granacha Blanca und 22 % Macabeo. Dieser präsentierte sich an dem Abend noch erstaunlich frisch. Er duftete beinahe auslandend nach reifen Melonen mit deutlichem Holzeinschlag. Am Gaumen von kräftigem Körper, sehr vollmundig, erneut reife tropische Anklänge, viel Vanille vom Holz und erste Reifenoten, erstaunlich präsente Säure, vermutlich sorgt der Macabeo dafür, ein wenig steinbetonte Mineralik, trotz all seiner Kraft und Opulenz gefällt er mir sogar als Solist ganz passabel, obschon er natürlich als Essenbegleiter konzipiert ist und zu unserem geschmorten Lammrücken ganz vorzüglich passt. Zumindest war die Flasche schnell geleert. Alle die jeglichen Holzeinsatz im Weißwein als Fehler brandmarken, liefen natürlich Sturm.
88/100


Planots, 2004 (100 von 1)16 Celler Cal Pla Planots Vi de Vinyes Velles, 2004
(50 % Garnacha, 50 % Garinena)
Die Anfangs vorhandene Überreife und vegetabile Note verschwindet schnell. Was bleibt ist jung, klar und tief. Ein Duft als stecke man seine Nase in puren Graphit und nasse Kieselsteine, habe ich selten in einem Rotwein erlebt, glockenklare, etwas verschlossene Kirschfrucht und ein Anflug von Aceton, Petrol und Thunfischöl. Am Gaumen dicht, dunkle Frucht nach jungendlichen Brombeeren, Blockschokolade, Orangen- und Limettenschalen, immer wieder schieben sich neue Komponenten in den Vordergrund, feine, fast weiche Säure, die bereits mit der Frucht verschmolzen ist, zupackende Tannine, ohne sehr störend zu wirken, mittlere Länge. Liegen lassen.
93+/100, 79 Euro


Cartus, 2004 (100 von 1)17 Celler Fuentes Cartus, 2004
Jungwein des Abends für mich der Cartus, mit einer betörend, komplexen Nase nach Nougat, Herzkirschen, Brombeergelee und feinsten Holzaromen mit viel milden Espresso, Süßholz und Rauch, mitten im Geschehen ein packender Schieferduft, wie ich es nur von der Mosel kenne. Diese ausdrucksstarke Mineralik ist auch der führende Eindruck am Gaumen, ein steiniger Rotwein, der aber auch viel Fleisch von Brombeeren, Pflaumen und Kirschen mitbringt, kräftiger Körper, packt den Alkohol komplett weg, noch gänzlich unzugänglich, ein Monolith, pikantes Säurespiel, sehr komplex und scharf gezeichnet, sehr langes Finish. Alle Kisten kaufen, die man bekommen kann und für 10 Jahre im Keller vergraben. Leider nicht ganz günstig.
96+/100, 98 Euro


Vall Llach, 2006 (100 von 1)17 Cellar Vall Llach, 2006
(40 % Carinena, 35 % Garnacha, 20 % Cabernet Sauvigngon, 5 % Syrah)
Viel Frucht, mit leichter Überreife, in der Nase, dunkle Schokolade, mineralische Anklänge. Am Gaumen überraschend klar und jugendlich, von festem Körper, saftig-animierende Frucht, der Alkohol wärmt leider etwas, ein Spaßmacher vor dem Herren, dem aber eine besonderen Komplexität bzw. Typizität abgeht, wobei auch hier der Llicorella-Schiefer deutlich schmeckbar ist. Gute Länge.
91+/100, 70 Euro


Doix, 2006 (100 von 1)18 Celler Mas Doix Costers de Vinyes Velles, 2006
(48 % Garnacha, 50 % Carinena, 2 % Merlot)
Intensiv strömt es aus dem Glas, erneut eine glasklare Herzkirsch-Frucht, aber auch Himbeeren und Granatäpfel finde sich, einen kühlen Wind verbreitet die Mineralität nach Kalkstein und Schiefer, feine Holzwürze im Hintergrund. Es ist eine wahre Freude. Am Gaumen überraschend schlank, kühl und unnahbar, dafür umso trinkanimierender, obwohl wir es natürlich mit einem Jungwein zu tun habe, der sich noch nicht alle Geheimnisse entlocken lies. Aber er besitzt Klasse, ja Noblesse ob seiner kühlen, tiefen rotbeerigen Frucht, den herrlich saftigen Herzkirschen und einer salzigen Mineralität, wie ich es bei keinem Wein an diesem Abend vernommen habe, dazu Zitrusfrüchte und ein Hauch frischer Kräuter (Lavendel!), bei aller Verschlossenheit vibriert der Wein bereits auf der Zunge, nur die Tannine greifen noch etwas unelegant in den Gaumen, gute Länge. Noch lange liegen lassen.
94+/100, 89 Euro


Samso, 2009 (100 von 1)19 Celler de l´Encastell Roquers de Samsó, 2009
Noch ein Tick darüber der Samsó mit seiner ganz eigenen Noblesse. Es ist wirklich erstaunlich, welche Finesse, Kühle und Filigranität ein Wein haben kann, der mit 14,5% ja nicht wirklich alkoholarm genannt werden kann. Er riecht nach gekühltem Kirschkonfit, rohem Fleisch, Brombeeren und Backpflaumen und ein Tick Holunder, dahinter zeigt sich noch unentwickelte Süße vom Fassausbau, insbesondere Vanille und Milchschokolade. Am Gaumen konzentriert und fokussiert mit herrlicher Extraktsüße, salzig-schwarzbeeriger Frucht, wenn das irgendeinen Sinn macht, aber die Salzigkeit der Mineralität ist wirklich verschmolzen mit der Frucht, da läuft mir das Wasser im Munde zusammen, das ungemein lebendige Säurespiel gibt mir den Rest, ein grandioser Wein, der ganz am Anfang seiner Entwicklung steht und dazu noch ein echtes Schnäppchen ist.
95+/100, 44 Euro


Nit de Nin, 2009 (100 von 1)20 Familia Oritz Nit de Nin, 2009
(60 % Grenache, 30 % Carinena, 10 % Syrah)
Duftet nach Veilchenpastillen, Herzkirschen, recht viel Holz, ein wenig Mineralität. Am Gaumen von festem Körper, erneut die Veilchenpastillen von der Nase, dunkle, klare Beerenfrucht, alles ein wenig eingekocht, trotzdem frisch und animierend, ohne sonderliche Tiefe, verspielte Säure mit guter Bindung zur Frucht, hat Zug am Gaumen, wirkt hinten raus recht fest und ausdrucksstark, gutes Finish. Schwer zu bewerten, da noch sehr jung.
92+/100


Damit endete eine eindrucksvolle Reise durch die Steilhänge des schwarzen Schiefers im Montsant-Gebirge. Der Probe belegte eindrucksvoll welche Vielfalt an Spitzenweinen das Gebiet mittlerweile vorhält. Die Preise liegen dabei himmelweit auseinander. Zwar sind die Unterschiede auch blind durchaus schmeckbar, aber man muss sich schon genau überlegen das zehnfache eines L´Ermita oder Clos Erasmus anzulegen, um die 1-2 Punkte mehr im Glas zu haben. Denn bereits ab 40 bis 50 Euro gibt es  ausgezeichnete Weine von deutlicher Herkunft. Nochmals herzlichen Dank in Richtung Oberhausen für all die Mühe um einen derartig genussreichen Abend zu bewerkstelligen.

Ein Kommentar zu “Die Spitze des Priorats

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