Diverse Prioratos Teil 2

Priorat Teil 2 - Titelbild (100 von 1)Es geht weiter mit diversen Prioratos aus dem Sortiment von Torsten Hammer. Wie immer zum regulären Preis erworben, vollkommen unabhängig bewertet, nur die Freude am Wein wird uns sicherlich beeinflussen. Die Weine kamen offen in zufälliger Reihenfolge auf den Tisch. Offen, weil keiner kannte die Weine noch die Verkaufspreise.

Coreliom, 2005 (100 von 1)Terra de Verema Corelium, 2005
Nach über 20 Stunden in der Karaffe fand der Wein zu sich und zeigte seine zukünftige Klasse. Tief dunkle Beerenfrucht, reife Brombeeren, Heidel- und Blaubeere, alle drei Trauben zeigen sich sehr abwechselnd, jedoch um so deutlicher, das Holz fein mit der Frucht verwoben mit Anklängen von kalter Holzkohle, ausgeschälten Vanilleschoten, dunkle Herrenschokolade, das ist noch sehr jugendlich, etwas angespannt, jedoch mit ersten Anzeichen von Größe und Tiefe, im Hintergrund ruht sanft und solide die steinge Mineralik vom Llicorella-Schiefer. Das Bukett kündigt Spitzenwein ab 2017 an. Am Gaumen von kräftigem Körper, trotzdem wirkt der Wein über den gesamten Verlauf angenehm unangestrengt bzw. elegant und trinkig. Bei aller Kraft am Gaumen noch recht scheuer Antrunk mit klarer komplexer Frucht nach dunklen Waldbeeren, herrlich viel Blaubeeren, pikanter Säure mit zitroniger Note, die Tannine perfekt gereift, vielleicht noch jugendlich wild, geben dem Wein jedoch Kontur und bekunden erste Einsichten sich irgendwann mit der satten Frucht zu verständigen, im mittleren Bereich zeigt der Wein seine Klasse mit enorm festen Gerüst und vollem Mundgefühl, die Frucht aus Schlehen, Blaubeeren versprüht fortwährend Spiel und Noblesse und geht eine stimmige Balance mit der straffen steinige Mineralik ein, die im langen Nachhall salzige Anklänge zeigt. Hier ist Spitzenwein in seiner Entwicklung, der bereits heute viel Trinkfreude macht, aber vermutlich erst in fünf Jahren zeigt was er kann. Würde ihn gerne mal aus einem großen Jahr gereift probieren, aber dafür gibt es ihn noch nicht lange genug. Für ein Premieren-Jahrgang eine überaus beachtliche Leistung, leider preislich ambitioniert.
92+/100, 55 Euro

Mas Martinet Cami Pesseroles, 2006
Unmittelbar nach dem Aufziehen versprüht er pure Noblesse danke einer glasklaren, tiefen Schwarzkirschfrucht ummantelt von dunkler Herrenschokolade und vielfältigen Wildkräutern und Hölzern mit feinem Harzeinschlag, dahinter schwingen noch Blaubeeren animierend mit. Große Nase. Am Gaumen eine Wucht mit satten, herrlich saftig-frischen Antrunk mit klarer Fruchtessenz aus Blaubeeren und Schwarzkirschen, die Tannine bereits perfekt eingebunden, vermitteln ein angenehm fein-mürbes Mundgefühl, sehr beweglich dank tänzelnder Säure, nur ein Hauch feinster Dunkelschodolade vom Faßausbau spürbar, ab der Mitte beißt sich der Schiefer in den Gaumen und gibt dem Wein eine weitere Dimenssion und lässt ihn nun noch beweglicher wirken, große Tiefe und Komplexität mit großen Nachhall, verbleibt erstaunlich lang am Gaumen und endet auf einer mineralische-zitronig Note von Kräuterkruste ummantelt. Was für ein großer Wurf für den ersten Jahrgang dieses Weines.
94/100, 57 Euro

Roca de les Dotze Roca Bruixa, 2007
Dieser Priorat-Wein hat ein für mich nicht gekanntes würziges Bukett. Bei meiner Recherche fand ich heraus, dass in ihm 25 % Syrah stecken, die vermutlich diese Besonderheit verantworten. Ich hätte ihn auf jeden Fall blind an die Rhone gesteckt, eher an die nördliche, denn er wirkt schlank, ja richtiggehend frisch. Die Frucht zeigt viel Herzkirsche, Orangenschale und reife Blaubeeren, die französische Eiche erkennt man an einer Ahnung von Marzipan, ansonsten hält es sich angenehm zurück. Ansonsten eben ein Bündel voller angetrockeneter Küchenkräuter, wie Bohnenkraut und Thymian, auch ein wenig Speck, insgesamt interessant und ausgewogen. Am Gaumen angenehm schlank wirkend, frischer, fruchtbetonter Auftakt nach roten Johannisbeeren und jungen Himbeeren, die pickante Säure tickt fast zu keck hervor, einfach weil im Mittelbau es ein wenig an Extraktdichte fehlt, die Tannine noch trocknend, bin aber eher skeptisch, ob sich das noch gänzlich harmonisiert, mittlere Tiefe, die Kräuter wirken (leider) eher im Hintergrund, knapp mittellanger Nachhall mit schöner, sauberer Frucht, aber leider tauchen auch grüne Noten auf. Ein insgesamt  frischer, auch an wärmeren Tagen gut zu trinkender Wein, der seine 14 % erstaunlich gut verpackt und elegant daher kommt. Es fehlt ihm im Mund ein wenig an aromatischen Tiefgang und Dichte. Die Rebstöcke sind mit 10 Jahren auch noch sehr jung, da könnte also in ein paar Jahren ein schöner Wein heranwachsen.
87/100, 25 Euro

Pater, 2008 (100 von 1)Ficaria Vins Pater La Figuera Montsant, 2008
Die ersten drei Tage war der Wein stark maskiert von einer rustikalen Holznote. Erst am vierten Abend schälte sich langsam eine dunkle, tiefe Beerenfrucht von großer Klarheit hervor, trotzallem noch stark bedrängt von Faßaromen, mit deutlichen Barbecuearomen und verbranntem Holz. Im Mund mit überraschend leichtfüßigem Auftakt mit dunklen Beeren, erinnern an reife Casis, Brombeeren und einem Hauch Schwarzkirschen, das Holz auch hier präsent, wirkt aber nicht mehr so burschikos, die Würze von Holz verbindet sich im weiteren Verlauf durchaus gelungen mit der Frucht, in der Mitte mit ausreichend Dichte und getragen von der prickelnden Säure, alles sehr schön, durchaus trinkanimierend, aber hinten raus auch ein wenig langweilig, die Süße vom Holz, vorallem Vanille und die reifen Beerenfrüchte haben nur mäßigen Tiefgang, der Wein wirkt aber noch sehr jugendlich und verschlossen und könnte sich in fünf Jahren noch weiter aufgefächert haben, mittlere Länge. Ein sehr guter Wein, der seinen Alkohol noch so gerade einbinden kann und zu einem gegrillten Steak vermutlich schon heute mundet.
88+/100, 24 Euro


La Fuina, 2007 (100 von 1)Celler dels Pins Vers La Fuina, 2007
Der Duft verrät unmittelbar seinen Cabernet Sauvignon-Anteil, sehr noble Beerenfrucht mit reifer und glockenklarer schwarzer Johannisbeere, dahinter Orangenzesten, dunkle Herrenschoklade, ein Hauch Vanilleschote, sehr kühl, tief und elegant. Spontan ein großartiger Duft. Am Gaumen fällt er deutlich ab. Mittlerer Körper, gedeckte Antrunk mit unklaren Fruchtanklänge, wirkt in seiner ganzen Veranlagung bitter, die Tannine trocknen deutlich aus, hinten wird der Wein richtiggehende dünn in der Aromatik, dazu wärmt der Alkohol. In diesem Stadium nicht überzeugend. Über drei Tage ohne ansteigende Freude verkostet.
83/100, 32 Euro


Solertia, 2008 (100 von 1)Vinyes de Manyetes Solertia Vi de La Vila de Gratallops, 2008
Deutlich überzeugender der Solertia. Auch er präsentiert sich noch sehr jugendlich, hat sich gar in seine Höhle zurückgezogen. In der Nase eine unklare dunkle Beerenfrucht, kaum Spiel mit den Faßaromen nach Marzipan und Krokant, dahinter feiner Schieferduft, obwohl das ganze Bukett nicht klar gezeichnet ist, hat es Tiefe und könnte sich mit Reife durchaus ansprechend entwickeln. Ein vergleichbares Bild am Gaumen, die Frucht tritt hier zwar klarer hervor, vorallem die satte Kirschfrucht, jedoch auch hier noch staubig, die Fruchtfülle baut im mittleren immer weiter aus, bleibt jedoch immer frisch und fokussiert, das Holz hält sich zurück und überläßt der pikanten Säure den Vortritt, diese tänzelt und gibt den Kirschfrüchten ein Hauch Zitrus mit, festes mineralisches Fundament nach Feuerstein und nassem Schiefer, noch etwas abseits stehend, guter Nachhall. Ein gelungener Wein, der noch einige Jahre sich entwickeln muss.
91+/100, 45 Euro

Sieger dieser kleinen Vergleichsprobe war für mich eindeutig der Mas Martinet Cami Pesseroles aus 2006. Ein Wein, der bereits unmittelbar nach dem Aufziehen sein ganzes Potential zeigt und einfach meine Hoffnungen an das Priorat mustergültig erfüllt, große Fruchtfülle gepaart mit mineralischem Schieferbiss ohne wärmenden Alkohol.

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