Bürklin-Wolf Riesling Spätlese trocken Deidesheimer Kalkofen G.C., 1999

Im Mittelhaardt zählt Bürklin-Wolf zu den erfahrensten Güter im Ausbau von trockenen Spitzenrieslingen mit erheblichen Reifepotential. Trotz der enormen Größe von 85 Hektar gelingt es dem Weingut zumeist die Terroirs der vielen Spitzenlagen rund um Forst, Deidesheim, Wachenheim und Rupperstberg zu bewahren. Seit Mitte der 90er-Jahre zeigt sich die Qualität wieder auf einem erfreulichen Niveau. Heute haben wir den 99er Kalkofen im Glas. Kein schlechtes, aber zuweilen überschätzes Jahr in Deutschland, wobei meiner Meinung die Pfalz und das Rheingau sich noch am besten entwickelt haben. Geschmacklich i.d.R. ein interessantes Gegenstück im Vergleich zum 98er, hat es doch schlankere und elegantere Weine hervorgebracht, die sich auch in der Jugend wohl sehr schön gezeigt haben (war ich noch nicht dabei) , aber das Meiste wird heute wohl nicht mehr all zu viel Spaß machen. Da fehlte es dann teilweise an Struktur und Konzentration.

Die Lage Kalkofen hat eine lange Tradition bei B-W. Sie bringt für meinen Geschmack recht kräftige, teilweise opulente Weine hervor, die aber dank eines mineralischen Spiels trotzdem recht gefällig und lebendig wirken. Gelegentlich notierte ich florale Noten. Eigentlich hatte ich noch keinen wirklich missglückten Wein aus dieser Lage, egal ob von B-W, von Bassermann oder Biffar. Können in ihrer Jugend gefallen, haben aber auch Entwicklungspotential. Auch einfache Prädikate sind bereits sehr gut.

Doch nun zum Wein: Erstaunlich frisch, meiner erster Eindruck in der Nase. Keinerlei Alternoten festzustellen. Konzentrierter Duft nach kandierten Zitronen, warmen und weichen Rauch und leicht süßliche, florale Anklänge im Hintergrund. Wirkt jedoch leider ein wenig verwaschen, ich vermisse eine klare Kontur. Diese Kritik habe ich dann auch im Mund. Aber von Beginn an. Recht kräftiger Körper im Mund, sehr saftiger, fruchtbetonter Antrunk. Die merkliche Restsüße legt sich wie eine feine Zuckerschicht über die tropischen Früchte, auch gelbe Äpfel sind deutlich zu schmecken. Daneben fügt sich die Mineralik aufgrund ihrer sehr weichen und einschmeichelnden Art nach Rauch und Biskuitcreme fast zu gut ein. Es kommt etwas Langeweile auf, es fehlt an Spiel, an Gripp, einfach ein wenig an Kanten, an denen sich der Weinverstand reiben kann. Keine Frage, ein sehr guter Riesling, der dank seiner Konzentration, Saftigkeit und Harmonie vielen Weinfreunden sehr gut gefallen wird. Er hat sich ausgezeichnet gehalten, aber nicht besonders weiterentwickelt. Vermutlich hätte ihm ein paar Gramm weniger Zucker gut getan. Der Abgang ähnlich ruhig wie der gesamte Verlauf und klingt mittellang aus. Die Flasche habe ich trotzdem mit Genuss getrunken. Es war die Letzte. Gut so.

Vom Fachhandel, 36 DM (damals), 87 Punkte (sehr gut), jetzt bis 2014

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